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Fußball
Nach China und zurück: Maximilian Stumpfs verrückte Fußball-Reise
Der Würzburger hat für den WFV und Aubstadt gespielt, war schon als Zwölfjähriger Trainer. Warum sein Weg nach Asien, zum Club und den Bayern geführt hat – und schließlich zur DJK Büchold.
Fußball-Botschafter in China: der Würzburger Maximilian Stumpf (links) als Teil einer Delegation des FC Bayern München.
Foto: Stumpf | Fußball-Botschafter in China: der Würzburger Maximilian Stumpf (links) als Teil einer Delegation des FC Bayern München.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Der junge Mann hatte Talent. Der Durchbruch blieb ihm im unterfränkischen Fußball dennoch verwehrt. Maximilian Stumpf wurde beim Würzburger FVausgebildet, hatte als Torhüter ein paar Landes- und Bayernliga-Einsätze für die TG Höchberg und den TSV Aubstadt. Ehe der Zufall dem Würzburger im Sommer 2016 eine aufregende Karriere-Episode beim chinesischen Zweitligisten GZ Henfeng eröffnete – mit gerade mal 19. Heute ist Stumpf 25 Jahre alt, Scout für den 1. FC Nürnberg und den FC Bayern München gewesen, und soll ab Sommer 2022 den A-Klassisten DJK Büchold (Lkr. Main-Spessart) trainieren. Eine abenteuerliche Laufbahn.

Keine gewöhnliche Idee, mit Zwölf bereits andere Kinder zu trainieren. Stumpf übernahm in diesem Alter die U-5-Knirpse des TSV Lengfeld. "Trainer zu sein, war mein Ding." Selbst wechselte er in der D-Jugend zum WFV, blieb bis zur U 19, um sich im Sommer 2015 für die TG Höchberg zu entscheiden. "Weil wir da bloß zweimal die Woche Training hatten" – und Stumpf weiter Jugendtrainer beim WFV bleiben konnte. Nach ein paar Monaten der Schock: Kreuzband- und Meniskusriss. "Da war mir klar, dass es mit dem Kicken wohl nichts mehr wird." An dieser Erkenntnis änderte auch ein kurzzeitiges Comeback beim TSV Aubstadt nichts, wo Stumpf ohnehin nicht am Torhüter-Duo Mack/Reusch vorbei kam.

Mahlzeit: Maximilian Stumpf in der chinesischen Akademie-Kantine – selbstverständlich mit Stäbchen essend.
Foto: Stumpf | Mahlzeit: Maximilian Stumpf in der chinesischen Akademie-Kantine – selbstverständlich mit Stäbchen essend.

Zumal Anfang 2016, noch zu TGH-Zeiten, Ex-Zweitliga-Profi Florian Galuschka (FC 05 Schweinfurt), in dessen Fußballschule er Trainer war, einen Auftrag für Stumpf hatte. "Eine chinesische Fußball-Funktionärin war auf das Konzept der Fußballschule gestoßen und wollte, dass das Jemand in China vorstellt" – Stumpf. Zusammen mit dem Traustadter Fußball-Manager Achim Kaufmann und Ex-Profi Sebastian Kneißl (Chelsea, Schweinfurt) reiste der 19-Jährige nach Zunyi im Süden Chinas, "als deutsche Delegation". Für die anderen beiden blieb es beim Vorstellen, Stumpf kehrte später zurück in die Zwei-Millionen-Stadt, um die neue Akademie zu leiten, die unter chinesischen Schulfußballern die besten Kicker für den Vereinssport ausbilden sollte.

Der gelernte Torwart sollte in China im Mittelfeld spielen

"Über 1000 Jugendliche hatte ich zu betreuen", erinnert sich der Lengfelder an das System ähnlich deutscher Nachwuchsleistungszentren. Ein Jahr später war Zweitligist GZ Hengfeng aufmerksam geworden auf den jungen Deutschen. "Deutschland steht in China für Qualität. Wenn dort einer einen VW fährt, heißt das schon was" – Stumpf muss schmunzeln, wenn er daran denkt, wie schnell man ihn neben dem Jugendtrainer-Job gleich noch als Mittelfeldspieler verpflichtet hat. Ja, als Mittelfeldspieler. "Ich hatte beim WFV einen Jugendtrainer, der Sportwissenschaftler war und der Überzeugung, dass auch Torhüter im Feld spielen können müssen." Dumm nur: In einem Testspiel riss erneut das Kreuzband – endgültig Essig mit der Kickerei. Die reizvoll hätte werden können: "Das Niveau innerhalb Chinas zweiter Liga reicht von deutschem Drittliga-Level bis zu Bayernliga."

Resultat der Sichtung unter chinesischen Nachwuchs-Kickern: Maximilian Stumpf (links) mit der Akademie-Mannschaft in Zunyi.
Foto: Stumpf | Resultat der Sichtung unter chinesischen Nachwuchs-Kickern: Maximilian Stumpf (links) mit der Akademie-Mannschaft in Zunyi.

