
Er ist im Kader von Hannover 96 der Senkrechtstarter: Lars Gindorf ist in der Spätphase dieser Saison vom Torjäger des Regionalliga-Teams zum etablierten Angreifer in der Zweitliga-Mannschaft aufgestiegen. Doch Vorsicht: Geht es nach der Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erfüllt Gindorf die Stammspieler-Kriterien nicht.
Sprich, der Stürmer, der an den vergangenen neun Spieltagen in der 2. Bundesliga mitwirkte, zuletzt viermal in der Startelf stand und bereits zwei Zweitliga-Tore auf dem Konto hat, könnte in den Aufstiegsspielen gegen die Würzburger Kickers dabei sein. Ob Gindorf an den letzten Spieltagen im Zweitliga-Team der Niedersachsen zum Einsatz kam, spielt, anders als in der Vergangenheit berichtet, keine Rolle.
Denn die recht umständlich formulierte Regelung in der Spielordnung besagt, dass Spieler, die bis zum 30. Spieltag nicht an mehr als der Hälfte der Liga- und Pokalspiele der ersten Mannschaft teilgenommen haben – das ist bei Gindorf nicht der Fall – für die zweite Mannschaft in den Aufstiegsspielen einsatzberechtigt sind.
Für Spieler, die zwischenzeitlich ihre Stammspieler-Eigenschaft zum Beispiel wegen einer Verletzung verloren hatten und dann wieder regelmäßig zum Einsatz kommen, gilt eine Ausnahme. Von der ist der 22-jährige Gindorf, der in dieser Saison in 22 Regionalliga-Einsätzen 21 Treffer erzielte, aber nicht betroffen. Insgesamt dürfen bei der U23 lediglich drei Spieler auf dem Feld stehen, die zu Saisonbeginn noch nicht den 23. Geburtstag gefeiert haben.
Spielen Leihspieler von Erstligisten?
So bleibt abzuwarten, wie jenes Team aussehen könnte, das die Niedersachsen beim Hinspiel am Dallenberg am 29. Mai (19 Uhr) und beim Rückspiel im Hannoveraner WM-Stadion am 2. Juni (13.30 Uhr) gegen die Kickers aufs Feld schicken. In der Liga hatten zuletzt mit Antonio Foti (20 Jahre/Eintracht Frankfurt) und Muhammed Damar (20/TSG Hoffenheim) zwei Leihspieler von Erstligisten, die nach der Saison wieder zu ihren Stammvereinen sollen, entscheidende Tore erzielt.
Damar kommt auf neun Saisontreffer, Foti auf acht. Beide waren ursprünglich für die 2. Bundesliga vorgesehen, hatten sich dort aber nicht durchsetzen können. Zuletzt war auch der vor der Saison von Royal Antwerpen aus Belgien verpflichtete Ex-FC-Bayern-Akteur Christopher Scott nach langer Verletzungspause für die U23 im Einsatz.
Um in den Aufstiegsspielen dabei zu sein, müssten diese Spieler auf Urlaub verzichten, denn die Zweitliga-Saison endet bekanntlich am kommenden Wochenende. "Die haben Verträge bis 30. Juni", sagte 96-Profichef Martin Kind gegenüber der Neuen Presse auch mit Blick auf die Leihspieler: "Ich gehe davon aus, dass sie dabei sind."
Ob der Klub unbedingt froh wäre, wenn der Sprung in die 3. Liga gelänge, daran kann man bei Kinds Aussagen Zweifel bekommen: "Wir sind ja mutig, wenn wir den Aufstieg, wenn er denn käme, akzeptieren – das kostet deutlich Geld. Dass man als Zweitligist dann womöglich einen Drittligisten hat, ist eine deutliche Herausforderung." Allerdings mag Kind dem Meister der Regionalliga Nord den Aufstieg auch nicht verbieten: "Wenn wir das jetzt verhindern, können wir den Leistungsgedanken in den Papierkorb stecken", wird er von der Neuen Presse zitiert.
Irgendwas stimmt da nicht in den Niederungen des Profifussballs?