
Ungewöhnliches Spiel für die Würzburger Kickers am Freitagabend. Denn der Karlsruher SC kommt gerade aus einer zweiwöchigen Quarantäne. Insgesamt fünf Spieler wurden positiv getestet. Wie sich das auf die Leistung am Freitag auswirkt, ist nur schwer zu ermitteln. Grundsätzlich gilt aber: Nach zwei Wochen ohne Training wird der KSC nicht die gewohnte Fitness aufs Feld bringen können, besonders die fußballspezifischen Dinge, wie kurze Sprints oder Zweikampfverhalten könnte geschwächt sein. Dabei gehören die Badener, was die Laufleistung angeht, eh schon zu den Schlusslichtern der Liga. Auch bei den Sprints oder den intensiven Läufen liegen sie unter den letzten drei.
Die Kickers dagegen führen die Liga bei den abgespulten Kilometern an, was auch daran liegen könnte, dass sie dem Ball häufig hinterherlaufen. Denn aktuell kommen sie nur auf 44 Prozent Ballbesitz. Insgesamt steht der Karlsruher SC durchaus zu recht auf Platz 8. Das zeigen die sogenannten Expected-Werte. Denn bei den erwarteten Gegentoren und Toren sind die Karlsruher Achter, bei den Punkten Neunter. Diese statistischen Werte beschreiben, wie gut ein Verein dastehen würde, wenn alle Abschlusssituationen den durchschnittlichen Verlauf genommen hätten.
Worauf müssen die Kickers achten?
Die Mannschaft von Trainer Christian Eichner schlägt die meisten Flanken der Liga. Über 15 Mal segelte der Ball von außen Richtung Strafraum oder Tor. Hauptabnehmer ist Hofmann, der fünf seiner 10 Saisontore nach Flanken erzielte. Passend dazu, sind die Badener mit neun Treffern nach Ecken die gefährlichste Mannschaft der Liga. Besonders gefährlich ist das, weil die Kickers zu den kopfballschwächsten Teams der Liga gehören. Nur knapp 45 Prozent der Duelle in der Luft entscheiden sie für sich. Eine weitere Anomalie des Karlsruher Spiels: Sie schießen ungewöhnlich viele Tore mit dem linken Fuß, nur Greuther Fürth trifft da häufiger. Auch hier spielt sicherlich der starke Linksfuß Hofmann eine Rolle.
Die Formation:
Der KSC spielte bisher immer mit Viererkette und meist mit Stürmer Philipp Hofmann alleine in der Spitze. Im Mittelfeld variierte Eichner. Häufig setzte er dabei auf einen alleinigen Sechser, den bundesligaerfahrenen Jerome Gondorf, und zwei offensivere Achter, sowie zwei klare Außenbahnspieler. Das passt zu den vielen Flanken, die der KSC schlägt. Auch im letzten Spiel vor der zweiwöchigen Quarantäne und beim 2:4-Erfolg im Hinspiel im Dallenbergstadion spielten sie im 4-1-4-1. Die zwei Partien davor gegen Paderborn und Braunschweig liefen sie aber im 4-3-3 oder 4-4-2 auf. Christian Eichners Team ist also alles andere als leicht auszurechnen, aber das gilt ja auch für die Kickers.
Das Aufbauspiel:
Fast 60 Mal pro Partie greifen die Karlsruher zu einem Mittel, dessen Ruf schlechter ist als seine Wirkung: Sie schlagen den langen Ball - weil dieser allerdings auch in über 60 Prozent der Fälle beim Mitspieler landet, ist er eine effektive Waffe beim KSC. Zielspieler ist dabei häufig der körperlich starke Schlüsselspieler Hofmann, der dann ablegt oder den Ball weiterverarbeitet.
Der Hoffnungsschimmer:
Zuhause kann man den KSC auf jeden Fall knacken, wenn man hinten gut steht. Das beweisen nicht zuletzt die beiden 0:1-Heimniederlagen der Karlsruher gegen die Kellerkinder Osnabrück und Nürnberg. In beiden Spielen hatte die Eichner-Elf zwar mehr als 60 Prozent Ballbesitz, spielte deutlich mehr Pässe als der Gegner, brachte gegen die tief stehenden Mannschaften jedoch wenig Torgefahr zustande. Sowohl Nürnberg als auch Osnabrück kamen in sehr dürftigen Zweitligapartien auf einen deutlichen höheren Expected-Goals-Wert. Dieser Wert beschreibt die zu erwartenden Tore aus den Abschlusssituationen in diesem Spiel.