Die Würzburger Kickers bleiben an der Spitze. Auch nach dem 12. Spieltag wird der Drittliga-Absteiger - zumindest nach menschlichem Ermessen - auf Platz eins der Fußball-Regionalliga stehen. Die SpVgg Unterhaching müsste an diesem Samstag ihr Heimspiel gegen den FC Pipinsried schon mit 19-Toren Unterschied gewinnen, um die Tabellenführung den Kickers wieder abzunehmen . . .
Für eine Viertliga-Spitzenmannschaft, wie es die Würzburger nicht nur sein wollen, sondern inzwischen offenbar auch sind, war die Partie beim FV Illertissen eine Pflichtaufgabe. Wo die Schwäche der Schwaben liegt, war schon vor dieser Partie leicht ersichtlich: Illertissen hat in dieser Saison die zweitmeisten Gegentore aller bayerischen Regionalligisten kassiert. "Hinten sind sie anfällig", hatte Trainer Marco Wildersinn denn auch im Vorfeld erkannt.
Der FV Illertissen, der einst in der baden-württembergischen Oberliga kickte und erst mit der Gründung der bayerischen Regionalliga 2012 in den Spielbetrieb seines eigenen Bundeslandes eingegliedert wurde, hatte im Sommer unter anderem Innenverteidiger Marius Wegmann an die Würzburger Kickers verloren. Einer der Verluste, die die Schwaben bislang nicht ausgleichen konnten.
Auf der anderen Seite stand die Tormaschinerie der Liga, die auch am Freitagabend wieder im Akkord produzierte. Das Besondere an den Kickers in dieser Saison: Alle Spieler sind torgefährlich. Aus der Startelf in Illertissen war am Ende der 90 Minuten nur noch zwei Akteure ohne Saisontor: Innenverteidiger Felix Göttlicher und Torwart Marc Richter. Der Leihspieler war allerdings auch erst später zum Würzburger Kader gestoßen.
Es war vom Start weg ein dominanter Auftritt, den die Kickers auf dem aufgrund der nicht allzu starken Flutlichtanlage recht düster wirkenden Rasenviereck zeigten. Dabei gab es trotzdem diese einen Szene, in der die Partie eine andere Wendung hätte nehmen können und in der auch Richter entscheidend eingriff: Die Gäste führten bereits mit 1:0. Der nach überstandener Verletzung in die Startelf zurückgekehrte Rechtsverteidiger Thomas Haas hatte nach einer Faustabwehr von FVI-Torhüter Luka Nujic den Ball aus gut 25 Metern volley ins Tor befördert.
Doch die Führung stand auf der Kippe, als Schiedsrichter Maximilian Reichel, nachdem Peter Kurzweg einen Flankenball mit der Hand abgeblockt hatte, auf Strafstoß entschied. Richter wehrte nicht nur den Elfmeter des Japaners Kento Teranuma stark ab, sondernd parierte auch den Nachschuss von Gökalp Kilic (35.). Der Keeper wird, so scheint es, immer mehr zum wertvollen Rückhalt für die Rothosen. "Ich habe mir diesmal extra nicht vor dem Spiel sagen lassen, in welche Ecke die Elfmeterschützen des Gegners am häufigsten schießen. Ich habe mich einfach instinktiv entschieden und es war richtig", freute sich Richter über den parierten Strafstoß.
Der Rest der Partie war aus Würzburger Sicht ein reines Schaulaufen. Wie am Schnürchen rollte der Ball durch die Reihen der Mannschaft von Trainer Marco Wildersinn. Noch vor dem Seitenwechsel zog Maximilian Zaiser den anfangs in der Offensive durchaus bemühten Gastgebern mit dem zweiten Kickers-Treffer frühzeitig den Zahn (37.).
Der zweite Durchgang erfreute dann die stimmungsmäßig deutlich überlegenen Würzburger unter den 500 Zuschauenden so richtig. Ein Tor nach dem anderen legten die Kickers den Illertissenern in den Kasten. Am Ende hätten es sogar noch mehr Treffer als die von Daniel Hägele (54.), Benjika Caciel (57.) und Saliou Sané (70., 82.) werden können. "Wir sind immer weiter gierig auf Tore geblieben. Das war sehr beeindruckend. Auf diese Leistung können wir stolz sein“, so Trainer Wildersinn.
40 Tore haben die Kickers nun nach zwölf Spielen erzielt und 26 Zähler auf dem Konto, zwei mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Saison 2014/15 als sich die Rothosen unter Trainer Bernd Hollerbach die Regionalliga-Meisterschaft sicherten und am Ende in die 3. Liga aufstiegen.
Nur gut, dass wir einen so besonnenen Trainer und auch ein sehr gute Arbeit leistendes Management haben, das sich bescheiden im Hintergrund hält. Bei den Kickers flippt jetzt niemand aus und träumt von irgendwelchen Titeln. Einfach immer weiter so und am Ende schauen wir mal was die Saison gebracht hat. Ich bin mir sicher auch wenn mal ein paar Rückschläge kommen sollten, wird man nicht hektisch oder nervös werden.
Auf jeden Fall bereitet dieses Team mit seinem offensiven Kombinationsfussball richtig viel Freude. Der Trainer von Illertissen meinte, dass das der beste Regionalligafussball war, den er je gesehen hat. Da freut man sich auf die nächsten Spiele.