
Zum Abschluss haben die Würzburger Kickers es noch einmal richtig krachen lassen: das 7:0 beim TSV Rain/Lech war der höchste einer ganzen Reihe von Kantersiegen in dieser Saison. Die Kickers, das haben sie bewiesen, sind auch in der Fußball-Regionalliga für Spektakel gut. Langweile kam auf und neben dem Rasen in der nun zu Ende gegangenen Spielzeit nie auf. Ein Rückblick:
Der Neuanfang

Als die Würzburger Kickers am 9. Juni 2022 das erste Kapitel dieser Saison aufschlugen, standen gerade einmal 14 Spieler auf dem Trainingsplatz. Nach zwei Abstiegen in Serie den freien Fall stoppen, lautete der Auftrag. Doch schon während der Vorbereitung wurde klar, dass dieses Team, das erstaunlich schnell zusammenwuchs, eine gute Rolle in der Regionalliga spielen könnte. Sportdirektor Sebastian Neumann hatte mithilfe von Chefscout Marc-Andre Kriegl Spieler gefunden, die in Würzburg aufblühten, nachdem ihre Karrieren ins Stocken geraten waren. Musterbeispiel ist Ivan Franjic, der am Saisonende verletzte Spielgestalter, der sich ins Blickfeld von Zweit- und Drittligisten gespielt hat. Auch wenn Franjic im Sommer wohl den Klub verlässt – was trotz gültigen Vertrags gegen Zahlung einer festgeschriebenen Ablösesumme möglich ist –, ist sein Beispiel eines, das zuversichtlich stimmt. Würzburg hat sich den Ruf zurück erarbeitet, ein Ort zu sein, an dem Spieler Vertreter der Profiligen auf sich aufmerksam machen können.
Die Begeisterung

103 geschossene Tore sprechen für sich. Die Mannschaft trug ihren Teil dazu bei, dass die Atmosphäre rund um das Spielfeld viel besser war, als es nach dem Absturz von der bundesweiten Fußballbühne zu befürchten gewesen war. Es waren aber auch die Zuschauerinnen und Zuschauer, die dem Team einen großen Vertrauensvorschuss gaben. Davon zeugten nicht nur über 1500 verkaufte Dauerkarten. Nach zwei sieglosen Partien zum Saisonstart gab es Aufmunterung. Es kam zum Schulterschluss zwischen dem Team und den Fans, die nach zwei Spielzeiten unter Corona-Bedingungen nun wieder für Stimmung sorgten – und das unter dem Tribünendach. Letztlich erledigte sich auch die leidige Posse um stehende Fans auf der Haupttribüne, die der Stadt Würzburg ein Dorn im Auge waren. Die Anhänger und Anhängerinnen wollen den neuen Fan-Block in Eigenleistung umbauen. Die Stimmung am Dallenberg macht das Fußballerlebnis in Würzburg, zumindest im regionalen Vergleich, zu etwas Besonderem.
Die Unruhe
Wirklich ruhig ist es bei den Kickers nie. Daran hat sich auch in der Regionalliga nichts geändert. Der Hauptgrund: Es braucht auch dort eine gute Stange Geld, um den Profibetrieb am Laufen zu halten. Ein Gutteil davon kam in der Vergangenheit von Thorsten Fischer, der mit seiner Firma Flyeralarm 49 Prozent der Anteile am Verein besaß. Dass die Kickers nach Fischers Ausstieg nicht einfach so weitermachen können, war klar. Ende des Jahres stand die Profi-AG kurz vor der Pleite. Der Bad Mergentheimer Unternehmer Dominik Möhler übernahm Fischers Anteile und rettete die Kickers in einer gemeinsamen Aktion mit Fischer vor dem finanziellen Zusammenbruch. Hinter den Kulissen ordnete sich der Klub neu. Der Klub musste Ausgaben und Einnahmen in Einklang bringen. Kurz vor Saisonende übernahm André Herber den Posten als Vorstandsvorsitzender von Benjamin Hirsch.
Die Perspektive

Unter Profibedingungen soll es am Dallenberg auch kommende Saison weitergehen. Dafür muss der ein oder andere Kompromiss gefunden werden. Da ist der Weggang vom Trainingszentrum in Randersacker nur ein Beispiel. Wie groß das Budget ist, das Sportdirektor Sebastian Neumann für das neue Team zur Verfügung steht, ist noch offen. Man brauche die Unterstützung der Region, sagte zuletzt der neue Vorstandsvorsitzende André Herber und meinte damit zuvorderst Zuwendungen von Sponsoren. Der Kader soll nicht schwächer, sondern sinnvoll ergänzt werden. „Ich will keinen großen Umbruch“, sagt Neumann.