"Qualifiziert für Tokio 2020! Mein Kindheitstraum ist wahr geworden." Mit diesen aus dem Englischen ins Deutsche übersetzten Sätzen beginnt der Post, den die Würzburger Florettfechterin Leonie Ebert am Montagabend auf ihrem Instagramkanal veröffentlicht hat. Dazu stellte sie ein Schwarz-Weiß -Foto von sich mit den bunten olympischen Ringen.
Nach dem letzten Olympia-Qualifikationsturnier am Wochenende in Doha steht endgültig fest: Die 21-Jährige ist im Sommer in Japan dabei - "als einzige Frau im DFB-Aufgebot", wie sie der Deutsche Fechter-Bund parallel im gleichen Sozialen Netzwerk feierte.
Frust über frühes Turnier-Aus
Nach Eberts Start im 64er-Hauptfeld in Katar ist die letzte Fußnote ausgeräumt, die ihre Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen noch hätte verhindern können. Dass es in der Wüste sportlich nicht so lief wie gewünscht, "das ärgert mich sehr", räumte sie am Dienstag in einem Telefonat mit dieser Redaktion ein. Eigentlich hatte sie ihren Top-Acht-Platz vom vergangenen Jahr verteidigen wollen, war aber bereits nach einer 9:15-Niederlage im ersten Gefecht gegen die deutlich schlechter gesetzte Italienerin Martina Sinigalia ausgeschieden. Dadurch rutschte sie in der Weltrangliste von Rang elf auf 17 ab.
"Ich hatte es mir hart erarbeitet, in den Top 16 zu sein, aber die Italienerin war am Samstag einfach besser", gibt sich Ebert als faire Verliererin. "Ich bin das Gefecht taktisch nicht gut angegangen und habe nach der langen Pause nicht gleich in meinen Rhythmus gefunden. Jetzt weiß ich auf jeden Fall, was ich bis Olympia noch tun kann." Die Freude über das Ticket für Tokio sei dennoch schnell größer als der Frust über das frühe Turnier-Aus gewesen. "Ich bin überhappy, nach zehn Jahren Arbeit diesen ersten Schritt geschafft zu haben."
Anne Sauer zufrieden mit Comeback
Beste Deutsche in Doha war Anne Sauer, Eberts Teamkollegin bei Future Fencing Werbach. "22. Platz von 144 Starterinnen nach über einem Jahr ohne internationalen Wettkampf, einer schwierigen Operation und langwierigen Rehaphase, der Corona-Infektion und nur neun Wochen zurück im Training bin ich mit meinem Comeback zufrieden", schrieb die 29-Jährige auf Instagram. "Zufrieden, aber vor allem dankbar, dass ich hier sein darf und gesund bin und den Sport machen kann, den ich über alles liebe!"
Sauer führte weiter aus, dass die Wettkämpfe unter Pandemie-Bedingungen anders seien - "mit Maske, Abstand, dem Verbot zu jubeln, ohne Handshakes und ohne die vielen Gespräche mit den internationalen Freundinnen." Das bestätigte auch Ebert, die sich nach ihrer Rückkehr für fünf Tage in freiwillige Quarantäne begeben hat. "Wir haben das Möglichste getan, um uns und andere zu schützen."
Eberts emotionale Dankesworte
Auf Instagram bedankte sie sich bei jedem "der mit geholfen hat, meinen Traum zu jagen, immer an meine Reise geglaubt hat und mit mir all die Jahre gearbeitet hat, um dort anzukommen!" Bewegende Worte des Dankes richtete sie abschließend an ihre Familie: "Alles, was ich erreicht habe, war nur möglich mit euch. Danke, dass ihr meine Vorbilder seid und meine größte Inspiration. Das Abenteuer beginnt jetzt."
In knapp vier Monaten, am 23. Juli, sollen die Olympischen Sommerspiele eröffnet werden. Ob bis dahin noch weitere Fechtturniere ausgetragen werden, weiß Leonie Ebert derzeit nicht. Ein Grand Prix in Shanghai und die EM in Frankreich seien bisher weder bestätigt noch abgesagt worden.