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Fußball: Dritte Liga
Kickers-Spieler Kwadwo für Spielabbruch bei Rassismus auf Rängen
Der Würzburger Linksverteidiger spricht bei seinem Auftritt im "Sportstudio" Klartext. Kickers-Kapitän Schuppan überlegte in Münster das Spielfeld zu verlassen.
Klartext: Leroy Kwadwo im Gespräch mit Sportstudio-Moderator Joochen Breyer.
Foto: Martin Hoffmann, Imago | Klartext: Leroy Kwadwo im Gespräch mit Sportstudio-Moderator Joochen Breyer.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:12 Uhr

Es war ein trauriger Anlass. Für gewöhnlich spielt die Dritte Liga im "Sportstudio" des ZDF keine Rolle. Die üblen Beleidigungen durch einen Zuschauer gegen Leroy Kwadwo beim 0:0 der Würzburger Kickers bei Preußen Münster und die deutliche Reaktion der Zuschauer, die nicht nur den Täter umgehend identifizierten, sondern mit "Nazis raus"-Rufen gleich ein Zeichen setzten, rückten die Spielklasse aber in den Blickpunkt. Und Kickers-Akteur Kwadwo nutzte die Gelegenheit, um Klartext zu sprechen. "So etwas muss im Keim erstickt werden", sagte er und sprach sich dafür aus, bei rassistischen Vorfällen ein Spiel abzubrechen.

Auch am Freitagabend im Preußen-Stadion an der Hammer Straße hätte es soweit kommen können. „Es spricht sich hinterher immer leicht“, sagte Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan: „Man weiß nie, wie man mitten in einem solchen Spiel dann entscheidet.“ Aber er habe sich schon mit dem Gedanken beschäftigt, das Spielfeld als Reaktion auf die rassistischen Beleidigungen zu verlassen. Weil Zuschauer und Offizielle in Münster aber vorbildlich reagierten, sei das am Ende dann doch kein Thema mehr gewesen. „Ich finde, das war am Freitag eine Blaupause dafür, wie man mit solchen Situationen umgehen sollte“, stellte Schuppan fest.

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Am Ende aber will er sich das Recht nehmen, bei rassistischen Vorkommnissen den Platz zu verlassen. "Das sind wir unseren Mitspielern schuldig. Ich habe Leroy gesehen. Ich kenne ihn als lebenslustigen Menschen. Er war am Freitag von einer Sekunde auf die andere in sich gekehrt, ließ den Kopf hängen. Das war ein schwerer Schlag für ihn. Ich wüsste nicht, wie er hätte weiterspielen sollen, wenn das Spiel noch länger dauert." Schon als kürzlich Hertha-Spieler Jordan Torunarigha beim DFB-Pokal-Spiel der Berliner beim FC Schalke 04 rassistisch beleidigt wurde und auf dem Platz in Tränen ausbrach, habe er sich über ein solches Szenario Gedanken gemacht. "Ich habe mir da überlegt, was ich machen würde, wenn das bei uns passiert. Dass dieser traurige Fall dann so schnell eintritt, damit hätte ich nie gerechnet."

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Alleine könne er aber auch als Kapitän eine solch weitreichende Entscheidung nicht treffen. „Natürlich hätte ich zuerst einmal das Team zusammengerufen und beratschlagt. Wenn es am Freitag nicht diese deutliche Reaktion gegeben hätte, hätte ich das wohl getan“, sagt Schuppan. Auf dem Spielfeld hatte da Schiedsrichterin Katrin Rafalski den vom europäischen Fußballverband UEFA vorgegebenen Drei-Stufen-Plan bei rassistischen Vorkommnissen im Stadion umzusetzen. Der besagt, dass das Spiel nach einer ersten Unterbrechung und Stadiondurchsage fortgesetzt wird. Gibt es erneut rassistische Äußerungen auf den Rängen, soll die Partie zehn bis 15 Minuten unterbrochen werden. Erst wenn die Umtriebe danach immer noch weitergehen, soll der Schiedsrichter das Spiel abbrechen.

„Der Spieler kam aufgebracht zu mir und hat mich über Affengeräusche informiert. Daraufhin habe ich diese auch wahrgenommen. Mir war es wichtig, den Spieler zu beruhigen und mit ihm in Ruhe zu sprechen. Daraufhin bin ich zum Trainer, Herrn Hildmann, um die Stadiondurchsage zu veranlassen. Hier wurde von Vereinsseite sehr professionell und schnell reagiert. Auch die Reaktion der Zuschauer mit ,Nazis raus‘-Rufen war wirklich super“, berichtet Schiedsrichterin Rafalski auf der Internetseite des DFB über die Vorgänge am Freitag. Kwadwo lobte die Unparteiische, die in Münster ihr 16. Drittliga-Spiel pfiff, im Frauenbereich aber auch auf Länderspiele leitet, für ihr besonnenes Vorgehen.

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Schuppan würde sich freilich genauso wie Kwadwo ein noch entschlosseneres Vorgehen bei rassistischen Ausfällen in Stadien wünschen. „Ich finde, man muss schon auch einmal deutliche Zeichen senden. Ein Spielabbruch wäre das“, sagte der Kickers-Kapitän. Der hatte sich bereits auf der Heimfahrt aus Münster über den Nachrichtendienst Twitter, sehr eindeutig geäußert: "Ich hoffe dieser Typ ist auf sämtlichen Aufnahmen und Fotos zu sehen und sein ganzes Umfeld erkennt, dass er ein scheiß Rassist ist. Ich werde diesen Blick in Lees Augen nicht so schnell vergessen. Ein trauriger Tag."

 
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