Der Held des Tages war ein anderer. Dass Patrick Breitkreuz beim 3:2 (1:0)-Erfolg gegen Preußen Münster im 19. Einsatz endlich der erste Drittliga-Treffer für die Würzburger Kickers gelungen war, war am Ende nur eine Randnotitz. Damit konnte der 27-Jährige gut leben. Damit muss man leben können, wenn man derzeit mit Caniggia Elva in der Mannschaft spielt. Der stiehlt mit seinen Aktionen nämlich wirklich allen die Schau. Aber wer wollte ihm deshalb böse sein. Seit Kickers-Trainer Michael Schiele beim Auswärtsspiel in Braunschweig auf die Idee kam, Elva in die Startelf zu berufen, ist der Kicker mit den Rastazöpfen der herausragende Akteur bei den Rothosen. Drei Tore und drei Torvorlagen stehen nach fünf Startelfeinsätzen in seiner Statistik. Und Elva wird von Spiel zu Spiel besser.
"Da haben die Würzburger den Caniggia Elva die ganze Saison über versteckt und holen ihn zum Endspurt heraus", sagte Münsters Trainer Marco Antwerpen: "Der brennt dann hier, wie in den Spielen davor, ein Feuerwerk ab." Es war eine versteckte Gemeinheit, die Antwerpen da losließ. Warum schmorte Elva bei den Kickers so lange auf der Bank? Weil ihm anfangs die Fitness fehlte, erklärte Rothosen-Coach Schiele. Im August war Elva zunächst zum unverbindlichen Probetraining nach Würzburg gekommen. Es dauerte einige Wochen, bis sich die Kickers entschlossen, den auf der Karibikinsel St. Lucia geborenen und beim VfB Stuttgart ausgebildeten Angreifer zu verpflichten. Elva unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende. Der enthält eine Option auf ein weiteres Jahr. Wie diese aussieht, ob sie auch an die Anzahl der Einsätze gekoppelt ist, dazu wollte Kickers-Vorstandschef Daniel Sauer am Samstag nichts sagen. Nur dass es in den Verträgen von Enes Küc und Fabio Kaufmann auch solche Klauseln gäbe, sprich deren Verträge nicht automatisch zum Saisonende auslaufen.
Die Kickers dürften nun so langsam mit der Gewissheit an die Planungen für die nächste Saison gehen, auch in der kommenden Spielzeit in der dritthöchsten deutschen Fußballklasse unterwegs zu sein. Mit den drei Zählern vom Samstag sind nun auch viele Restzweifel zerstreut. Vor allem dank Elva, der das 1:0 (42.) mit einer technisch anspruchsvollen Direktabnahme erzielte und hernach die Tore von Breitkreuz (52.) – mit einem spektakulären Seitfallzieher – und Dominic Baumann (78.) - mit einem unspektakulären Zuspiel –vorbereitete. Dass es die Kickers nach den Münsteraner Anschlusstreffer zum 1:2 (57.) und 2:3 (82.) noch unnötig spannend machten – geschenkt! Am Ende herrschte Zufriedenheit auch bei Vereinschef Sauer, dem nun spannende Wochen ins Haus stehen. Man werde, sagte er, nicht mit allen Personal-Entscheidungen bis zuallerletzt warten können. "Wenn Spieler zu lange pokern, kann es sein, dass für ihre Position plötzlich ein anderer Akteur auftaucht", kündigt Sauer an. Auf Schlüsselpositionen, wie der im Tor, solle jedenfalls "nicht erst im Mai" Klarheit herrschen. Der derzeit verletzte Stammkeeper Patrick Drewes hat sich bislang noch nicht geäußert, wo er seine Zukunft plant.
Einen auch in der kommenden Saison gültigen Kontrakt besitzt indes Breitkreuz. Auch der Stürmer stieß, ähnlich wie Elva, mit Verspätung zum Rothosen-Kader, wurde Ende August während der laufenden Saison nachverpflichtet. Als Torjäger galt der Angreifer schon damals nicht. Dass es aber 19 (überwiegend Kurz-) Einsätze lang dauern würde, ehe er zum ersten Mal in einem Ligaspiel für die Rothosen treffen sollte, damit hätte er wohl auch nicht gerechnet. Es war eine Last, die von ihm abfiel. "Ich hoffe, dass das ein Knotenlöser war, ähnlich wie bei Canni", sagt er mit Blick auf Mitspieler Caniggia Elva, der fünf Spieltage zuvor erstmals getroffen hatte. Mit Elva verbindet Breitkreuz ein gemeinsames Schicksal. "In der Zeit, in der wir beide nicht oft gespielt haben, haben wir bei den Spielen im Training oft ein Sturmduo gebildet. Deshalb weiß ich ganz gut, wie er tickt. Ich glaube man hat ein-, zweimal gesehen, dass wir uns ganz gut verstehen." Nun durften sie in drei Spielen gemeinsam von Beginn an ran. "Ich genieße das jetzt", sagte Breitkreuz nach seinem Premierentreffer: "Ich saß ja auch lange genug auf der Bank."
Würzburg: Bätge - Ofosu-Ayeh (52. F. Kaufmann), Hägele, Schuppan, Kurzweg - Skarlatidis (88. Hajtic), Bachmann, Gnaase - Baumann (80. P. Göbel), P. Breitkreuz, Elva.
Schiedsrichter: Marcel Gasteier (Weisel).