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Bad Kissingen
Traumjob Fußball-Scout? Ein Bad Kissinger arbeitet beim SC Freiburg
Fußball gucken und dafür bezahlt werden. Für viele klingt das nach dem Traumjob. Warum es auch seine negativen Seiten hat und wie Tobias Geis überhaupt Bundesliga-Scout wurde.
Tobias Geis (rechts) aus Bad Kissingen arbeitet als Scout beim SC Freiburg.
Foto: Geis | Tobias Geis (rechts) aus Bad Kissingen arbeitet als Scout beim SC Freiburg.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:44 Uhr

Wenn man die Scouting-Abteilungen der Erst- und Zweitligisten in Deutschland durchforstet, findet man dort viele ehemalige Fußballprofis. Pirmin Schwegler, der für Hannover 96, die TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt spielte, ist der neue Chefscout beim FC Bayern. Bei Werder Bremen leitet Ex-Profi Clemens Fritz die Abteilung Scouting und Profifußball. Immer wieder erscheinen in den Mitarbeiterlisten der Vereine aber auch Namen, die man selbst wenn man alle Bundesliga-Sticker Alben von Panini der letzten 30 Jahre auswendig gelernt hat, nicht kennt. Namen wie der von Tobias Geis. Der 29-Jährige aus Bad Kissingen ist Teil der Scouting-Abteilung des SC Freiburg.

In den Breisgau kam er über ein Praktikum, das Teil seines Sportmanagement-Studiums an der Hochschule in Heilbronn war. Geis, der in Bad Kissingen geboren ist und dort beim TV Jahn Winkels das Fußballspielen lernte, absolvierte damals ein Praktikum im organisatorischen und pädagogischen Bereich bei den Südbadenern. "Ich hatte im Nachwuchsleistungszentrum viel mit den Jugendspielern zu tun", berichtet er. Weil Geis dort einen guten Eindruck hinterließ, wurde es ein längerer Aufenthalt in Freiburg. Er schrieb seine Bachelorarbeit beim SC und arbeitete weiter für den Verein. Als das Studium dann endete, wechselte der gebürtige Bad Kissinger als Projektleiter zum Südbadischen Fußballverband. "Ich war dort für die Unterstützung des Amateurfußballs verantwortlich und habe unter anderem die Digitalisierung der Spielerpässe organisiert", erinnert er sich.

Geis kehrt zum SC Freiburg zurück

Doch der Kontakt zum SC Freiburg und den alten Kollegen riss nie ab, auch weil er weiter in Freiburg wohnte, wo er mittlerweile auch selbst wieder Fußball spielt im Landesligateam des FC Freiburg-St. Georgen. Nach zweieinhalb Jahren beim Südbadischen Fußballverband kam dann Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach auf Geis zu, weil er eine neue Stelle habe, die wie geschaffen sei für den Kissinger. Für die Scouting-Abteilung suchten die Freiburger jemanden, der jung und technikaffin ist, aber auch den Verein kennt. 

Fünf hauptamtliche Scouts arbeiten beim SC, dazu einige, die auf Honorarbasis in verschiedenen Regionen für den Verein arbeiten. Neben Ex-Profi Karim Guédé, der den Verein sehr gut kennt und weiß, welche Fähigkeiten bei Trainer Christian Streich gefragt sind, gehört zum Scouting-Team auch jemand, der gut verwurzelt ist in der Region und der sehr analytisch an den Fußball herangeht. Dem Verein sei es wichtig, dass das Team sehr unterschiedlich aufgestellt sei, sagt Geis.

So wurde Tobias Geis Scout in Freiburg

Und die enge Verzahnung spielt eine wichtige Rolle. Die Scouts sitzen mit Sportdirektor Hartenbach in einem Büro, kommunizieren oft direkt von Schreibtisch zu Schreibtisch. Die Freiburger machen zwar nur wenige Transfers, doch wenn sie Spieler verpflichten, folgen oft teure Weiterverkäufe. Die Nationalspieler Robin Koch oder Luca Waldschmidt, die mittlerweile in England beziehungsweise Portugal spielen, sind Paradebeispiele. 

"Es war anfangs vielleicht ein bisschen Glück nötig, um an die erste Praktikumstelle zu kommen. Dann folgten viel Arbeit und Fleiß"
Tobias Geis darüber, wie er Scout beim SC Freiburg wurde.

