
Er schrie seine Freude über diesen Auswärtssieg voller Inbrunst heraus, klatschte jeden Mitspieler einzeln ab, holte sich seine Umarmung von Trainer Michael Schiele ab und war dann der erste beim Feiern mit den Fans: Torwart Vincent Müller, der in der dritten Minute der Nachspielzeit noch einen Ball über die Latte seines Kastens gewischt hatte, hatte großen Anteil an diesem glücklichen 2:1-Auswärtssieg der Kickers beim FSV Zwickau.
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FWK-Cheftrainer Schiele ließ seine Startelf im Vergleich zum 3:1-Heimsieg am vergangenen Wochenende über Eintracht Braunschweig unverändert - auch die Reservisten waren dieselben. Daniel Hägele und Leroy Kwadwo fehlten weiter angeschlagen.
Fahriger Start der Rothosen
Die Kickers begannen nervös, kamen nach einem Ballverlust von Frank Ronstadt aber noch einmal ungeschoren davon, weil die Gastgeber nichts mit der Kugel anzufangen wussten (3.). Anders eine Minute später: Nach einer Flanke von Nils Miatke war der wuchtige Ronny König am Torraum zur Stelle und köpfte zur frühen FSV-Führung ein.
Und es hätte gleich noch dicker kommen können für den FWK. Zunächst ließ sich Jonas David als letzter Mann von Gerrit Wegkamp, der den Ball mit dem Kopf im Lauf über den Innenverteidiger verlängerte, überrennen - Müller kam jedoch aus seinem Kasten und klärte. Gleich mit der nächsten Aktion bewahrte das Aluminium die Gäste vor dem 0:2, als Miatke mit seinem Schuss an der Latte scheiterte (22.).
Kickers finden in der Offensive nicht statt
Nach vorne hatten die Würzburger indes nicht viel zu bieten. Zwar ackerte Fabio Kaufmann auf der rechten Außenbahn fleißig, seine Hereingaben fanden jedoch keine Abnehmer oder wurden von der Zwickauer Defensive abgekocht. Das erste Ausrufezeichen setzte Saliou Sané, dessen knackiger Kopfball nach Hemmerich-Flanke aber am rechten Pfosten vorbeirauschte (29.).
Ansonsten blieb bis zur Halbzeitpause festzustellen: Zwar standen dieselben FWK-Akteure wie beim jüngsten Heimsieg gegen Braunschweig auf dem Feld. Doch so begeisternd die ersten 45 Minuten zu Hause gegen die Eintracht gewesen waren, so ernüchternd war die erste Hälfte in Zwickau. Die Kickers kamen stets einen Schritt zu spät, waren nicht nah genug an ihren Gegnern dran, machten den Schwänen das Leben mit etlichen Fehlpässen einfach.
Im Angriff fanden Eckstöße und Flanken keine Abnehmer, Schüsse blieben in der gegnerischen Abwehr hängen. Auf der anderen Seite hatte sich Torwart Müller ein Sonderlob verdient: Er rettete bis zum Pausenpfiff noch zwei Mal in höchster Not und hielt die Schiele-Elf im Spiel.
Keine Wechsel zur Pause
Schiele verzichtete zunächst auf neues Personal, sah sein Team in der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte aber mit den gleichen Problemen wie im ersten Spielabschnitt konfrontiert. Vor allem Kapitän Sebastian Schuppan, einer der wenigen Kickers-Akteure in Normalform, verhinderte mit seinem Stellungs- und Kopfballspiel in dieser Phase weitere Großchancen für die Gastgeber.
Mit der Einwechslung von Robert Herrmann für Luke Hemmerich (62.) - Vrenezi rückte auf die Position des rechten Außenverteidigers, Herrmann auf Linksaußen - nahm das Kickers-Spiel Fahrt auf. Fünf Minuten später hatten die Rothosen ihre bis dato beste Gelegenheit: Baumanns Kopfball segelte nach einer Flanke von Ronstadt nur knapp am rechten Winkel vorbei.
Kickers nehmen Spielkontrolle an sich
Die Rothosen hatten nun Blut geleckt, standen hinten deutlich sicherer und entwickelten mehr Druck nach vorne - Schiele legte nach, für Patrick Sontheimer kam mit Luca Pfeiffer ein weiterer Angreifer ins Spiel (72.). Sané spielte fortan leicht versetzt hinter den Spitzen. Die Entscheidung des Trainers wurde beinahe umgehend belohnt, allerdings in Form von Albion Vrenezi, dessen Distanzschuss FSV-Keeper Johannes Brinkies aber noch so eben über die Latte lenkte (73.).
Gejubelt werden durfte in der 84. Minute: Pfeiffer machte einen Ball an der Strafraumkante fest, legte clever ab auf den anstürmenden Baumann, der die Lücke in der Hintermannschaft fand und den Ball zum Ausgleich ins linke untere Eck jagte. Und es kam noch dicker für die Zwickauer, die nun vollends die Spielkontrolle aus der Hand gegeben hatten: In der Nachspielzeit servierte Fabio Kaufmann von der rechten Seite für Pfeiffer, der zum 2:1-Siegtreffer einköpfte.
Schiele: "Dreckig und kaltschnäuzig"
FSV-Trainer Joe Enochs sprach beim Siegtreffer von einem "extrem bitteren" Zeitpunkt. Für Schiele brachte der durchaus unter die Kategorie "glücklich" einzuordnende Auswärtssieg die Erkenntnis, dass "wir nicht nur gut kicken, sondern das ein oder andere Mal auch dreckig und dann auch kaltschnäuzig sein können". Den mitgereisten Würzburger Fans war das freilich egal, sei feierten die Spieler nach dem Abpfiff - die Chöre, die noch am längsten durch die GGZ-Arena hallten, galten jedoch dem Trainer: "Micha Schiele, du bist der beste Mann."
Schöner Samstagabend, Danke, macht weiter so, auch wenn Baumi seinen (naja Waschlappen) zeigt nach Erfolgen zeigt ist gut so.
M i c h a e l S c h i e l e