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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA
Rimpar kassiert in Gummersbach seine erste Niederlage
Warum die Wölfe beim Bundesliga-Absteiger vor den Augen eines 1978-Weltmeisters etwas hätten mitnehmen können - und trotzdem verdientermaßen leer ausgehen.
Linksaußen Dominik Schömig von der DJK Rimpar Wölfe erzielte beim VfL Gummersbach fünf Tore.
Foto: Mathias M. Lehmann | Linksaußen Dominik Schömig von der DJK Rimpar Wölfe erzielte beim VfL Gummersbach fünf Tore.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:38 Uhr

2. Bundesliga, Männer
VfL Gummersbach - DJK Rimpar Wölfe 25:22 (14:12)

Das Herz der Handballstadt Gummersbach schlägt wieder. "In dem Moment, als der Abstieg feststand", so hatte Bürgermeister Frank Helmenstein im August in einem Interview mit der "Welt" gesagt, sei es stehengeblieben. Am Samstagabend hat der Bundesliga-Dino, der an Pfingsten nach 53 Jahren und einem epischen Herzschlagfinale erstmals den Weg in die Zweitklassigkeit antreten musste, seinen erleichternden ersten Saisonsieg gefeiert -  der gleichzeitig die erste Niederlage für seinen Gegner bedeutete. Mit 22:25 (12:14) unterlagen die Handballer der DJK Rimpar Wölfe beim traditionsreichen VfL Gummersbach. Nach dem Remis in Lübbecke und dem Erfolg in Krefeld sind sie mit 3:3 Punkten nach dem dritten Spieltag Neunter.

Torge Greves Botschaft nach draußen

"Wir sind heute hierher gefahren und wussten, wir können nichts verlieren, nur gewinnen", sagte DJK-Coach Ceven Klatt auf der Pressekonferenz. "Wir haben nichts gewonnen, darüber sind wir ein bisschen enttäuscht." Tatsächlich wäre wohl mehr drin gewesen - wenngleich der Sieg für die Gastgeber verdient war, da waren sich Klatt und sein VfL-Kollege Torge Greve einig. Der richtete ein Kompliment an seine Mannschaft - "und eine Botschaft nach draußen": "Siege, die wir erringen, sollten nicht als Selbstverständlichkeit genommen werden." Das gebiete nicht zuletzt der Respekt dem Gegner gegenüber, "und Rimpar hat sich hier sehr, sehr gut verkauft". Doch in Gummersbach sind sie eben andere Namen als Gäste gewohnt.

Wie glorreich die Vergangenheit des VfL war, erzählt die "Wall of Champions" im Eingangsbereich der Schwalbe-Arena; in der Multifunktionshalle trägt der Klub seit 2013 seine Heimspiele aus. Eine Wand mit Mannschaftsfotos und Erfolgen, errungen von großen Namen wie 1978-Weltmeister Joachim Deckarm, der unter den Zuschauern weilte, oder Stefan Hecker, am 19. August verstorbener Torwart, dem vor dem Anpfiff mit einer Schweigeminute gedacht wurde.

Die Schwalbe-Arena, Heimspielstätte des Handball-Zweitligisten VfL Gummersbach, am Heiner-Brand-Platz 1.
Foto: Natalie Gress | Die Schwalbe-Arena, Heimspielstätte des Handball-Zweitligisten VfL Gummersbach, am Heiner-Brand-Platz 1.

Zwölf deutsche Meisterschaften, fünf Titelgewinne im DHB-Pokalwettbewerb, fünf Erfolge im Europapokal der Landesmeister und vier im Europapokal der Pokalsieger sind dort also verewigt. Doch die Triumphe von damals sind nur noch die Zierde von heute, mitunter vielleicht auch die Bürde. Die Gegenwart heißt zweite Liga.

Heiner Brand: "Die Saison wird hart"

"Wie hart die Saison werden wird", sagte der frühere Bundestrainer Heiner Brand der Deutschen Presseagentur vor dem Duell gegen Rimpar, habe man in den ersten beiden Partien gesehen. Nach dem Urgestein, das 1952 in Gummersbach geboren wurde und von der Jugend bis zu seinem Karriereende 1987 nur für seinen Heimatverein auflief, bevor er ihn zweimal coachte, ist der Platz vor der Arena benannt.     

Hart wurden auch die Anfangsminuten für die ebenso eifrigen wie leidenschaftlichen Heimzuschauer. Denn nach acht Minuten lagen die Gäste mit 4:2 vorn. Die Gastgeber, die unter dem Druck von erst 1:3 Punkten teils noch flattrig wirkten, fanden erst durch Steals und eiskalt verwandelte Konter zu mehr Sicherheit. Die erste Welle der Gummersbacher über die Flügelzange Lukas Blohme und Marvin Sommer- eine echte Waffe. Mitte der ersten Halbzeit übernahmen sie in Überzahl erstmals die Führung (7:6, 16.), bauten diese zwischenzeitlich bis auf drei Tore aus (11:8, 23.). "Da haben wir zu einfache Fehler gemacht", kritisierte Klatt. "Und wir haben es nicht geschafft, die Qualität von Gummersbach so zu verteidigen, wie wir uns das vorgenommen hatten."

