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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA MÄNNER
Noch ein Schritt in den Handballhimmel
DKB 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - TV 05/07 Hüttenberg       -  Im Hallenhimmel: Rimpars scheidender Kreisläufer Julian Bötsch ließ sich nach seinem letzten Heimspiel von seinen Teamkameraden hochleben.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Im Hallenhimmel: Rimpars scheidender Kreisläufer Julian Bötsch ließ sich nach seinem letzten Heimspiel von seinen Teamkameraden hochleben.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:37 Uhr

Die Rimparer Wölfe klopfen nach dem 31:30 (16:12)-Sieg im Spitzenspiel am Samstag gegen den TV Hüttenbergtatsächlich ans Tor zur Handball-Bundesliga. Es ist längst kein zaghaftes Bubbern mehr, sondern ein lautes Pochen. Auch würden sich die Emporkömmlinge aus der Marktgemeinde nicht heimlich, still und leise in ihren Sporthimmel schleichen, sondern laut hineinstürmen.

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So jedenfalls klingt seit Wochen das Selbstverständnis von DJK-Trainer Matthias Obinger und seinen erfolgshungrigen Spielern. Alles andere wäre auch „albern“, meinte der promovierte Sportwissenschaftlicher an diesem denkwürdigen Abend vor Pfingsten. „Mit seinen Ambitionen darf man nicht hinter dem Berg halten. Wir können einen großen Schritt gehen, der vermutlich einmalig ist. Das muss man wollen und ständig ansprechen. Ich will das, die Mannschaft will das“, betonte Obinger. Dann müsse es krachen, da müssten Häuser eingerissen werden.

Häuser, geschweige denn die erstmals in dieser Saison mit 2900 Zuschauern restlos ausverkaufte s.Oliver Arena, haben die Wölfe gegen Hüttenberg nicht eingerissen. Dafür den Gegner, der durch die Niederlage mit Rimpar die Plätze tauschte und auf den dritten Platz zurückgefallen ist. „Die Lust am Gewinnen war bei uns immer da“, sagte Obinger und fügte an: „Und sie war stärker als die Angst zu verlieren. Jeder hat seinen Job gemacht. Wir haben uns größtenteils von diesem tollen Publikum tragen lassen und den Druck in positive Energie umgemünzt.“

Wahnwitziges Aufstiegsrennen

Das war über weite Strecken der ersten Hälfte so gewesen, auch zu Beginn des zweiten Durchgangs – und punktuell in der Schlussphase. Am Ende reichte es für einen Start-Ziel-Sieg, der bei einem Hüttenberger Tor mehr zu einer ganz bitteren Pille für die Wölfe in diesem wahnwitzigen Aufstiegsrennen geworden wäre. Denn dann hätten die Rimparer vor dem 38. und letzten Spieltag neben Hüttenberg auch noch die TSG Ludwigshafen-Friesenheim vor sich gehabt, die parallel über die HG Saarlouis hinweggefegt war – und sie wären nur noch Vierter gewesen. Doch durch dieses eine Tor mehr sind sie Zweiter – und können den Erstliga-Aufstieg aus eigener Kraft schaffen. Mit einem Sieg im Saisonfinale beim VfL Bad Schwartau.

Geil. Das war das Wort, das die Wölfe kurz nach dem Ertönen der Schlusssirene, kurz nach diesem so entfesselnden Triumph, am häufigsten ins Maul nahmen. Und ja. Der Tenor war: „Wir wollen unbedingt in Liga eins.“ Mit dieser Einstellung waren die Rimparer auch in dieses mit Spannung erwartete Spitzenspiel gestartet. Die Führung durch Linksaußen Sebastian Kraus egalisierte Hüttenberg zum 1:1. Da konnte noch keiner ahnen, dass es der letzte Ausgleich für Hüttenberg gewesen sein sollte.

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Der einmal mehr überragende DJK-Keeper Max Brustmann heizte mit vielen Paraden nicht nur den Mittelhessen, sondern auch seinen Vorderleuten weiter ein, leitete genau wie der unverwüstliche Kapitän und Abwehrchef Stefan Schmitt gedankenschnell immer wieder Angriffe ein – und musste in der schwülwarmen Halle erneut sehr häufig zur Bank rennen, damit die Rimparer einen zusätzlichen Feldspieler bringen konnten.

