Es ist eine erfolgreiche Saison, auf die die Würzburger Profi-Triathletin Laura Zimmermann bisher zurückblicken kann, aber auch eine, die sie gesundheitlich vor Herausforderungen gestellt hat. Im April qualifizierte sich die 34-Jährige, die für den SV Würzburg 05 startet, zum vierten Mal in Folge für die Ironman-WM, die in diesem Jahr erstmals in Nizza stattfinden wird. Anfang August gewann sie den Norseman, einen in Norwegen stattfindenden Extrem-Triathlon – und danach ging erstmal nichts mehr. Eine Corona-Infektion zwang die Zahnärztin zu einer einwöchigen Pause.
Sie erholte sich, fuhr für zweieinhalb Wochen ins Höhentrainingslager nach Livigno, fing sich dort gegen Ende aber eine Erkältung ein, die ihren Trainingsplan kurz vor der Weltmeisterschaft noch einmal durcheinanderwirbelte. Der Ironman in Frankreich, bei dem an diesem Sonntag, 22. September die weltbesten Triathletinnen gegeneinander antreten, wird Zimmermanns letzter Profi-Wettbewerb sein.
Im Interview spricht sie darüber, was sie nach ihrer Triathlon-Karriere vorhat, warum sie nicht noch einmal auf Hawaii hätte starten wollen und weshalb sie längere Zeit über die Annahme des WM-Tickets hatte nachdenken müssen.
Laura Zimmermann: Erst am Tag nach dem Rennen. Aber ich war mir selbst da noch nicht sicher, ob ich dann tatsächlich auch starten werde. Ich wollte mir die Entscheidung offen halten bis nach dem Norseman im August.
Zimmermann: Es ist einfach eine ganz andere Art von Triathlon. Wie hart das Rennen ist, hängt auch von den äußeren Bedingungen ab. Wir hatten Glück mit dem Wetter, aber wenn es in Norwegen kalt ist und regnet, dann kann ich mir schon vorstellen, dass es noch viel härter wird, als es eh schon war. Das Wasser ist extrem kalt, die Radstrecke beinhaltet sehr viele Höhenmeter und ist teilweise komplett dem Wetter ausgesetzt, und auf der Laufstrecke musst du während der letzten 17 Kilometer 1700 Höhenmeter überwinden – anfangs noch auf einer Teerstraße, die letzten fünf bis sechs Kilometer im alpinen Gelände. Es gibt extra noch einen Checkpoint, an dem man spezielle Ausrüstungsgegenstände mitnehmen muss, vor allem, um oben nicht auszukühlen. Und man muss auf den letzten Kilometern aus Sicherheitsgründen eine zweite Person dabei haben. Es ist ein Rennen, das deutlich länger dauert als eine normale Langdistanz, trotz gleicher Streckenlängen. Ich war elfeinhalb Stunden unterwegs statt meiner üblichen achteinhalb.
Zimmermann: Ich war 2012 schon mal beim Norseman, damals als Unterstützerin für Andreas Mergler. Der Norseman war das Rennen, das in mir das Feuer für die Langdistanz (3,9 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer laufen; Anm. d. Red.) entfacht hat. Damals war das für mich eine unvorstellbare Strecke. Hätte mir jemand zu diesem Zeitpunkt gesagt, dass ich zwölf Jahre später das Rennen gewinne, hätte ich ihn für verrückt gehalten (lacht). Bevor ich im August angetreten bin, hatte ich mir schon gedacht, dass ein Sieg möglich wäre, konnte aber das Teilnehmerfeld nicht so richtig einschätzen. Dass es schließlich geklappt hat, war ein Traum, der wahr wurde.
Zimmermann: Während des Rennens dachte ich mir ständig: "Ich mach' sicher kein Nizza mehr, ich mach' sicher kein Nizza mehr (lacht). Das tu' ich mir nicht noch mal an." Aber das ist bei der Langdistanz ja oft so. Dann kommt man ins Ziel und am nächsten Tag ist der Schmerz vergessen. Letztendlich war ausschlaggebend, dass die WM in Europa stattfindet und es eine wunderbare Möglichkeit ist, Abschied zu nehmen.
