Weil das Interesse an den Heim-Auftritten des FV Illertissen in der Regel überschaubar ist, verzichten man dort auf das Ritual einer Pressekonferenz. So war dann auch nicht zu beobachten, wie Trainer Marco Wildersinn nach dem 6:0 (2:0)-Auswärtssieg der Würzburger Kickers auf das fast schon überschwängliche Lob seines Kollegen Marco Konrad reagierte. Als Illertissens Trainer Marco Konrad nämlich nach der Partie einzeln zum Geschehen auf dem Platz befragt wurde, sagte der ausgebildete Fußballlehrer gegenüber dem Internet-Fernsehen des Verbandes: "Das war das Beste, was ich bisher in der Regionalliga gesehen habe. Wie die Kickers die Tore herausgespielt und erzielt haben, das war sehr, sehr gut gespielt."
Es ist schwierig, nicht ins Schwärmen zu kommen über die Kickers, die in dieser Regionalliga-Saison nun nach zwölf Spieltagen 40 Tore erzielt haben, die dieser Tage eine beeindruckende Spielfreude und auch Dominanz an den Tag legen. Ballbesitzwerte von beinahe 60 Prozent sind bei den Rothosen völlig normal. Schon vor dem Illertissen-Spiel waren es, laut dem Internet-Analyse-Portal "wyscout", 58,29 Prozent im Durchschnitt der Regionalliga-Partien. Die Kickers drücken in dieser Saison fast jeder Partie ihren Stempel auf. "Wie konstant wir punkten, liegt in erster Linie an uns", sagt Wildersinn. Sprich, wenn die Kickers ihre Leistung bringen, wird es schwer sein, sie zu bezwingen. Es ist dieses unerschütterliche Selbstvertrauen, das die Kickers ausstrahlen und von dem auch Torhüter Marc Richter berichtet: "Wir sind in jedem Spiel absolut überzeugt, dass die drei Punkte uns gehören."
Wildersinn packte sein aktuelles Wohlbehagen am Freitagabend in zwei Worte: "Es läuft!" Der Trainer kann sich auf sein Team verlassen: "Auch nach Auswechslungen oder wenn wir Positionen auf dem Spielfeld tauschen, ist kein Bruch zu erkennen." Zu viel Begeisterung will sich der Trainer aber nicht gönnen: "Es ist harte Arbeit, jedes Mal neu den Fokus hochzuschrauben. Wenn wir anfangen, zu zufrieden zu sein, oder ein bisschen nachlassen, wird es nach hinten losgehen. Deshalb gilt es, immer an den Dingen zu arbeiten, die wir noch nicht so gut machen und weiter hungrig auf jedes Spiel zu sein", sagte Wildersinn am Freitag nach dem zweiten Kantersieg binnen sieben Tagen, während durch die Kabinentür laute Partymusik in die kühle Abendluft drang.
Die sechs Treffer von Illertissen, einer besser anzuschauen als der andere, haben den Kickers nun ein schönes Polster beschert. In der Regionalliga, in der anders als in den restlichen bayerischen Fußball-Spielklassen bei Punktgleichheit nicht der direkte Vergleich, sondern die Tordifferenz über die Platzierung entscheidet, ist die bisherige Bilanz schon so gut wie ein Extrapunkt.
