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Fußball: Zweite Bundesliga
Kickers fahren mit elfeinhalb Feldspielern nach Darmstadt
Rothosen-Trainer Bernhard Trares muss sich bei der Pressekonferenz "zurückhalten, um nicht zu platzen". Der Ärger über die Spielansetzung ist groß.
Kommt er als Feldspieler zum Einsatz? Kickers-Ersatztorhüter Eric Verstappen.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Kommt er als Feldspieler zum Einsatz? Kickers-Ersatztorhüter Eric Verstappen.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 11.02.2024 07:58 Uhr

Die Partie der Würzburger Kickers beim SV Darmstadt 98 an diesem Samstag (13 Uhr) wird kein normales Fußball-Zweitliga-Spiel. Zehn Rothosen-Spieler befinden sich weiterhin in Quarantäne. Die Kickers reisen in absoluter Notbesetzung an. Nur weil, laut Regularien, auch verletzte und gesperrte Akteure zu den „zur Verfügung stehenden Spielern“ zählen, haben die Kickers genügend Akteure im Kader, damit das Spiel stattfinden kann. Letztlich ausschlaggebend war dafür, dass vier Spieler am Donnerstag vom Gesundheitsamt aus der Quarantäne entlassen wurden. „Das wird kein reguläres Spiel. Das ist klar“, sagt Würzburgs Trainer Bernhard Trares, der einst in Darmstadt seine Profikarriere als Spieler startete. Fragen und Antworten vor einer Begegnung unter besonderen Umständen.

Könnte es noch kurzfristig eine Spielabsage geben?

Dafür gibt es keinerlei Hinweise. Die Corona-Tests beim übriggebliebenen Kickers-Team sind negativ ausgefallen. Geht es nach den Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) dann spricht rein gar nichts dagegen, dass am Samstagnachmittag im Stadion am Böllenfalltor der Ball rollt. Dabei hatte Rothosen-Trainer Trares am Freitagvormittag noch auf eine einvernehmliche Verlegung der Partie gehofft: „Ich appelliere an die Vernunft der Verantwortlichen. Ich appelliere, dass man in dieser schwierigen Zeit aufeinander zugeht. So wie das viele vormachen.“

Mit wie vielen Spielern fahren die Kickers nach Darmstadt?

Trares zählt „elfeinhalb Feldspieler und zwei Torhüter“. Soll heißen ein Akteur aus dem 14-Mann-Aufgebot ist angeschlagen. Am Freitagvormittag schloss der Kickers-Trainer die Möglichkeit aus, dass sich an der Kadergröße noch etwas ändern könnte, weil etwa doch noch Spieler aus der Quarantäne entlassen werden oder ein verletzter Akteur sich noch fit meldet. „Es ist ein Team, das, was die Anzahl der Spieler angeht, nicht würdig ist, zweite Bundesliga zu spielen“, so Trares – und damit meine er ausdrücklich nicht die Spielstärke der einzelnen Akteure.

Welche Spieler sind einsatzbereit?

Daraus machen die Kickers ganz bewusst ein Geheimnis. Der Überraschungseffekt ist schließlich einer der wenigen Trümpfe, die die Kickers für diese Partie haben. Fest steht: Ein Großteil des Teams, das am vergangenen Sonntag in Nürnberg begonnen hat, wird fehlen, weil eben diese Spieler am Montag oder Dienstag beim mit dem Corona-Virus infizierten Physiotherapeuten in Behandlung waren und deshalb in Quarantäne geschickt worden sind. Der ein oder andere zuletzt abgeschriebene Akteur werde nun eine Bewährungschance erhalten, bestätigt Trares. Fest steht: Im Tor wird Hendrik Bonmann seine Premiere bei den Kickers geben. Eric Verstappen sitzt als Ersatz auf der Bank, allerdings auch ausgestattet mit einem Feldspieler-Trikot, falls auf einer Position vor dem Tor Not herrscht. „Auch das gehört zum Plan, wenn sich in der 80. Minute noch jemand verletzt“, sagt Trares über einen möglichen Einsatz von Verstappen als Feldspieler. Der eine oder andere Spieler müsse ohnehin auf einer ungewohnten Position agieren, so der Trainer: „Es ist eine Mammutaufgabe, ein funktionierendes Team zu formieren. Wir werden trotzdem versuchen, das Spiel nicht abzuschenken.“

Wie geht Trainer Trares mit der ungewöhnlichen Situation um?