Die 'Wall of Champions' und die aktuelle Mannschaft des VfL Gummersbach begrüßen die Besucher im Eingangsbereich der Schwalbe-Arena.
Foto: Natalie Gress | Die "Wall of Champions" und die aktuelle Mannschaft des VfL Gummersbach begrüßen die Besucher im Eingangsbereich der Schwalbe-Arena.

Neben individuell demonstrierter Rückraum-Klasse des österreichischen Nationalspielers Alexander Hermann (Neuzugang HSG Wetzlar) und dem nach einer Verletzung später erstmals wieder eingesetzten Florian Baumgärtner unterliefen den VfL-Profis mitunter aber auch grobe individuelle Patzer. Von diesen profitierten die Rimparer, die kurz vor der Pause noch mal ausglichen (12:12, 29.). Dazu trugen auch drei Paraden des nach 24 Minuten für Max Brustmann eingewechselten DJK-Keepers Andreas Wieser bei, darunter einen Siebenmeter und einen Gegenstoß des VfL. Beim Stand von 14:12 ging es in die Kabinen.  

4:0-Lauf sorgt für Vorentscheidung 

Nach dem Seitenwechsel egalisierten Dominik Schömig und Lukas Böhm erneut für die Wölfe (15:15, 35.). Doch zwei Rimparer Ballverluste, zwei Gummersbacher Gegenstöße, einen Strafwurf und ein Rückraumtor später führten die Oberbergischen flugs mit 19:15 (39.) und später mit 21:16 (45). "Das Loch in dieser Phase kannst du dir gegen Gummersbach nicht leisten", sagte DJK-Co-Trainer Josef Schömig. Wie Klatt hatte er das Gefühl, dass "nicht jeder zu hundert Prozent daran geglaubt hat, dass wir hier was holen können". Die letzte Überzeugung hätten manche Spieler vermissen lassen. 

Die Rimparer Wölfe beim Aufwärmen in der Handballstadt.
Foto: Natalie Gress | Die Rimparer Wölfe beim Aufwärmen in der Handballstadt.

Die Unterfranken jedenfalls ließen nach einer Auszeit (39.) mehrere Chancen liegen, um wieder zu verkürzen - insgesamt produzierten sie 17 Fehlwürfe. Der starke VfL-Schlussmann Matthias Puhle, der anstelle des bisher wechselhaften Kielce-Neuzugangs Filip Ivic zwischen den Pfosten stand, glänzte unter anderem mit einer Doppelparade gegen Schömig und Benjamin Herth, der anschließend auch einen Siebenmeter verwarf. Näher als auf zwei Tore (23:21, 53.) kamen die Wölfe, bei denen Benedikt Brielmeier mit sechs Treffern erfolgreichster Werfer war, nicht mehr heran. Eine "tolle Moral" attestierte Klatt seiner Mannschaft dafür zwar, die Summe der Fehler aber war schließlich zu hoch - oder die "Schwankungen" waren zu groß, wie Herth die "kritischen Phasen" mit Ballverlusten und verlorenen Zweikämpfen in jeder Halbzeit nannte. 

"Ich denke, dass wir die Punkte hätten holen können", meinte Brielmeier. "Gummersbach hat die Qualität, jeden Fehler zu bestrafen - und hat das auch gemacht. Trotzdem hat es Spaß gemacht, in so einer Halle vor so einem Publikum zu spielen und das Spiel eng zu gestalten." 

Erstes Heimspiel gegen Dormagen

Am nächsten Wochenende steht nach drei Auswärtsaufgaben das erste Heimspiel für die Wölfe an. Am Sonntag, 15. September, 17 Uhr, empfangen sie den TSV Bayer Dormagen. Auch ein Verein, dessen Herz mehr als ein Jahrzehnt in der ersten Bundesliga schlug. 

Die Statistik des Spiels

Gummersbach: Ivic (n.e.), Puhle (1.- 60.) - Schröter 1, Dayan, Baumgärtner 3, Blohme 4, Kontrec 1, Sommer 6/3, Hermann 5, Herzig 1, Meinhardt, Villgrattner, Haller 2, Stüber, Becker, Bozovic 2.
Rimpar: Brustmann (1.- 23. und ein Siebenmeter), Wieser (24.- 60.) - Schömig 5/1, Böhm 3, Karle, Gempp 1, Schmidt 3, Kaufmann 1, Siegler, Meyer, Schulz 1, Backs, Brielmeier 6, Herth 2, Sauer.
Spielfilm: 2:2 (6.), 2:4 (8.), 4:4 (10.), 7:6 (16.), 11:8 (23.), 12:12 (29.), 14:12 (Halbzeit), 15:15 (35.), 19:15 (39.), 21:16 (45.), 22:19 (54.), 23:21 (53.), 25:22 (Endstand). 
Siebenmeter: 4/6 : 3/4.
Zeitstrafen: 4:4.
Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider (Magdeburg/Irxleben). 
Zuschauer: 2521.

 
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