Mitgliederschwund beim SC Heuchelhof: Laut eines Offenen Briefs des Vorsitzenden Heinz Reinders ist die Existenz des Stadtteil-Klubs bedroht, weil von den 935 Mitgliedern vor der Corona-Krise nur noch 588 übrig sind. Wie kommt's?
Reinders, seines Zeichens Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg, nennt in dem auch an den Würzburger Stadtrat adressierten Schreiben mit der Überschrift "Brandbrief zur Existenz des Vereinssports im Stadtteil Heuchelhof" zunächst keine Hintergründe für den Rückgang um 37 Prozent. Schwer getroffen, so erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion, ist die Turn-Abteilung des 1974 gegründeten Vereins: "Wir haben die Hälfte der Kinder verloren und versuchen nun, das Schlimmste durch Video-Sessions aufzufangen. Viele sind ausgetreten, weil es über Monate hinweg ja keine Angebote geben konnte."
Schon Anfang April hatte der Professor vor den Auswirkungen Krise für die Vereine gewarnt und folgert nun für den SC, dass sich die Befürchtungen "mehr als bewahrheitet hätten". So sei durch den Mitglieder-Verlust ein Minus "von weit über 22 000 Euro bei den Mitgliedsbeiträgen" entstanden. Öffentliche Zuschüsse, die an Mitgliederzahlen gebunden sind, seien nicht einberechnet worden.
In fetten Lettern folgt, dass dem SC 2021 - nachdem 2020 durch zusätzliche Förderungen überstanden werden konnte - die Zahlungsunfähigkeit droht, "in jedem Fall aber werden dringend benötigte Übungsleiter und Übungsleiterinnen – gerade im für den Stadtteil so wichtigen Kinderturnen – nicht mehr entlohnt werden können".
Reinders baut auf die Unterstützung der Politik
Was tun? Reinders sieht die Politiker in die Pflicht, fordert neben schneller finanzieller Hilfen für die Klubs auch "Planungsgespräche über die strategische Ausrichtung verschiedener Vereinstypen" sowie die "Ausarbeitung eines Sportentwicklungsplanes für die kommenden fünf Jahre gemeinsam mit einem Strategie-Team aus Kommune, Vereinen und Wirtschaft". Das Ganze solle zeitnah geschehen.
Kritisch sieht der Vereinsboss, der den Verantwortlichen der Stadt Würzburg und des Fachbereichs Sport für die Unterstützung dankte, auch das Projekt rund um ein geplantes Freizeitgelände auf dem Katzenbergtunnel. Der Professor fordert, dass der SC Heuchelhof neben anderen Vereinen in die Planungen mit einbezogen werden müsse, was vorab nicht geschehen sei, "um Kompromisse zu finden, damit uns und unserer Stadtteil-Sozialarbeit nicht geschadet wird". Seitens der Stadt wollte man sich dazu nicht konkret äußern, da die Bürger noch bis Ende Februar Vorschläge für die Nutzung machen können. Erst danach solle eine Bewertung stattfinden. Allerdings erklärte Stadtsprecher Christian Weiß, dass man mit Reinders bereits im Austausch sei.
Die EINE Seite ist der Verein. Dieser muss sich auch mehr bemühen, gute Angebote - egal ob aktiv oder passiv - anzubieten. Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist der SC Heuchelhof nicht der einzige Verein. Es sind alle Vereine betroffen. Zudem bieten andere Vereine, um ihre Mitglieder zu erhalten Sport über Zoom an. Da hat man 1. Spaß an den Übungen, 2. Hält man sein Fitness und 3. ist es schön alle wiederzusehen. Die ZWEITE Seite ist, dass man auch die Seite der Eltern sehen und verstehen muss. Es gibt Eltern, dessen Partner seit fast einem Jahr in Kurzarbeit ist oder sogar Hartz IV anmelden muss. Die kämpfen um jedes Cent, was vorher noch nicht war. DIe Preise steigen: Lebensmittel, Hygiene, Sprit, etc. Wenn man wenig Geld zur Verfügung hat, dann muss einem doch klar sein, dass man lieber sein Kind im Verein abmeldet und später, wenn es wieder AKTIV sein kann und die Lebensweise sich gebessert hat, dann wieder anmelden kann.
Insbesondere die Kinder sind i. d. R. gut aufgehoben, bewegen sich, lungern nicht auf der Straße herum und sitzen nicht nur vor dem Fernseher oder der Spielkonsole, Stichwort
Übergewicht; gilt natürlich auch für die Alten!
Mein Sohn, ein langjähriger Fußballer in seinem Verein, hat übrigens erklärt, dass er weiterhin seinen Beitrag zahlen will, obwohl er auswärts arbeitet und nicht mehr aktiv im Vereinsgeschehen mitwirkt. Es kommt für ihn nicht in Betracht, dass er seinen Heimatverein im Stich lässt.
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Dominik Großpietsch
Sportredaktion
Ich könnte brechen, wenn ich mir den Schwund in meinem Heimatverein ansehe.
Waren da nicht vor einigen Jahren noch 2 Herrenmannschaften im Spielbetrieb angemeldet und das waren mit den Ersatzspielern sicherlich einige Spieler und Betreuerstäbe. Einige haben aus Verärgerung einen Austritt vorgenommen. Die Nachbarvereine und die Kickers haben sich über diesen Mitgliederzuwachs sicherlich gefreut. Wenn dann noch deren Kinder mitgewechselt haben, dann fehlen diese Mitglieder woanders - beim SC Heuchelhof eben. Ich meine hausgemachte Probleme und ich wünsche dem Verein,dass er die Kurve wieder kriegt, auch wenn das noch etwas dauern kann