Im 55-Jährigen brodelt es. „Ich muss mich sehr zurückhalten, dass ich sachlich bleibe und nicht platze“, sagte er bei der Online-Pressekonferenz am Freitag. Die „außergewöhnlichste Woche“ seiner Trainerkarriere liege hinter ihm. Schon die Absage der Partie am Mittwoch gegen St. Pauli sei „fürchterlich“ gewesen. Denn das Kickers-Team sei bestens vorbereitet gewesen. Die Regelung der Spielordnung, dass verletzte und gesperrte Akteure als „zur Verfügung stehend“ gewertet werden, kommentiert Trares schulterzuckend: „Das hat mit Sport nichts zu tun. Das ist Politik.“

Wie denkt man bei Gegner Darmstadt 98 über den Fall?

„Die Spielvorbereitung der Würzburger lief nicht optimal“ stellt auch Darmstadt-Trainer Markus Anfang fest: „Für den Ärger darüber habe ich absolutes Verständnis.“ Allerdings warnt er auch davor, die Kickers unter diesen Umständen zu unterschätzen: „Das ist wie bei einem angeschlagenen Boxer. Es wird für uns nicht leichter. Wir haben letztlich keinen Einfluss auf das Personal des Gegners. Deswegen ändern wir unsere Herangehensweise auch nicht. Wir gehen nicht in dieses Spiel, um uns nicht zu blamieren, sondern um das Spiel zu gewinnen.“

Warum verstärken sich die Kickers nicht mit Spielern aus dem U-19-Team?

Zum einen, weil jeder Akteur vor einem Einsatz zwei negative Corona-Tests vorweisen muss. Dies wäre in der Kürze der Zeit gar nicht mehr zu bewerkstelligen gewesen. „Selbst, wenn es möglich wäre, würde ich das nicht machen“, sagt Trares: „So ein junges Kerlchen ohne Trainingsbetrieb da reinzuschicken, hielte ich für unverantwortlich. Wer das einfordert, hat keine Ahnung.“

 
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  • K. S.
    Ja ja elfeinhalb Spieler, hier das Aufgebot: Bonman, Dietz L., Flecker, Hofmann, Kopacz, Kraulich, Kwadwo, Lotric, Munsy, Sane, Schweers, David C., Nikolov, Verstappen.
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  • K. T.
    @jfalckenberg: Absolut treffend!
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  • J. F.
    Das hat mit Sport und Fairness rein garnichts zu tun.
    Von daher wünsche ich den Kickers gerade bei diesem Spiel besondere Kraft!
    Die Verantwortlichen der Liga sollten auf ihren Geisteszustand geprüft werden, die haben vermutlich eine spezielle Form der Covid Erkrankung, die sich auf das Gehirn auswirkt. Hochgradige Funktionäre, die ihren Job lieber Heute als Morgen aufgeben sollten - denn sie schaden dem Sport !!
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  • K. S.
    Wenn man in so eine Spielklasse aufsteigt erkennt man auch deren Spiel-Ordnung an. Diese Spiel-Ordnung zählt für alle Vereine nicht nur für den FWK. Ich kann verstehen das es die Kickers schon hart getroffen hat mit dem Spielerkader, doch auch andere Vereine hatten schon das Los auf 8 oder mehr Spieler verzichten zu müssen und sind doch angetreten. Was hääten denn die Kickers gemacht wenn ihr Gegner auf Spieler hätten verzichten müssen ?
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