Den Mädchen- und Frauenfußball sichtbar zu machen, ist das zentrale Anliegen der Lotte-Preisverleihung. Diese fand am vergangenen Freitagabend zum dritten Mal nach 2017 und 2019 mit rund 200 Gästen auf Gut Wöllried in Rottendorf statt. Durch den Abend führten die Moderatorinnen Julia Lamatsch und Shary Reeves.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Übergabe des Ehrenpreises an Bärbel Wohlleben – dritte Preisträgerin nach Célia Sasic und Tina Theune. Die heute 79-Jährige aus Ingelheim am Rhein hatte im September 1974 als erste Frau das "Tor des Monats" der ARD-Sportschau geschossen. Sie traf damals im ersten offiziellen Endspiel um die deutsche Meisterschaft der Frauen mit einem Schuss aus 25 Metern für den TuS Wörrstadt ins Tor.
Bärbel Wohlleben trainiert den Nachwuchs in ihrem Heimatverein
Fast 50 Jahre nach dieser Auszeichnung steht sie als Trainerin der D-Juniorinnen in ihrem Heimatverein FFC Ingelheim noch immer auf dem Fußballplatz: "Meine Spielerinnen fragen mich immer, ob sie meine Tasche tragen sollen. Ich sage dann, das könnt ihr machen, wenn ich 100 Jahre alt bin." Mit dieser und vielen weiteren Anekdoten hatte Wohlleben die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. Spontan habe sie für ihre Mannschaft Partien gegen die Kickers-Juniorinnen ausgemacht, verriet Lotte-Initiator Heinz Reinders später.
Ebenso ausgezeichnet wurden Tugba Tekkal und ihr Projekt "Scoring Girls" mit Standorten in Berlin und Köln sowie im Irak. Die ehemalige Profi-Fußballerin (Hamburger SV, 1. FC Köln) erhielt für das sozialpädagogische und sportliche Angebot, das mehr als 500 Mädchen aus 15 Ländern für Fußball begeistert und im Alltag unterstützt, den Lotte-Sonderpreis.
Der Frauenfußball-Preis ging an den Berliner Verein Pichanga FC, der im Juni dieses Jahres ein erstes inoffizielles "Länderspiel" gegen die erst 2019 gegründete Frauen-Fußball-Mannschaft des Vatikan-Staats ausgetragen hatte. Mit vielen Aktionen war es dem Verein zuvor gelungen, die Reisekosten aufzubringen sowie auf sich und sein Vorhaben aufmerksam zu machen.
Den Mädchenfußball-Preis vergab die Jury an das Projekt "Mädchen an den Ball e.V." aus München, das für Mädchen von sechs bis 16 Jahren ein niederschwelliges und breitsportbasiertes Angebot ist, um Spaß und Freude am Fußball zu fördern. Neben den inzwischen 18 Standorten in München gibt es weitere in Augsburg, Dortmund und Bochum.
Mit dem von Fifa-Schiedsrichterin Angelika Söder vorgeschlagenen und in diesem Jahr erstmals verliehenen Preis für Nachwuchs-Schiedsrichterinnen wurde Marie Gamperl vom TSV Theuern aus dem oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach ausgezeichnet. Begonnen hatte die 17-Jährige vor drei Jahren mit einem Online-Schiedsrichterkurs.
Im Rahmenprogramm der Veranstaltung stellte der Düsseldorfer Fußball-Freestyler Mo Jamal einen neuen Rekord auf: Der 30-Jährige fing einen von ihm in die Luft geworfenen Ball in einer Minute 20 Mal mit den Beinen auf, während er im Handstand das Gleichgewicht hielt. Sein bisheriger Rekord für diese akrobatische Einlage lag bei 19 Mal.