Aber wie arbeitet ein Scout bei einem Fußball-Bundesligisten? Fußballspiele gucken und dafür bezahlt werden. Es klingt wie der Kindheitstraum eines jeden Fußballfans. "Es war anfangs vielleicht ein bisschen Glück nötig, um an die erste Praktikumstelle zu kommen. Dann folgten viel Arbeit und Fleiß", erklärt Tobias Geis. Zwar habe er sich als kleines Kind nie vorgenommen, Fußball-Scout zu werden, doch jetzt sei es ein Traumjob. "Eigentlich habe ich mich als das Angebot kam, das erste Mal damit beschäftigt", gesteht er. Doch schon vorher habe er gerne Fußballspiele geguckt, auch verschiedene Länder dafür bereist. Das Umfeld in Freiburg ist aus Geis' Sicht perfekt. "Bei uns ist alles sehr kollegial, eigentlich schon freundschaftlich. Da macht es echt Spaß zu arbeiten", sagt der Bad Kissinger, der gerne viel unterwegs ist.

Bis zu 70 000 bis 80 000 Kilometer im Auto kommen da im Jahr schon zusammen, dazu Flugreisen, beispielsweise nach England oder Polen. Gerade die Beobachtung junger Spieler in diesen beiden Ländern gehört zu Geis' Aufgaben. Doch beim SC ist nie ein Scout nur für einen bestimmten Bereich tätig. "Wir arbeiten immer nach dem Vier- oder Sechs-Augen-Prinzip", erklärt er. Natürlich gebe es immer einen Scout, der einen Spieler zuerst entdeckt hat, trotzdem würde sich diesen Erfolg niemand alleine auf die Fahne schreiben. Beim SC herrsche Teamwork und bis zur Verpflichtung eines Spielers bedarf es noch einiger Schritte. "Und am Ende hat das Trainerteam einen großen Einfluss auf die Entscheidung , denn die müssen dann mit dem Spieler arbeiten", so Geis. 

Wenig Privatleben, viele Reisen

Aber der Job hat auch seine Schattenseiten. Man reist viel alleine, ist am Wochenende häufig nicht verfügbar und das Privatleben leidet natürlich. "Dafür trifft man dann zum Beispiel in Hamburg Ahmet Coprak, mit dem ich in Münnerstadt lange zusammengespielt habe", erzählt Geis. Nach seiner Zeit beim TV Jahn Winkels wechselte er zur U19 nach Münnerstadt, traf da auch auf Torjäger Simon Snaschel. Der Kontakt besteht heute noch, erst vor Kurzem absolvierten die Münnerstädter ihr Trainingslager in der Nähe von Freiburg und trafen auch auf Geis und seinen FC Freiburg-St. Georgen.

Im Rahmen des Münnerstädter Traininsglagers in Freiburg traf Tobias Geis auch auf seinen Ex-Verein.
Foto: Geis | Im Rahmen des Münnerstädter Traininsglagers in Freiburg traf Tobias Geis auch auf seinen Ex-Verein.

Manchmal lastet auch gewaltiger Druck auf Geis und seinen Kollegen. Denn auf die Empfehlung der Scouts werden millionenschwere Investitionen getätigt. "Für unsereiner sind solche Summen natürlich nur schwer greifbar", sagt Geis. Deshalb beleuchten die Scouts auch die Persönlichkeit des Spielers. "Die Erwartungshaltung von Spieler und Verein müssen zueinander passen", weiß der 29-Jährige. Ein gutes Beispiel sei hier Stürmer Ermedin Demirovic, den der SC im vergangenen Sommer aus der Schweiz geholt hat. "Dort hat er viele Tore gemacht, aber es war klar, dass die Bundesliga ein anderes Niveau sei", sagt Geis. Demirovic war nicht von Anfang an Stammkraft, aber Ziel des Spielers und des Vereins war es, dass Demirovic sich bis zu Beginn der Rückrunde in die Mannschaft gespielt hat. Das hat funktioniert, denn manchmal klappen Dinge im Fußballgeschäft erst auf Umwegen.

"Für unsereiner sind solche Summen natürlich nur schwer greifbar."
Tobias Geis über die Millionensummen, die auch der SC Freiburg bezahlt.

So wie bei Tobias Geis, der nach drei Semestern sein Studium der Erziehungswissenschaften in Köln abbrach, um Sportmanagement zu studieren. Jetzt ist er Scout bei einem Bundesligisten und kann sieben Tage die Woche Fußball gucken. Ein Traumjob, wie er sagt.

Gemeinsam mit seinen ehemaligen Kollegen war Geis auch im Freiburger Stadion.
Foto: Geis | Gemeinsam mit seinen ehemaligen Kollegen war Geis auch im Freiburger Stadion.
 
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