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FRAUEN- UND MÄDCHENFUßBALL:
Vorbild für Fußballerinnen: Célia Sasic erhält erste „Lotte“
Die erste „Lotte“-Preisträgerin für Frauenfußball: die 111-fache Nationalspielerin Célia Sasic (Zweite von rechts) mit den beiden Frauenfußball-Moderatorinnen Shary Reeves (links) und Nele Schenker (rechts) sowie Professor Heinz Reinders und Uni-Vizepräsidentin Professor Barbara Sponholz bei der Preisverleihung in Würzburg.
Foto: Christian Ammon | Die erste „Lotte“-Preisträgerin für Frauenfußball: die 111-fache Nationalspielerin Célia Sasic (Zweite von rechts) mit den beiden Frauenfußball-Moderatorinnen Shary Reeves (links) und Nele Schenker ...
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 24.11.2017 02:59 Uhr

Nach dem Frauenfußball-Boom im Zuge der Heim-Weltmeisterschaft 2011 ist Ernüchterung eingekehrt. In Bayern hat sich ein Viertel der damals gegründeten weiblichen Mannschaften wieder aufgelöst. Den Fußballerinnen droht gar das mediale Niemandsland. Mit der Verleihung des ersten bundesweiten Preises für Mädchen- und Frauenfußball „Lotte“ möchte das Nachwuchsförderzentrum (NFZ) für Juniorinnen der Universität Würzburg ein Zeichen setzen, das in die andere Richtung weist: „Der Preis soll fußballerische Leistungen und den kreativen Einsatz für den Frauenfußball, den sonst kaum einer wahrnehmen würde, in das Rampenlicht der Öffentlichkeit holen“, erklärte der Würzburger Erziehungswissenschaftler Professor Heinz Reinders das Ziel des Preises unter der Schirmherrschaft von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth.

„Vorbild an Bodenständigkeit“

Mit der 111-fachen Nationalspielerin und zweifachen Europameisterin Célia Sasic hat das NFZ eine Sportlerin gefunden, der als erster „Lotte“-Preisträgerin die Rolle als Botschafterin für den Frauenfußball geradezu auf den Leib geschrieben scheint. Bei der von den beiden bekannten Frauenfußball-Moderatorinnen Nele Schenker von Sport1 und Shary Reeves vom WDR geführten Gala im Wöllrieder Hof bei Würzburg warb die zu ihrer aktiven Zeit bei ihren Gegnern gefürchtete Stürmerin am Freitagabend für ihre Sportart. „Ich war schon eine Exotin und das einzige Mädchen, das bei uns im Dorf Fußball gespielt hat“, erinnerte sich die Deutsch-Kamerunerin vor den etwa 200 Gästen an ihre ersten Spiele. Ohne ihren großen Bruder, der ihr die Tür zum Fußball geöffnet und sie erstmals auf den Fußballplatz mitgenommen hatte, hätte sie dennoch wohl nie das Kicken für sich entdeckt.

Auch Sasics Vorbilder waren damals selbstverständlich Männer: Zinedine Zidane und David Beckham. Weibliche Fußballidole, denen sie hätte nacheifern können, gab es damals noch nicht. Doch dann wurde Sasic, die als Fußballerin des Jahres in Europa 2015 mit nur 27 Jahren ihre Laufbahn beendete, selbst eine Berühmtheit. Sie sei ein Vorbild an „Bodenständigkeit und Leistungsorientierung“, stellte Reinders in seiner Laudatio heraus, aber auch eine selbstbewusste Kämpferin für ihren Sport. Als die deutschen Frauen bei der Weltmeisterschaft in Kanada auf schlechten Kunstrasenplätzen spielen sollten, zögerte sie nicht lange, um das einzufordern, was bei den Männern selbstverständlich ist: Fußballplätze, die Bestleistungen überhaupt erst zulassen.

Den Preis bekam Sasic von Leonie und Laura überreicht. Die Vorbilder der beiden Zwölfjährigen sind zwar eher zwei Spielerinnen des Bundesligisten FC Bayern München: Lena Lotzen, die bei der TG Höchberg das Fußballspielen gelernt hat, und deren Teamkollegin Leonie Maier. In die Fußstapfen der früheren Nationalstürmerin Célia Sasic würden die beiden Zwillinge mit den langen blonden Haaren dennoch gerne treten. Sie gehören zu den Mädchen, die das NFZ ergänzend zum Vereinstraining einmal in der Woche um sich versammelt.

Dort wird zudem der Mädchenfußball seit 2014 erforscht: Ein Test, den das Zentrum entwickelt hat, um Talente frühzeitig zu erkennen, kommt bei zahlreichen Bundesliga-Mannschaften zum Einsatz.

Währen der Gala gab es zwischendurch flotte Auftritte von zwei Free-stylerinnern und der Tischkicker-Doppelweltmeisterin Katja Dwenger, die derzeit in Würzburg Lehramt studiert. Auch wenn die große Euphorie vorbei ist, es tut sich wieder was in der Frauenfußball-Szene. Das zeigen auch die weiteren Preisträger. So ging der VWS-Mädchenfußball-Preis an die Youtuberin Jonna Brengel. Gerade einmal 13 Jahre alt, hat sie bereits über 60 Kurzfilme mit ihren Fußballtricks aufgenommen und auf ihrem Kanal veröffentlicht. Mehr als 2000 Abonnenten und die bewundernden Kommentare zeigen, wie sehr sie für viele Gleichaltrige zur Inspirationsquelle geworden ist. Zu den Geehrten gehört auch die Berlinerin Franziska Rein, die mit dem Sparkassen-Frauenfußball-Preis für ihre lebendigen Reportagen für den Radiosender Radio FF – Frauenfußball ausgezeichnet wurde. Der „Lotte“-Preis ist nach Lotte Specht benannt, die in den 1930er Jahren in Frankfurt die erste Frauenfußball-Mannschaft gegründet hat.

Wenig später war jedoch schon wieder Schluss. Nicht nur dem Deutschen Fußball-Bund schien damals das Fußballspielen nicht mit der Würde einer Frau zu vereinbaren. Die Zeiten haben sich geändert: Heute spielen bundesweit etwa eine Million Mädchen und Frauen in Vereinen.

 
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