Der Bayerische Fußball-Verband bezeichnete ihn im vergangenen Jahr in einem Interview auf seiner Webseite als "Schiedsrichter-Legende". Am 22. Oktober 2022 hatte Ludwig Bauer bei den U-13-Junioren in Uettingen sein 3333. Spiel als Unparteiischer geleitet.
In diesem Interview sagte der in Gerbrunn lebende Bauer, der pro Wochenende bisweilen noch bis zu fünfmal als Schiedsrichter auf Fußballplätzen im Einsatz ist, auf die Frage, weshalb er mit 74 Jahren nicht lieber mal die Füße hochlege: "Es macht mir einfach noch zu viel Spaß. Ich bin ein Fußballnarr und gerne Schiedsrichter. Am liebsten pfeife ich Junioren-Spiele, weil man den Kindern und Jugendlichen noch etwas beibringen kann."
60 Schaumküsse für 60 Jahre als Schiedsrichter
Am vergangenen Samstag trug Ludwig Bauer das 3560. Spiel in seine akribisch geführte Excel-Liste ein: Die U-14-Juniorinnen der Würzburger Kickers Frauen trafen im Sportpark Heuchelhof auf den SV Heidingsfeld. Als süßen Gruß brachte er für die Mannschaften 60 Schaumküsse mit. Denn es war ein Jubiläumsspiel: Vor 60 Jahren hatte Bauer erstes Spiel geleitet.
Bauer hat sämtliche Daten zur seiner Schiedsrichter-Karriere parat: Am 30. März 1963 habe er, dessen Heimatverein der FC Gerolzhofen ist, sich für den Schiedsrichterkurs angemeldet, der damals über ein Jahr gedauert habe. Am 16. November desselben Jahres leitete er das besagte erste Spiel: SC Zeilitzheim gegen SV Rügshofen. Bereits mit 17 stand er in einem Regionalliga-Spiel, damals die zweithöchste Spielklasse, zwischen Schweinfurt 05 und Darmstadt 98 vor 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Schweinfurter Stadion als Linienrichter an der Seite.
40 Jahre lang war Bauer als Lehrwart der Schiedsrichtergruppe Gerolzhofen tätig. 2006 gab er als dienstältester Lehrwart im DFB das Amt weiter. Als Funktionär beendete er im vergangenen Jahr seine Karriere. Bis dorthin war er als Ehrenamtsbeauftragter im Bezirk Unterfranken und Fußball-Kreis Würzburg unterwegs, um Vereine und Vereinsvertreter für ihr Engagement auszuzeichnen, was ihm den Spitznamen "Rauten-Ludwig" einbrachte.
Ein Datum fürs Aufhören hat er nicht mehr im Kopf
Auch im Gegenzug habe es Geschenke gegeben, schreibt der gastgebende Verein in seiner Pressemitteilung. Kickers-Trainer Fabian Ritter überreichte dem Jubilar Kuchen, Wimpel und Tasse des Klubs. "Herr Bauer ist uns auf dem Platz schon einige Mal begegnet. Man merkt ihm an, dass er liebt, was er tut. Er leitet seine Spiele stets routiniert und hat immer einen Spruch parat – so muss das sein!" Man müsse vor dessen Engagement den Hut ziehen.
Bauer, der vor 15 Jahren in einem Gespräch mit dieser Zeitung angekündigt hatte, nach 2222 Spielen aufhören zu wollen – einen Plan, den er offensichtlich verworfen hat –, plant bereits voraus: Für ein noch zu bestimmendes Spiel am Samstag, 13. April, seinem 75. Geburtstag, plant er mit 75 Schaumküssen, die er mit Musik beim Feiern überreichen wolle.
Wie lange er noch pfeife? Auf die immer mal wieder gestellte Frage hat Bauer die Antwort parat: "Wenn ich ein Jugendspiel pfeife und die Kinder sagen, der Alte sieht nichts mehr, dann ist es Zeit aufzuhören. Ich pfeife, solange es mir Spaß macht und meine Frau und die Gesundheit mitspielen." Eine Zahl werde er aber nicht mehr nennen, sonst frage seine Frau: "Und jetzt?"