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Residenzlauf
"Lauf, Heinrich!": Wie der 79-jährige Heinrich Hassbach den Residenzlauf zu seinem letzten Lauf machte
Erst mit 62-Jahren ist Heinrich Hassbach zum Laufen gekommen. Trotzdem hat er an zwölf Marathons teilgenommen. Der Residenzlauf war sein letzter Wettbewerb.
'Ich bin dankbar, dass ich noch so fit bin', sagt Heinrich Hassbach. Will seine Laufkarriere aber trotzdem beenden.
Foto: Heiko Becker | "Ich bin dankbar, dass ich noch so fit bin", sagt Heinrich Hassbach. Will seine Laufkarriere aber trotzdem beenden.
Felix Eck
 |  aktualisiert: 04.05.2024 02:41 Uhr

"Lauf, Heinrich! Du schaffst es!" Heinrich Hassbach weiß heute nicht mehr, wer es ihm zugerufen hat. Aber nach 33 Kilometern beim Hamburg Marathon hatte er auch andere Probleme. Die Beine waren müde und schwer. Der motivierende Zuruf, "das war ein richtiger Powerschub", beschreibt er den Moment in einem Café in der Würzburger Sanderau.

Heinrich Hassbach ist 79 Jahre alt und am Sonntag beim Hauptlauf des 34. Würzburger Residenzlaufs in seinen letzten Wettbewerb gestartet. Sein letzter Trainingslauf für dieses Rennen "war gut", erklärte er im Gespräch mit dieser Redaktion zufrieden. Die Laufklamotten hatte er schon am Tag zuvor herausgelegt – wie er es immer macht. "Keine Lust gibt es nicht", sagt er und meint es auch so. "Wenn ich meine Laufsachen am Abend rausgelegt habe, wird am Morgen auch gelaufen. Egal bei welchem Wetter." Meistens vor oder bei Sonnenaufgang.

Das Ausdauerlaufen habe er aus einer Laune heraus angefangen. Diese Laune überkam ihn 2002 und seitdem ist er zwölf Marathons gelaufen. Durch den New York Central Park zusammen mit 40.000 Menschen. Durch das Brandenburger Tor beim Marathon in Berlin. Von Marathon nach Athen in Griechenland, natürlich auch in Hamburg ("Vier Mal!"), London ("Der Schlimmste") und beim Würzburger Gedächtnislauf ("Etwas besonderes"). All das mit über 60 Jahren.

Der gebürtige Rheinländer lief seinen ersten Marathon 2006 in Hamburg, weil ein Freund ihn gefragt hatte. Er fand eine Annonce in der Main-Post, die zum Marathontraining einlud – und ging hin. Seitdem führt er ein Läufertagebuch. Mehrere tausend Kilometer sind hier akkurat vermerkt. Laufzeit, Distanz und Tag wurden notiert. In der kleinen Handschrift, zwischen den Zahlen und Daten, findet man auch den Grund für das Ende seiner Läuferkarriere: "Für den Residenzlauf habe ich drei Monate lang trainiert und bin fast 300 Kilometer gejoggt. Da geht viel Zeit drauf."

"Es ist gut für meinen Körper und meine Seele"

Warum tut sich jemand das in seiner Rente an? "Ich will den Kopf freibekommen und es stimmt mich versöhnlicher. Es ist gut für meinen Körper und meine Seele und regt mich zum Nachdenken an", erklärt Hassbach seine Gründe.

Die 10 Kilometer, die es im Hauptlauf um die Residenz zu absolvieren gilt, brauchten ihre Vorbereitung – viel mehr Zeit musste er dafür aufwenden, als am Anfang seiner Laufkarriere. Zumal er diese nicht einfach so ausklingen lassen, sondern das Ziel in unter einer Stunde und zehn Minuten erreichen wollte. "Ich bin bescheuert, denke ich manchmal. Ich mache mir selbst viel Druck. Aber ich definiere mich über das Laufen", sagt er - auch mit Blick auf die Disziplin, die es braucht, um sein Training durchzuziehen.

Am Tag des Residenzlaufes hat Hassbach seinen Hut aus dem Café gegen eine Kappe getauscht und die feinen roten Schuhe aus England gegen seine Laufschuhe. So steht er zwischen den 1970 Läufern und Läuferinnen im Hauptfeld.

"Der Lauf war nicht schön, ich habe mir schwergetan", sagt er später. Trotzdem erreichte er das Ziel in einer Zeit von einer Stunde, fünf Minuten und 45 Sekunden: "Ich habe nicht die ganze Zeit gedacht: ‚Das ist mein letzter Lauf‘." Bei der Altersklasse über 70 Jahre sei er zweiter geworden, berichtete er nicht ohne Stolz.

"Ich bin dankbar, dass ich noch so fit bin. Das kann nicht jeder von sich behaupten." Auch ohne das Laufen werde ihm nicht langweilig werden, sagt er. Heinrich Hassbach engagiert sich in zwei kirchlichen Gemeinden in Würzburg und hilft zudem Anwohnern bei alltäglichen Aufgaben: "Ich bin Gott dankbar, dass ich solche Hilfe verrichten darf."

 
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