Auf diesen zweiten Spieltag freute sich Dominik Widemann schon im Trainingslager der Würzburger Kickersim Schwarzwald. "Natürlich sind das besondere Spiele gegen Unterhaching", sagte der Neuzugang des Fußball-Drittligisten damals. An diesem Samstag (14 Uhr) ist's also soweit. Die Kickers treten auswärts in Unterhaching an. Und hinter Widemann liegt ein Saison-Einstand, den er selbst als "tolles Erlebnis" bezeichnet. Beim 3:1-Sieg gegen den FC Bayern München II stand er in der Startelf und schon das durfte man nach den Eindrücken der Vorbereitung als Überraschung bezeichnen.
Zwölf Zweitliga-Einsätze für Heidenheim
Dabei hat er doch schon einiges "mitgemacht", wie er selbst sagt. Am kommenden Dienstag wird der Oberbayer 23 Jahre alt. Das letzte seiner insgesamt acht Drittliga-Tore erzielte der gelernte Stürmer, den Schiele beim Saisonauftakt im linken Mittelfeld aufgeboten hatte, vor mehr als vier Jahren. In Unterhaching für die Spielvereinigung. Es war sein erstes Drittliga-Jahr, in dem Widemann in der Münchner Vorstadt den Sprung in den Profifußball schaffte, Unterhaching aber am Saisonende in die Regionalliga stürzte. Acht Tore und sechs Torvorlagen in der ersten Profi-Saison, das war keine schlechte Bilanz für einen 18-Jährigen. Kein Wunder also, dass auch höherklassige Klubs auf Widemann aufmerksam wurden. Der entschied sich schließlich für den Wechsel zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Vielleicht hätte ihm ein weiteres Jahr in der Dritten Liga ganz gut getan, glaubt der Neu-Würzburger im Nachhinein. Zwölf Zweitliga-Einsätze, darunter kein einziger über 90 Minuten, standen nach drei Jahren in Heidenheim für ihn zu Buche.
Dort, wo alles so erfolgreich begann, wollte Widemann an alte Erfolge anknüpfen. Im Sommer 2018 hatte er auch schon als Testspieler bei den Würzburger Kickers vorgespielt. Er versuchte es aber eben noch einmal bei der längst wieder in die Dritte Liga zurückgekehrten SpVgg Unterhaching. Dort freilich hatte sich seit seinem Fortgang einiges geändert. "Es war eine komplett andere Mannschaft, mit einer komplett anderen Spielweise", berichtet Widemann. Und die Konkurrenz in der Offensive war stark, zu stark für Widemann, der ohne Vorbereitung erst spät zur Mannschaft gestoßen war. Das zurückgekehrte Eigengewächs bekam kaum eine Chance. Nach einem recht frustrierenden Jahr zog er wieder weiter. In Würzburg soll es nun wieder besser laufen. Vor allem mehr Spielzeit erhofft sich der Neuzugang bei den Kickers. "Es macht richtig viel Spaß", sagt er nach der Vorbereitung über die Atmosphäre beim neuen Klub: "Es hat sich schon eine Einheit gebildet." Nicht selbstverständlich angesichts von 13 neuen Spielern im Kader.
"Ich denke, dass ich den Torriecher habe"
"Ein wendiger, schneller Stürmer", so beschreibt Widemann sich selbst und hofft, dass in dieser Saison nach vier schweren Jahren "der Knoten platzt." Auf die Frage, welches denn seine große Stärke sei, überlegt der Angreifer kurz und antwortet: "Ich denke, dass ich den Torriecher habe." Dabei gelang ihm in den letzten vier Spielzeiten gerade einmal ein Pflichtspieltor. "Vielleicht brauche ich einfach einmal ein bisschen Glück, dass ein Ball ins Tor reinrutscht und dann läuft es wieder." Das klingt nach unerschütterlichem Selbstvertrauen. Dabei ist Widemann kein Lautsprecher, wirkt nicht wie ein Polterer. Er spricht ruhig und bedächtig: "Ich hoffe einfach, dass ich der Mannschaft helfen kann."
Mit seinen alten Kollegen in Unterhaching hat er zurzeit keinen Kontakt. "Eine spielstarke Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern, die ein Spiel entscheiden können", so beschreibt Widemann die Hachinger. Ob er erneut in der Startelf ran darf, lässt Kickers-Trainer Michael Schiele noch offen. In der Defensive habe Widemann seine Sache ja schon ganz gut gemacht. "Ihm fehlt aber noch das Selbstvertrauen. Das muss er sich erarbeiten", so der Kickers-Coach.