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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA, MÄNNER
Rimpar belohnt sich nicht beim Spitzenreiter
Bergischer HC vs. DJK Rimpar Wölfe, Handball, 2. Handball Bundesliga, 31.03.18       -  Sie waren auf dem Sprung zur Überraschung, doch am Ende reichte es für Patrick Schmidt (am Ball) und die Rimparer Wölfe doch nicht ganz zum Punktgewinn beim designierten Meister Bergischen HC (von links: Maciej Majdzinski, Arnor Thor Gunnarsson).
Foto: Christian Deutzmann / deutzmann.net | Sie waren auf dem Sprung zur Überraschung, doch am Ende reichte es für Patrick Schmidt (am Ball) und die Rimparer Wölfe doch nicht ganz zum Punktgewinn beim designierten Meister Bergischen HC (von links: Maciej ...
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:23 Uhr

Es kommt vermutlich sehr selten nach Spieltagen vor, dass Matthias Obinger, bekennender Alkohol-Asket, seine Handballer dazu auffordert, sich ein hopfenhaltiges Getränk zu genehmigen. Nach diesem 29. Zweitliga-Spieltag am Karsamstag aber tat er genau das. „Ihr habt euch ein Bier verdient. Trinkt eins für mich“, sagte der Trainer der DJK Rimpar Wölfe zum Abschluss seiner kurzen Ansprache bei der Abfahrt aus Wuppertal, wo sein Team nach zuvor vier Siegen in Serie das Topduell beim Tabellenführer Bergischer HC mit 26:28 (13:12) verloren hatte und dadurch von Rang vier auf fünf gerutscht war.

Quäntchen Kaltschnäuzigkeit fehlt

Verdient gehabt hätte seine Mannschaft auch einen Punkt beim designierten Meister. Mindestens. Denn wieder war es knapp gewesen, wie schon beim 24:25 im Hinspiel in Würzburg. Doch wieder hatte den Rimparern in der Crunchtime das „Quäntchen Kaltschnäuzigkeit“ gefehlt, wie Obinger es nannte. Neun Minuten vor Schluss hatten Patrick Schmidt und Dominik Schömig in zwei Überzahlsituationen freistehend verworfen, wenig später Max Bauer noch einen Tempogegenstoß an den Pfosten geknallt. Diese drei ausgelassenen Möglichkeiten, darüber waren sich später alle einig, waren entscheidend dafür, dass der BCH seinen 21:23-Rückstand in eine 24:23-Führung (53.) drehte und dann den Sieg schließlich nach Hause schaukelte.

„Wenn diese Freien reingehen, nehmen wir hier etwas mit“, haderte Kapitän Stefan Schmitt. Auch Patrick Schmidt trauerte den verpassten Chancen nach: „Um so eine Spitzenmannschaft zu schlagen, müssen wir Kleinigkeiten wie diese eben besser machen. So stehen wir jetzt mit leeren Händen da, obwohl ein Punkt auf jeden Fall drin gewesen wäre.“ Während in der Unihalle unmittelbar nach dem Abpfiff der Frust überwogen hatte, legte sich bei Obinger schnell wie ein freundlicher Fotofilter ein anderes Gefühl über die „Enttäuschung“, von der er auf der Pressekonferenz noch gesprochen hatte. Als er im Mannschaftsbus zum Mikrofon griff – was auch so gut wie nie vorkommt –, hob er mit den Worten an: „Jetzt muss auch mal ein Lob sein. Sef (Co-Trainer Josef Schömig, Anmerkung der Redaktion) und ich sind stolz auf euch. Das war ein richtig guter, couragierter Aufritt. Mit unserer Personaldecke war er sogar fantastisch“, kippte der Coach ein wenig Pathos hinterher.

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Ohne zwei Stammkräfte im linken Rückraum hatten die Rimparer die Reise ins Herz des Bergischen Landes angetreten. Nach Lukas Siegler (Daumenbruch), für den die Saison bereits beendet ist, war kurzfristig auch Benedikt Brielmeier wegen einer Zahnentzündung ausgefallen. Da Philipp Meyer in der Reserve gebraucht wurde, nominierte Obinger den 17-jährigen Linus Dürr aus der A-Jugend nach, der allerdings genauso nicht zum Einsatz kam wie der noch von einer Grippe geschwächte Rechtsaußen Julian Sauer. Stattdessen spielten in der Rückraumachse der erkältete Patrick Schmidt (links), Benjamin Herth (Mitte) und Steffen Kaufmann (rechts) fast durch – und überzeugten dabei deutlich mehr als in den vergangenen Partien. Dass die drei zusammen mit Lukas Böhm 16 Treffer aus dem Feld erzielten und den doppelt erstklassig besetzten und munter durchwechselnden Rückraum des Erstliga-Absteigers (14) damit sogar übertrumpften, spricht für sich und verdient Respekt.

