Wochenlang war Würzburg der einzige Stützpunkt des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), an dem nicht trainiert werden durfte. Schuld daran waren die besonders strengen Auflagen, die der Freistaat Bayern vorgegeben hatte, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Seit Dienstagabend aber steht fest: Die Kader-Athleten dürfen ab kommendem Montag auch im Wolfgang-Adami-Bad wieder ins Wasser. Zu den sechs Spitzensportlern auf Bundesebene zählt neben Lea Boy, Ruwen Straub, Sören Meißner, Sebastian Beck und Jeannette Spiwoks Würzburgs Ausnahmetalent Leonie Beck. Sie ist bereits für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio qualifiziert und nach eigenen Aussagen froh, nach Wochen des Landtrainings endlich wieder ins Becken steigen zu dürfen.
Das ist nach wie vor gut gefüllt, denn ein Ablassen des Wassers wären nach Angaben von Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz, der zugleich Geschäftsführer des SV Würzburg 05 ist viel zu teuer gekommen. "Zur Wiederbefüllung hätten wir 10000 bis 15000 Euro in die Hand nehmen müssen. Wir haben außerdem befürchtet, dass uns beim Ablassen die Fliesen entgegen kommen könnten. Immerhin wurde das Bad schon 1971 gebaut", erklärt er. So wurden nur Kinder- und Außenbecken geleert. Beck und die anderen - neben den sechs Bundes-auch 15 Landeskader-Athleten - können am Montag sofort mit dem Training loslegen, das unter strengen Hygiene-Maßnahmen abläuft. Maximal fünf Schwimmerinnen und Schwimmer dürfen gleichzeitig ins Wasser, die Duschen bleiben gesperrt und umgezogen wird sich direkt in der Badehalle, wo es leichter ist Abstand zu halten als in den engen Umkleidekabinen. "Acht Wochen am Stück war ich schon Jahre lang nicht nicht mehr im Wasser. Ich hoffe, ich habe das Schwimmen nicht ganz verlernt", scherzt Beck auf Nachfrage. Sie sei in den vergangenen Wochen vor allem viel laufe gewesen und habe versucht, ihre Kraftwerte zu verbessern: "Es war mal eine schöne Abwechslung zum normalen Training, aber es wird jetzt wirklich wieder Zeit, schwimmen zu können."
Banger Blick aufs Konto
Für Lurz gleicht die Situation einem Wiederbeginn des Trainings in der Sommerpause, die üblicherweise im August stattfindet, dieses Jahr aber sozusagen vorgezogen wurde. Für den Bundestrainer wird es in den kommenden Wochen darum gehen, seine Schützlinge konsequent wieder aufzubauen. Wie gut das gelingen kann, solange noch kein konkreten Wettkampftermine feststehen, muss sich zeigen. "Das ist aber nicht mein drängendstes Problem", sagt der SV-05-Geschäftsführer. Er macht sich vor allem Sorgen um die finanzielle Situation seines Vereins. Noch bis Mitte Juni könne man ohne die Einnahmen von Schwimmbadbesuchern auskommen, danach gehe bei laufenden Betriebskosten von rund 25000 Euro pro Monat trotz Rücklagen das Geld aus. 50 Prozent der Mitarbeiter sind laut Lurz momentan in Kurzarbeit, die andere Hälfte kümmert sich um Arbeiten, die im laufenden Betrieb nicht stattfinden können.
Ein Hoffnungsschimmer ist, dass wohl schon bald Biergarten und Golfanlage wieder geöffnet werden können. Dann hätte der Verein zumindest ein paar Einnahmen zu verbuchen.
