Trainer Danny Schwarz hatte es schon vor dem Aufeinandertreffen mit dem Drittliga-Team der Stunde gewusst: Ganz so geradlinig wie es die letzten Wochen erhoffen ließen, dürfte der Weg aus dem Tabellenkeller für dieWürzburger Kickers nicht verlaufen. Von einem "Marathon" hatte er gesprochen. Der Beweis dafür, wie beschwerlich es werden dürfte, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen, gab es dann am Samstagnachmittag beim Spiel gegen den SV Meppen. Die Rothosen verloren mit 1:3 (1:1). Im fünften Spiel unter Schwarz blieben die Kickers erstmals ohne Punkte, und die Emsländer setzten ihren Aufwärtstrend fort: Meppen, nur dank des Lizenzentzugs für den KFC Uerdingen Fußball-Drittligist geblieben, feierte den siebten Sieg in den letzten acht Spielen.
Dass die Atmosphäre im Stadion am Dallenberg gedämpft sein würde, war schon von vornherein klar gewesen. Dafür sorgten schon die Umstände, die 2G+ -Regel, die Maskenpflicht am Platz, sorgten im Zusammenspiel mit der nasskalten Witterung und der frei empfangbaren TV-Übertragung dafür, dass viele, viele Fans zu Hause blieben. 987 Zuschauerinnen und Zuschauer waren es am Ende.
Es sind schwere Zeiten für die Kickers, die weiter auf dem vorletzten Platz der Tabelle festhängen. "Wir kennen das aus der vergangenen Saison: Es geht immer, immer weiter", sagte Gästetrainer Rico Schmitt am Schluss seines Statements in der Pressekonferenz. Es war als Aufmunterung für die Kickers gedacht, die durchaus die Chancen hatten, dem Spiel eine andere Wendung zu geben. Am Ende aber war der Meppener Erfolg verdient.
Kickers lassen Grundtugenden vermissen
Warum das so war, konnte Kickers-Coach Schwarz genau beschreiben: "Abgeklärtheit, Griffigkeit, Aggressivität. Das sind Grundtugenden. Wenn du die nicht auf den Platz bringst, ist es schwer zu bestehen." Dabei hatte die Partie für die Würzburger doch eigentlich ganz prima begonnen. Abwehrmann Tobias Kraulich brachte die Rothosen nach einer von David Kopacz geschlagenen Ecke per Kopf mit 1:0 in Führung (24.). Es war bereits der dritte Saisontreffer von Kraulich. Alle fielen nach dem Trainerwechsel zu Schwarz, alle nach Eckbällen. Ein Beweis dafür, dass die Kickers bei Standardsituationen zugelegt haben.
"Ich konnte mich schon da nicht richtig freuen", sagte Schwarz später. Denn ihm habe der Auftritt seines Teams, trotz einiger guter Ansätze, einfach nicht gefallen: "Schlampig mit dem Ball, schlampig und naiv gegen den Ball", fand er das Wirken seiner Schützlinge. Tatsächlich konnten sich die Gastgeber nicht lange über die Führung freuen. Bevor Morgan Faßbender aus kurzer Distanz per Kopf den Ausgleich erzielte (35.), hatten es die Schwarz-Schützlinge nicht geschafft, den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen.
Danach aber hatten die Kickers gleich drei richtig dicken Chancen, das Spiel in ihre Richtung zu lenken: Mirnes Pepic vertändelte in bester Position den Ball (36.), Kopacz scheiterte nach einem tollen Sololauf am starken Gästekeeper Eric Domaschke (43.) und der zur Pause eingewechselte Maximilian Breunig traf freistehend im Strafraum nicht ins Tor sondern das Bein von Meppens Verteidiger Jeron Al-Hazaimeh (48.). "Da geht es um Effektivität. Da war uns Meppen heute deutlich voraus", sagte Schwarz.
Luka Tankulic, Mittelfeldmotor und Top-Scorer der Meppener, war es schließlich, der die Gäste mit seinem Treffer zum 2:1 auf die Siegerstraße brachte. Der diesmal ungewohnt unsicher wirkende Kickers-Keeper Hendrik Bonmann leitete Gegentor Nummer zwei mit einem Abwurf zum Gegner ein. Zunächst köpfte Richard Sukuta-Pasu den Ball an die Latte, dann reagierte Tankulic schneller als alle Würzburger und drückte das Spielgerät mit dem Kopf über die Linie.
Es war ein Wirkungstreffer für die Würzburger, die sich fortan zwar um den Ausgleich bemühten, aber kaum noch gefährlich wurden. Die Gäste waren nun die spielbestimmende Mannschaft, wechselten immer wieder geschickt das Tempo und raubten den Kickers zunehmend nicht nur die Spielfreude, sondern auch die Zuversicht. Als Faßbender mit seinem zweiten Treffer des Tages das 3:1 für Meppen erzielte (86.), war die Partie für die Kickers gelaufen.
Schwarz appelliert an die Mannschaft
Die Kickers forderten in der Nachspielzeit nach einem Handspiel auf der Torlinie - zuvor hatte Marvin Pourié geköpft - zwar zurecht einen Elfmeter. Am Schiedsrichter lag es an diesem Tag freilich nicht, wie auch Schwarz feststellte: "Ich hoffe, dieses Spiel hat einen Hallo-wach-Effekt. Die Spieler müssen wissen, dass sie in jedem Spiel an ihre Leistungsgrenze gehen müssen. Heute waren zu viele Spieler dabei, die das nicht geschafft haben." Am Dienstag geht es für de Kickers bereits weiter. Dann steht um 19 Uhr das Nachholspiel gegen Eintracht Braunschweig auf dem Programm.