„Den Auswärtsnachteil weggekämpft"

„Wir haben den Auswärtsnachteil weggekämpft“, sagte Defensivchef Schmitt, der die bewegliche DJK-Deckung organisierte. Auch sie stand der – gemessen an den wenigsten Gegentreffern – besten Abwehr der Liga, die in einer 5:1-Formation agierte, in nichts nach. Während die Gäste in der ersten Halbzeit noch mehr investierten als die Gastgeber, die im Abschluss oft unkonzentriert wirkten und zur Pause folgerichtig mit 12:13 hinten lagen, entwickelte sich in der zweiten Halbzeit auch spielerisch das Topduell, das die Tabellenkonstellation versprochen hatte. Dass 15 Punkte die beiden Teams trennten – abgesehen von der Klasse der Kader und knapp 1,6 Millionen Euro in den Etats – war auf dem Feld dabei sehr lange nicht zu sehen. Den kleinen Canyon, der sinnbildlich zwischen den Klubs klafft, überbrückten die Rimparer mit Engagement und Einsatz. So wechselte die Führung häufig, auf mehr als zwei Tore vermochten sich weder die Löwen noch die Wölfe abzusetzen.

„Es war das erwartet schwere Spiel“, räumte BHC-Trainer Sebastian Hinze später ein. „Rimpar hatte sehr gut analysiert, wie man uns zu Hause Probleme bereiten kann. Entscheidend war letztlich, wie wir die beiden Unterzahlsituationen gegen Ende genutzt haben. Und in der Crunchtime haben wir geduldig die klareren Chancen herausgespielt und Absolutheit im Abschluss demonstriert.“ Hinze war schließlich „sehr glücklich“, dass seine Schützlinge die dritte Niederlage der Saison abgewendet hatten und auf dem direkten Weg zurück in die Bundesliga bleiben.

Klubbesuch am Ostersonntag

Der Rimparer Weg führt nach der Wettkampfpause am nächsten Wochenende erst mal wieder ins Würzburger „Wohnzimmer“. In der s.Oliver Arena bestreiten sie am Freitag, den 13. April, gegen den VfL Lübeck-Schwartau das zweite von vier Aufeinandertreffen mit Schwergewichten der Liga. Erst mal aber stand am Abend des Ostersonntags noch ein offizieller Klubbesuch an. Im „Studio“, das Partner des Vereins ist, feierten die Spieler mit Sponsoren und Dauerkarteninhabern und genehmigten sich mutmaßlich noch das ein oder andere Getränk. Am Ostermontag allerdings, so verriet Obinger am Mittag als Gast des „Handball–Stammtischs“ in einer Hafenkneipe bei einer Apfelsaftschorle, bat ihr Coach schon wieder zum Training.

 

Wolf des Tages

BENJAMIN HERTH #64

Der mit fünf DHB-Einsätzen einzige Ex-Nationalspieler bei Rimpar zog als Spielmacher gegen den erfahrenen BHC-Kader, der es zusammen auf 300 Länderspiele bringt, geschickt die Strippen und zeigte zudem vier sehenswerte Treffer.

 

Die Statistik des Spiels

Bergischer HC: Rudeck (47.-, Rutschmann (1.-46., 2 Tore) – Bettin, Darj 2, Petrovsky 1, Gunnarsson 8/5, Nippes 2, Majdzinski 3, Kotrc 1, Artmann, Babak 3, Szücs 1, Gutbrod 2, Arnesson 3, Criciotoiu.

Rimpar: Brustmann (1. – 60.), Wieser (bei zwei Siebenmetern) – Kraus 1, Schmitt 1, Schömig 2, Böhm 3, Dürr (n.e.), Gempp 2, Gorpishin 1, Schmidt 6/1, Kaufmann 4, Bauer 2, Herth 4, Sauer (n.e).

Spielfilm: 0:1, (4.), 2:4 (11.), 6:4 (16.), 8:8 (22.), 9:10 (24.), 10:12 (27.), 12:12 (30.), 12:13 (HZ), 13:15 (33.), 15:15 (36.), 19:18 (40.), 21:20 (42.), 21:23 (47.), 24:23 (53.), 26:24 (57.), 28:26 (Endstand).

Siebenmeter: 5/6 :

Zeitstrafen: 2:3.

Schiedsrichter: Karamuk/Seliger (Berlin).

Zuschauer: 2081.

 
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