Aber Stumpf hatte ja mal gesagt: "Trainer zu sein, ist mein Ding." Und genoss als Jugendtrainer "eine brutale Gastfreundschaft. Als Europäer führst du dort ein privilegiertes Leben." Bis die Vertragsverlängerung, der Deutsche sollte zusätzliche Aufgaben übernehmen, anstand: zwei Jahre. "Ich wollte aber nur um ein Jahr verlängern, weil meine Oma an Krebs erkrankt war". Es gab keine Einigung, Stumpf kehrte nach gut zwei Jahren zurück nach Deutschland.  

"Deutschland steht in China für Qualität. Wenn dort einer einen VW fährt, heißt das schon was."
Maximilian Stumpf über die Wertschätzung deutscher Trainer

Und blieb nicht lange ohne einen Job an namhafter Adresse. Im Herbst 2018 heuerte er beim 1. FC Nürnberg als Scout in den jüngeren Jahrgängen für die Region Unterfranken an, ein gutes halbes Jahr später beim FC Bayern München. Dank chinesischer Kontakte. Die Münchner starteten eine Kooperation mit dem chinesischen Ministerium für Bildung, es ging um die Sichtung chinesischer Talente – ausgerechnet in Zunyi. Die Chinesin von 2016 erinnerte sich an Stumpf. Diesmal flog der Würzburger mit einer fünfköpfigen Delegation gen Asien – darunter Klaus Augenthaler. "Ich Jungspund habe ihn nicht gekannt und mich über seine Popularität gewundert. Da habe ich ihn gegoogelt und gesehen: Hui, was für eine Maschine."

Auch einige talentierte Mädchen hat Maximilian Stumpf in seiner Sichtungsarbeit für den FC Bayern München in China unter die Lupe genommen.
Foto: Stumpf | Auch einige talentierte Mädchen hat Maximilian Stumpf in seiner Sichtungsarbeit für den FC Bayern München in China unter die Lupe genommen.

Wer weiß, wie sich die Zusammenarbeit mit dem FC Bayern intensiviert hätte, wenn Corona nicht gekommen wäre. So dauerte es eine Weile, ehe Stumpfs Weg weiter ging: Anfang 2021 als Jugendkoordinator beim VfR Heilbronn. Der Bezirksligist hatte sich drei Jahre zuvor neu gegründet, nachdem der ehemalige Zweitligist 2003 hatte Insolvenz anmelden müssen. Nun will man mit Macht zurück in den Profi-Fußball. Stumpf, Inhaber der Uefa-B-Lizenz und Anwärter auf die A-Lizenz, soll im Nachwuchsbereich mithelfen.

Erstes Trainer-Engagement bei einer Männer-Mannschaft

Ab Sommer dieses Jahres nurmehr im administrativen Bereich. Auf dem Platz steht er dann wieder in Unterfranken, erstmals als Trainer einer Männer-Mannschaft. "Endlich, das war mein Ziel", sagt der 25-Jährige, der ein Hochschulzertifikat als Fußball-Manager in der Tasche hat. Er hat im Trainer-Online-Portal des Bayerischen Fußball-Verbands auf eine Anzeige der DJK Büchold geantwortet. "Es hat sofort gematcht", beschreibt er das erste Treffen mit den Verantwortlichen. Der A-Klassist hat eine sehr junge Mannschaft und im spielenden Co-Trainer Johannes Feser einen Rückkehrer von Landesligist FC Fuchsstadt und zuverlässigen Torschützen.

Die DJK Büchold freut sich auf ihren neuen Trainer (von links): Abteilungsleiter Florian Gehrig, Co-Trainer Johannes Feser, der zukünftige Trainer Maximilian Stumpf und Sportvorstand Stefan Suckfüll.
Foto: Gehrig | Die DJK Büchold freut sich auf ihren neuen Trainer (von links): Abteilungsleiter Florian Gehrig, Co-Trainer Johannes Feser, der zukünftige Trainer Maximilian Stumpf und Sportvorstand Stefan Suckfüll.

"Ein ambitionierter Verein", der gute Chancen hat, in die Kreisklasse aufzusteigen als souveräner Tabellenführer. "Unser Ziel sollte dann heißen, gleich oben mitzuspielen", hat Stumpf, der den im Sommer scheidenden Trainer Wasilis Härtel ablösen wird, die Kreisliga im Blick – und nach den vielen Wechseln (zwischendurch war er auch U-12-Coach bei Hansa Rostock) mal einen längeren Aufenthalt. Was DJK-Abteilungsleiter Florian Gehrig begrüßen dürfte: "Wir haben einen Trainer mit Erfahrung gesucht." Dass es einer mit solch schillernder Vita sein würde, hätte sich Gehring nicht gedacht.

 
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