Es ist gleich eine echte Standortbestimmung. Wenn Fußball-Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers an diesem Montag (18.30 Uhr) auf den Sechsten der vergangenen Spielzeit Hannover 96 trifft, geht es nicht nur um den Einzug in die zweite Runde, die heuer am 22. und 23. Dezember ausgetragen wird. Die Partie dürfte auch ein deutlicher Fingerzeig sein, wie es um das Leistungsvermögen der Kickers eine knappe Woche vor dem Ligaauftakt gegen den FC Erzgebirge Aue am Samstag (13 Uhr) bestellt ist. Fragen und Antworten, bevor es für die Kickers in dieser Saison ernst wird:
"Hannover hätte sich vielleicht einen anderen Gegner gewünscht", vermutet Kickers-Trainer Michael Schiele. Das Los bei einem Zweitliga-Aufsteiger antreten zu müssen, war für die Niedersachsen tatsächlich kein glückliches. Schließlich steckten die Kickers bei der Auslosung zusammen im Topf mit den Amateurklubs. Die Partie am Dallenberg ist das einzige reine Zweitliga-Duell in der ersten Runde und überhaupt das einzige Aufeinandertreffen zweier Klubs aus einer Liga an diesem Wochenende. Gleichwohl scheinen die Rollen klar verteilt. Nicht nur weil Hannover in dieser Saison alleine rund 15 Millionen Euro mehr an TV-Geld kassiert als die Würzburger. Schiele sieht sein Team in der Außenseiterrolle und will "ein unangenehmer Gegner" sein. 96-Trainer Kenan Kocak zeigt indes die übliche Wertschätzung für den Gegner. Als "eine starke Mannschaft" und "homogene Truppe" bezeichnete er in der Spieltags-Pressekonferenz die Rothosen, die sich sinnvoll verstärkt hätten.
Es muss noch vieles besser werden bei den Kickers, findet Schiele: "Wird sind noch nicht bei 100 Prozent", stellt er fest. Aber im Laufe der Vorbereitung habe sich das Team bereits physisch und taktisch deutlich verbessert. Ein Prozess, der aber noch einige Wochen weiter gehen werde. Dass er mit dem Stand des Teams zum Vorbereitungsstart nicht zufrieden war, daraus macht Schiele kein Geheimnis. "Am Anfang, hast du Dir schon gedacht: Puh! So war es letztes Jahr auch. Aber wir haben uns kontinuierlich gesteigert."
Noch wirkt das Kickers-Gebilde unfertig. So lange der gesuchte zentrale Mittelfeldspieler nicht verpflichtet ist, muss Schiele improvisieren. Auch weil mit Hendrik Hansen, der aus privaten Gründen einige Tage fehlte und deshalb einen Trainingsrückstand aufholen muss und Niklas Hoffmann, der nach seinen Rückenbeschwerden die Reha beendet hat und demnächst ins Mannschaftstraining einsteigt, zwei Kandidaten für eine zentrale Position in der Defensive zuletzt fehlten. Die neue Hierarchie im Team muss sich erst noch herausbilden. Selbst im Mannschaftsrat wurde noch ein Platz freigelassen, um möglicherweise noch einen Neuzugang zu integrieren.
Nach dem Umbruch im Kader und der Trennung von Spielern wie Ron-Robert Zieler oder Edgar Prib ist die Stimmung rund um den Klub in der niedersächsischen Landeshauptstadt zwar nicht angespannt aber doch gespannt. Die personellen Veränderungen seien, betonte Trainer Kenan Kocak in der Pressekonferenz vor der Partie gegen die Kickers, keine einsame Entscheidung von ihm gewesen, sondern eine, die unter allen Verantwortlichen einvernehmlich getroffen wurde. "Wir nehmen das Spiel in Würzburg sehr ernst. Um die Einstellung mache ich mir überhaupt keine Gedanken", so der 96-Coach.
Manche Trainer geben im Pokalwettbewerb dem vermeintlichen Torhüter Nummer zwei eine Bewährungschance. Nicht so Kickers-Coach Schiele. Er setzt auch hier auf Fabian Giefer. "Er ist die Nummer eins", sagt der Cheftrainer der Rothosen klipp und klar.
Weniger als in der vergangenen Saison. Nicht nur, dass die Zuschauereinnahmen im Fall der Kickers völlig wegfallen auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gibt es heuer weniger Geld für die Klubs. Anders als in anderen Bundesländern dürfen in Bayern überhaupt keine Fans ins Stadion. Und das DFB-Präsidium hat beschlossen, die Prämien für die Erstrunden-Teilnehmer aufgrund der Corona-Pandemie um 20 Prozent zu kürzen. Das bedeutet statt 175 000 Euro vor einem Jahr gibt es diesmal 137 000 Euro für jeden Teilnehmer. Über die Prämienverteilung in den nächsten Runden wird erst später entschieden.