
Am Ende stand noch einmal ein Sieg. Mit 2:0 (2:0) haben die Würzburger Kickers ihr letztes Vorbereitungsspiel auf die Restsaison in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen den souveränen Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg, die SG Sonnenhof Großaspach, gewonnen. Drei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage stehen also nach sieben Spielen gegen sportlich ambitionierte Testgegner zu Buche. Doch Resultate sind in diesen Partien nun mal ohnehin eher Nebensache. Welche Rückschlüsse lassen sich also ziehen und sind die Kickers bereit für den Neustart am kommenden Samstag beim FC Bayern München II? Die Erkenntnisse nach sieben Wochen Vorbereitung:
1. Die Kickers wollen nur noch auf sich schauen
Als Trainer Martin Lanig am Samstag auf den Schweinfurter 2:1-Sieg im Regionalliga-Top-Spiel beim FC Bayern München II und die nunmehr elf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze angesprochen wurde, zuckte er nur beiläufig mit den Schultern: "So ein Spitzenspiel ist immer eine 50:50-Angelegenheit. Wenn Schweinfurt gewonnen hat, dann ist das so." An der Würzburger Ausgangssituation für die Restsaison ändere das rein gar nichts: "Das ist überhaupt nicht unser Thema. Wie Schweinfurt spielt, darauf haben wir sowieso keinen Einfluss. Für uns geht es darum, die richtigen Erkenntnisse aus unserem Spiel zu ziehen." Eine Sichtweise, die sich trotz aller kleiner Resthoffnung alsbald bei den Kickers durchsetzen dürfte. Die Kickers haben mit sich selbst genug zu tun, da verbietet sich der Blick auf die Konkurrenz.
2. Euphorie kommt bislang nicht auf
Die Herangehensweise hat sich verändert. Die Kickers sind nicht mehr die gleichen wie in der Vorrunde. Das Trainerteam wurde umgestaltet. Früher als fast alle Kontrahenten hatten die Rothosen den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. Chefcoach Lanig stellte nun fest: "Ich finde, wir haben eine sehr intensive und gute Vorbereitung gemacht. Wir sind nahezu ohne Verletzungen durchgekommen, haben die Spieler auf ein gutes Level gebracht und haben uns insgesamt weiterentwickelt." In Ansätzen ist das dann auch auf dem Feld zu sehen, über die kompletten 90 Minuten konnten die Kickers aber in keinem der Testspiele vollends überzeugen.
Auch am Samstag sagte Lanig: "Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Da haben wir eine gute Körperlichkeit und Intensität auf den Platz gebracht. In der zweiten Halbzeit war das, vor allem in der letzten halben Stunde, nicht das, was wir spielen wollten. Da haben wir das Ding nur runtergespielt. Das ist nicht unser Anspruch." Und weil eben diese Schwächephasen in jedem Spiel vorkamen, fehlt im Umfeld noch der absolute Glaube, dass auch die Liga-Resultate deutlich besser werden als in der Vorrunde.

3. Die Dreierkette hat ausgedient
Als Lanig im Oktober das Traineramt übernahm, versuchte er erst einmal mit einer Dreierabwehrkette, die bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette wurde, die Defensive zu stärken. Im Winter hat Lanig einen Systemwechsel vollzogen. Die Außenverteidiger in der neuen Viererkette interpretieren ihre Rolle durchaus offensiv. Davor ordnet sich das Mittelfeld in Rautenform. Ein System, das, so vermutet Lanig, den Kickers mit vielen überdurchschnittlichen zentralen Mittelfeldspielern entgegenkommt.
4. Hägele und Zaiser sind auf dem Weg zu alter Form
Wenn es eine wirklich hoffnungsspendende Erkenntnis aus dem Samstagsspiel gab, dann diese: Daniel Hägele als Abwehrchef und Maximilian Zaiser als zentraler Mittelfeldanker lenken das Kickers-Spiel wieder wie in alten Tagen. Hägele war fast die gesamte bisherige Saison verletzt ausgefallen. Zaiser steckte nach dem Wechseltheater im Sommer, seinem Drei-Wochen-Intermezzo bei Südwest-Regionalligist SGV Freiberg und der anschließenden Rückkehr an den Dallenberg in einem Formtief fest. Am Samstag waren beide, über 90 Minuten gesehen, die besten Kickers-Akteure.

5. Die Neuzugänge Akhalaia und Winkler sind Verstärkungen
Die Startaufstellung gegen Großaspach gibt einen Hinweis darauf, wen Lanig derzeit im Rennen um einen Stammplatz vorne sieht. "Wir bewerten das, was wir im Training und in den Spielen sehen. Wir hatten jetzt genügend Vorbereitungsspiele, um das zu einzuschätzen", sagte er. Insofern war es durchaus ein Fingerzeig, dass mit Innenverteidiger Alexander Winkler und Stürmer Lada Akhalaia beide Winter-Neuzugänge gegen Großaspach von Beginn an ran durften.
Und gerade Akhalaia dürfte seinen ersten Einsatz am Dallenberg als erfolgreich abgespeichert haben. Der 21-jährige Moldawier erzielte nach einem klasse Flugball von Winkler das 1:0, wirkte insgesamt äußerst beweglich und war gleich an einigen guten Situationen beteiligt. "Er ist schon sehr gut integriert. Man hat heute gesehen, was er unserem Spiel geben kann. Aber er ist noch nicht auf seinem Top-Level. Ich sehe es sehr positiv, wie er sich entwickeln kann", sagte Lanig.
Fußball: Testspiel, Männer
Würzburger Kickers – Sonnenhof Großaspach 2:0 (2:0)
Würzburg: Friedsam (46. Hipper) – Wieselsberger, Hägele, Winkler (61. Awassi), Uhl – Meisel (61. Kraus), Zaiser, Hannemann, Wessig (61. Harz) – Junge-Abiol (61. Fesser), Akhalaia (61. Japaur).
Tore: 1:0 Lado Akhalaia (8.), 2:0 Moritz Hannemann (32., Foulelfmeter).