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Würzburg
Lotte-Gala: Ausgezeichnete Fußballerinnen
Wer bei der Lotte-Gala in Würzburg mit Preisen rechnen kann und wofür der Sonderpreis "Holzesel" verliehen wird.
Gemeinsam mit ihrer designierten Nachfolgerin Silvia Neid (rechts) bejubelt Bundestrainerin Tina Theune-Meyer im Juni 2005 den Gewinn der Europameisterschaft.
Foto: Boris Roessler, dpa | Gemeinsam mit ihrer designierten Nachfolgerin Silvia Neid (rechts) bejubelt Bundestrainerin Tina Theune-Meyer im Juni 2005 den Gewinn der Europameisterschaft.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:30 Uhr

"Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand" – mit diesen Worten hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Jahr 1955 das Verbot des Frauenfußballs begründet. 64 Jahre später ist das Zitat eines von neun, unter denen die Gäste der Lotte-Gala wählen können, um den "Holzesel" für besonders frauenfeindliche Sprüche zu vergeben. Das ist natürlich nur ein Randaspekt der Veranstaltung, die 2015 vom Würzburger Hochschullehrer Dr. Heinz Reinders unter dem Namen "Lotte" ins Leben gerufen wurde – als Rahmen für den ersten Mädchen- und Frauenfußballpreis Deutschlands. Der geht in diesem Jahr an die ehemalige DFB-Trainerin Tina Theune, um sie, wie es in der Festschrift heißt "als verdiente Persönlichkeit im Frauenfußball" für ihr Lebenswerk zu ehren. Ausgezeichnet werden außerdem die Europameisterinnen von 1989 (Frauenfußballpreis der Stadt Würzburg), der Berliner Fußball-Verband für sein Projekt "Alle kicken mit" (Sparkasse Mainfranken Mädchenfußballpreis) sowie der TSV Prosselsheim für 30 Jahre Mädchen-Fußball (Hofmann Personal-Sonderpreis). Übergeben werden die Preise am Freitagabend im Rahmen einer feierlichen Gala im Würzburger Gut Wöllried.

Über 30 Jahre lang Trainerin

Tina Theune wirkte über dreißig Jahre lang als Trainerin im deutschen Frauenfußball. Von 1974 bis 1986 war sie als Spielerin bei Grün-Weiß Brauweiler aktiv und schon 1982 coachte sie als Spielertrainerin die Frauenauswahl des Fußball-Verbandes Mittelrhein. Aus ihrer Trainerkarriere sind ihr, das sagt sie im Interview mit den Organisatoren der Lotte-Gala, vor allem zwei Erfolge in Erinnerung geblieben: Den Triumph bei der EM 1989, die für Theune eng mit dem Mauerfall verbunden ist, und der WM-Gewinn 2003. Diesen Titel empfindet die heute 66-Jährige, die aus dem nordrhein-westfälischen Kleve stammt, als "weiteren Meilenstein für den deutschen Frauenfußball". Bei den Einschaltquoten seien sämtliche Rekorde gebrochen worden und erstmals hätten sich Sponsoren für den Sport interessiert. Mag das öffentliche Interesse in den vergangenen Jahren auch wieder zurück gegangen sein, Theune hält an ihrer Leidenschaft fest und setzt sich noch immer für den Frauen- und Mädchenfußball ein. Für den DFB begleitet sie unter anderem die Eliteschule des Mädchenfußballs.

Deutschlands Heidi Mohr im EM-Finale 1989 gegen Norwegen.
Foto: Valeria Witters | Deutschlands Heidi Mohr im EM-Finale 1989 gegen Norwegen.

Für ihren außergewöhnlichen Einsatz ausgezeichnet werden am Freitagabend auch die Fußball-Europameisterinnen von 1989. Die 18 Nationalspielerinnen holten diesen Titel erstmals nach Deutschland und markierten nach Meinung der Jury "durch ihre Pionierarbeit den Beginn einer sagenhaften Erfolgsgeschichte im Frauenfußball". 

Benannt ist der Preis, der am Freitagabend vergeben wird, übrigens nach Charlotte (Lotte) Specht. Die fußballbegeisterte Metzgertochter, die in einem Frankfurter Arbeiterviertel aufwuchs, gründete 1930 den ersten Frauen-Fußballverein. "Wir waren keine Revoluzzerinnen, sondern hatten Spaß am Fußball", wird Lotte Specht in einem Text des freien Journalisten Frank Hellmann für die Neue Osnabrücker Zeitung zitiert. Lange bestand ihre Mannschaft nicht – bereits im Herbst 1931 war sie nach wüsten Beschimpfungen und elterlichen Verboten Geschichte. Specht bedauerte: "Die Zuschauer haben sogar Steine nach uns geworfen. So konnte man gar nicht spielen, da musste man aufhören und weinen. Mit der Zeit wurden wir immer weniger, und nach einem Jahr, tja, da war er aus der Traum".

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