Kampf- und wurfstarke Wölfe Würzburg haben am Karsamstag im Heimspiel gegen Dessau-Roßlau die siebte Pleite in Serie in der Zweiten Handball-Bundesliga kassiert. Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsrang beträgt damit weiter zwölf Punkte bei zehn noch ausstehenden Spielen – ein absolutes Himmelfahrtskommando. Beim 36:39 (21:19) brachte den Wölfen auch ein Saisonrekordwert an eigenen Treffern nichts Zählbares ein.
"Die Wölfe haben gekämpft ohne Ende. Wir sind sehr froh, dass wir hier den Sieg einfahren konnten", sagte Dessaus 61-jähriger Trainerfuchs Uwe Jungandreas hernach. Doch die warmen Worte helfen den Grün-Weißen wenig. "Es wäre nun zum dritten Mal in Folge gegen ein Topteam etwas drin gewesen, wir stehen aber am Ende wieder mit leeren Händen da", konstatierte Würzburgs Spielmacher Luis Franke.
Die Würzburger spielen in der ersten Halbzeit nicht wie ein Schlusslicht
Ihre schier ausweglose Lage hatte die Wölfe nicht davon abgehalten, nach einer Schweigeminute für Rolf Brack von Anfang an Vollgas zu geben. Dabei war es eigentlich noch heftiger gekommen. Neben Steffen Kaufmann (Knöchel) fiel mit Lukas Böhm auch der zweite Rückraumrechte aus. Er hatte sich zuletzt in Balingen das Jochbein angebrochen. Auf seine Position rückte zunächst mit Franke ein Rechtshänder. Doch die Wölfe verrückten ihre Rückraumachse geschickt und machten es dem Gegner dadurch schwer, sich einzustellen.
Allen voran Franke suchte und fand in der ersten Hälfte immer wieder die Lücke. Kapitän Patrick Schmidt verwandelte seine ersten drei Strafwürfe – und auch Oliver Seidler ließ sich gegen seinen vormaligen Klub zunächst nicht lumpen. Die Mainfranken spielten nicht wie ein Schlusslicht, sondern gingen ein hohes Tempo, das die Sachsen-Anhaltiner direkt erwiderten. So war der Jubel über einen Torerfolg bei den Wölfe-Anhängern kaum verstummt, da hatten die leichtfüßigen Gäste auch schon ihre schnelle Mitte erfolgreich abgeschlossen.
Dessau-Roßlau erhöht seine Schlagzahl und verkürzt bis auf zwei Tore
Nachdem aber Würzburgs scheidender Torwart Andreas Wieser zwei Siebenmeter halten konnte, zog die Heimsieben mit vier Treffern weg (14:10). Doch die Dessauer drehten weiter an der Schlagzahl. Allen voran Timo Löser war nicht zu halten. Er schaffte am Ende 15 Treffer aus dem Feld. So konnte der Tabellen-Vierte, der von knapp 100 Fans nach Unterfranken begleitet worden ist, bis zur Pause wieder auf zwei Treffer verkürzen. Da nutzte es auch nichts, dass die Wölfe erstmals in dieser Saison in einer Halbzeit mehr als 20 Treffer erzielten.
Kurz nach dem Seitenwechsel glich die Jungandreas-Sieben durch ihren agilen Spielmacher Vincent Sohmann zum 23:23 aus. Kurz darauf hielt der neu ins Match gekommene Wölfe-Schlussmann Jonas Maier einen freien Wurf von Kreisläufer Patrick Gempp, der von 2017 bis 2020 das grün-weiße Trikot getragen hatte. Das gab wieder Auftrieb. Seidler traf in der 37. Minute zum 26:24. Noch umjubelter war kurz darauf das Tor von Benedikt Brielmeier, weil es mit der letzten Aktion vor dem Zeitspiel passierte (39.).
Längere Angriffe nehmen Wölfen in der entscheidenden Phase die Kraft
Die Gäste hielten in der Abwehr und durch ihr starkes Tempospiel voll dagegen – und gingen in der 44. Minute erstmals in Führung. Beim Stand von 27:28 nahm Wölfe-Trainer Julian Thomann eine Auszeit. Doch die nun immer länger werdenden Angriffe kosteten den Hausherren viel Kraft. Und die Bauhausstädter liefen auch dank ihrer breiten Bank weiter unnachgiebig ihre Konter. Und auch sonst kamen die Wölfe einfach nicht richtig in die Zweikämpfe. So wuchs der Rückstand schnell auf drei Treffer an (28:31).
Die Mainfranken bissen noch einmal zurück, Valentin Neagu netzte zum 32:33 ein (52.). Die Dessauer, die nun sogar von der Bundesliga träumen dürfen, blieben indes konzentriert bis zum Schluss und feierten den Auswärtssieg lautstark. "Wir sind unglaublich enttäuscht, weil wir wieder ein gutes Spiel gemacht und trotzdem erneut verloren haben. Die Luft ist jetzt sehr dünn", sagte Thomann nach der siebten Niederlage hintereinander, "wir sind keine Träumer, werden aber weiterkämpfen." Am kommenden Sonntag kommt mit TuS N-Lübbecke der nächste Topklub nach Würzburg.