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FUSSBALL
Vereine ermöglichen Fußballverband eine Klage gegen Regierung
Eine Mehrheit der Fußballklubs im Freistaat macht in einer Umfrage ihrem Unmut Luft. Kommt es nun zum Gerichtsverfahren? Oder gibt die Staatsregierung dem Drängen nach?
Er fühlt sich durch das Votum der Vereine gestärkt: Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes.
Foto: Frank Scheuring | Er fühlt sich durch das Votum der Vereine gestärkt: Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:39 Uhr

Die Chancen, dass es zu einer Auseinandersetzung vor Gericht zwischen dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und der Staatsregierung kommt, sind seit diesem Montag ein Stück größer geworden. Da nämlich hat der BFV die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter seinen Vereinen veröffentlicht, wie der Verband damit umgehen solle, dass Wettkampfspielbetrieb mit Zuschauern im Freistaat aufgrund der Corona-Beschränkungen weiter untersagt ist.

Demnach unterstützt eine Mehrheit von über 80 Prozent der Klubs das Ansinnen des Verbands, den Wettkampfbetrieb mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern ab 19. September wieder aufzunehmen. Über 85 Prozent der an der Umfrage Teilnehmenden hielten den Kurs der Staatsregierung im Umgang mit dem Breitensport mittlerweile für nicht mehr nachvollziehbar. Sollten kurzfristig keine weiteren Lockerungen von staatlicher Seite beschlossen werden und der Amateurfußball damit keine Gleichbehandlung mit kulturellen oder religiösen Veranstaltungen erfahren, "sprechen sich zwei Drittel der Klubvertreter dafür aus, dass der BFV als letztes Mittel den Klageweg gegen die Staatsregierung beschreiten soll", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands.

An der Umfrage hatten sich nach Angaben des Verbands in den vergangenen fünf Tagen 3069 Vereine beteiligt, die Wahlbeteiligung lag bei über 70 Prozent, stimmberechtigt waren 4355 am Spielbetrieb beteiligte Klubs.

"Unsere Vereine haben mit der Abstimmung und den überaus deutlichen Ergebnissen ein ebenso starkes wie klares Signal gegeben, ein solches erhoffen wir uns jetzt auch sehr kurzfristig von der Staatsregierung, denn wir wollen Fußball spielen und nicht gegen die Regierung klagen", wird BFV-Präsident Rainer Koch in der Pressemitteilung zitiert. Schon zu Beginn der Abstimmung vor sechs Tagen hatte Koch betont, "dass die Staatsregierung am 14. September die Sache immer noch rechtzeitig auf den Weg bringen und die Freigabe für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab dem 19. September 2020 erteilen kann. Es müsste aber frühzeitig ein deutliches Signal zur Freigabe kommen, da die in der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung festgelegten Corona-Beschränkungen bis 18. September verlängert worden sind. Und wir können nicht erst am 14. September damit anfangen, für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs fünf Tage später ab 19. September zu planen."

Warten auf ein Signal

Sprich: Koch erwartet sich ein politisches Signal, wenn an diesem Dienstag, 8. September, der Ministerrat in München tagt. Bleibt ein solches Signal aus, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich die Kontrahenten vor dem Verwaltungsgericht treffen, wo sich der BFV-Präsident gute Chancen ausrechnet. Der Einschätzung des promovierten Juristen nach werde es bis zur Entscheidung über "einstweiligen Rechtsschutz" nur wenige Tage dauern.

Die Umfrageergebnisse hat Koch am Montagmittag dem für Sport zuständigen Innenminister Joachim Herrmann übergeben, verbunden mit der Bitte, sich für eine Erlaubnis des Wettkampspielbetriebs mit einer begrenzten Zahl an Zuschauern analog zum Kulturbetrieb zu verwenden. Der Verband werde die zeitnahe Antwort der Staatsregierung abwarten, ehe die Schritte des weiteren Vorgehens veröffentlicht würden.

Ist für den Sport zuständig und daher der Ansprechpartner der Verbände: Innenminister Joachim Herrmann.
Foto: Irene Spiegel | Ist für den Sport zuständig und daher der Ansprechpartner der Verbände: Innenminister Joachim Herrmann.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Vertreter des Sports dieser Tage beim Innenminister bemerkbar gemacht haben. Am Wochenende haben 31 bayerische Sportfachverbände eine "Resolution zur Wiederaufnahme des Trainings- und Wettkampf- sowie Spielbetriebs mit Zuschauern in Bayern" veröffentlicht und an Herrmann weitergeleitet. Die Verbände, die nach eigenen Angaben 3,6 Millionen Sportlerinnen und Sportlern vertreten und die als Zusammenschluss "Team Sport-Bayern" (TSB) auftreten, fordern darin "mit Nachdruck bei Einhaltung der jeweiligen Hygienekonzepte" die Wiederzulassung des Wettkampfspielbetriebs zum 19. September. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen die Landesverbände für Basketball, Eissport, Fechten, Golf, Fußball, Handball, Radsport, Ringen, Rudern, Schwimmen, Skisport, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Turnen, Volleyball sowie für diverse Kampfsportarten. Allerdings hat sich die Mehrheit der Ringervereine in Bayern, anders als die Fußballer, in einer Umfrage gegen eine Klage ausgesprochen.

 
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  • L. B.
    Gut manipuliert Herr. Dr. Koch!!
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