Zimmermann: Ich habe beschlossen, nach diesem Rennen meine Profi-Karriere zu beenden.
Zimmermann: Ich hab' schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören und mich gefragt, was ich nach dem Profisport machen will. Dieses Jahr habe ich gemerkt, dass sich diese Gedanken manifestiert haben. Es war eher ein Prozess, keine spontane Entscheidung. Ich habe gespürt, dass sich meine Prioritäten verschieben, dass mir andere Dinge wie die Familie wichtiger werden als der Sport. Und dass ich auch nicht mehr bereit bin, hundert Prozent zu investieren. Das ist aber notwendig, um erfolgreich zu sein, weil das Niveau immer mehr steigt. Inzwischen fällt es mir schwerer als früher, auf Dinge zu verzichten. Ich glaube, das ist ein Signal, dass es Zeit ist für etwas Neues.
Zimmermann: Ich werde ab November als Kieferorthopädin in Würzburg arbeiten und berufsbegleitend ein ergänzendes Studium machen. Sportlich zieht es mich Offroad. Ich habe Lust auf Trailrunning, Mountain- oder Gravelbiken. Und das alles zum Vergnügen. Mal schauen, ob ich meinen Leistungsgedanken abstellen kann (lacht).
Zimmermann: Auf keinen Fall (lacht). Es war ein ausschlaggebender Punkt für meine Entscheidung, an der WM teilzunehmen, dass sie nicht auf Hawaii stattfindet.
Zimmermann: Klar, Hawaii ist der Ursprung der Langdistanz. Aber ich war jetzt zweimal vor Ort, das reicht mir. Bis aufs Schwimmen ist es ehrlich gesagt auch kein schönes Rennen. Man denkt bei Hawaii ans Paradies, an schöne Strände – und die gibt es natürlich auch. Bloß der Triathlon findet halt nicht unbedingt am schönsten Ort der Insel statt. Nur das Schwimmen ist wunderschön. Man startet im glasklaren Wasser, sieht all die Fische. Das ist einzigartig. Aber auf dem Rad fährt man dann auf einem Highway durchs Lavafeld. Das ist echt nicht spannend. Und beim Laufen sind vielleicht die ersten sieben Kilometer ganz nett, da geht es am Meer entlang. Aber danach läuft man auf einem Highway geradeaus. Es gibt wirklich deutlich schönere Rennen.
Zimmermann: Gute Frage. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, was die Radstrecke anbelangt. Anfangs dachte ich, dass sie mir mit ihren vielen Höhenmeter nicht so entgegenkommt. Da die Anstiege aber nicht ganz so steil sind wie zunächst vermutet und bei den Männern vergangenes Jahr die gewonnen haben, die etwas größer und schwerer sind, hat mir das Hoffnung gemacht, dass es für mich vielleicht doch ganz gut laufen könnte. Positiv ist auch, dass es nicht so eine große Rolle wie auf Hawaii spielt, auf welchem Platz man nach dem Schwimmen aus dem Wasser kommt, weil die Radstrecke etwas selektiver ist und die eher schwächeren Radfahrerinnen sich nicht ausruhen können. Die Laufstrecke ist komplett flach. Da es überhaupt keinen Schatten gibt, wird es spannend werden, wie das Wetter an dem Tag wird.
Zimmermann: Mein Fokus lag in diesem Jahr auf der Challenge Roth (achter Platz, Anm. d. Red.) und dem Norseman und nicht so sehr auf der WM. Klar, ich will noch einmal eine gute Leistung zeigen, aber ich bin ziemlich entspannt. Ich will mein Abschlussrennen einfach genießen und die Atmosphäre aufsaugen.