Denn Obinger hatte noch früher zu dieser Maßnahme gegriffen, als es sein sportlicher Berater Rolf Brack empfohlen hatte, wie der Coach später berichtete. Damit ging er hohes Risiko – und wurde von seiner weiter hohes Tempo gehenden Mannschaft belohnt. Denn gerade im Überzahl-Spiel konnten die Rimparer immer wieder eine Lücke zum Werfen oder einen Kreisläufer finden. Neun Mal bekamen sie zudem einen Siebenmeter zugesprochen. Sieben Mal verwandelte der befreit aufspielende DJK-Spielmacher Patrick Schmidt. Darunter auch den zum 31:28 exakt 135 Sekunden vor dem Ende. Deshalb wurde es auch nicht mehr wirklich eng.

Julian Bötsch nimmt Abschied

Mitte der zweiten Hälfte war dies noch ganz anders gewesen. Obwohl die Wölfe von der 28. bis zur 37. Minute stets mit mindestens vier Toren, in der Spitze sogar mit sechs, vorne lagen, meldete sich Hüttenberg mit einem Schlag zurück – und kam bis auf einen Treffer heran (21:22, 43.). Obinger reagierte in dieser Situation nicht mit einer Auszeit, sondern dem besagten siebten Feldspieler: „Damit haben wir drei Tore in Folge gemacht.“ Einmal schloss Kraus erfolgreich ab, zweimal Lukas Böhm von Rechtsaußen. „Das war der Türöffner für diesen hart erkämpften Sieg.“

Denn die Hüttenberger, die früh Christian Rompf wegen eines Foulspiels mit einer Roten Karte verloren hatten und später in Person ihres isländischen Trainers Adalsteinn Eyjolfsson mit den Leistungen der beiden erstligaerfahrenen Magdeburger Unparteiischen haderten, kamen erst zwei Sekunden vor Schluss nochmals auf einen Treffer heran. Doch das 30:31 ging bereits in den Begeisterungsstürmen der Rimparer Anhänger unter. Augenblicke später sprangen die Spieler aufeinander und feierten hüpfend.

Für einen aus dem Kreis des Wolfsrudels war es der letzte Auftritt vor heimischem Publikum: Kreisläufer Julian Bötsch, der zum Abschied von seiner Mannschaft eine Rettungsweste geschenkt bekam, weil er den Bootsführerschein machen möchte, wechselt aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen zu den Hätzfelder Bullen in die Landesliga. Eben dorthin, wo die Rimparer vor zehn Jahren ihren scheinbar nicht enden wollenden Höhenflug gestartet haben. „Es war eine geile Zeit mit einem geilen Team“, sagte Bötsch gerührt nach sieben Jahren im grün-weißen Trikot. Aber nun komme für ihn eben ein neuer Lebensabschnitt.

Für seine Teamkameraden vielleicht auch. In ihrem Handballhimmel. Noch ein Schritt fehlt.


Seien Sie dabei, wenn die Rimparer Wölfe die Sensation vom Erstliga-Aufstieg perfekt machen können!

Der Klub setzt mehrere Fanbusse zum Saisonfinale am Samstag (10. Juni, 18 Uhr in Lübeck) beim VfL Bad Schwartau ein.
 

Wolf des Tages

Max Brustmann #22
Und monatlich grüßt „The Wall“. Von dieser Stelle. Dann, wenn's drauf ankommt. Solche Spiele liebt der Rimparer Torwart. Zum Sieg über Hüttenberg trug er 15 Paraden bei. Damit stach er wieder mal aus dem Kollektiv heraus.

DKB 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - TV 05/07 Hüttenberg       -  Im Glück: Rimpars Originale Dominik Schömig (l.) und Sebastian Kraus.
Foto: Frank Scheuring (foto2press) | Im Glück: Rimpars Originale Dominik Schömig (l.) und Sebastian Kraus.
DKB 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - TV 05/07 Hüttenberg       -  Am Boden: Hüttenbergs Kreisläufer Moritz Zörb nach der Niederlage.
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DKB 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - TV 05/07 Hüttenberg       -  Volle Hütte: die erstmals in dieser Saison ausverkaufte s.Oliver Arena.
Foto: Frank Scheuring (foto2press) | Volle Hütte: die erstmals in dieser Saison ausverkaufte s.Oliver Arena.
 
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