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Fussball: 3. Liga
Kickers: Der stille Aufstieg des Dominik Meisel
Der Mittelfeldmann des Würzburger Drittligisten hat sich vom Ergänzungs- zum Stammspieler entwickelt. Wie wichtig er ist, ist oft erst auf den zweiten Blick erkennbar.
Absolvierte unter dem neuen Kickers-Trainer Danny Schwarz jede mögliche Spielminute: Dominik Meisel
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Absolvierte unter dem neuen Kickers-Trainer Danny Schwarz jede mögliche Spielminute: Dominik Meisel
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 09.02.2024 15:57 Uhr

Die Geschichte von Dominik Meisel ist keine, die sich aufdrängt. So wie auch er niemand ist, der das Rampenlicht sucht. Weder auf, noch neben dem Platz. Dennoch ist der Werdegang des Mittelfeldspielers der Würzburger Kickers bemerkenswert. Still und heimlich hat sich der 22-Jährige vom Ergänzungs- zum Stammspieler gemausert. Seit Danny Schwarz das Sagen am Dallenberg hat, spielte Meisel jede mögliche Minute - vermutlich auch an diesem Samstag (14 Uhr), wenn die Rothosen den SV Meppen zum Drittligaduell empfangen. Doch der neue Trainer der Kickers ist nicht der erste, der auf den Oberfranken setzt.

Sitzt man dem gebürtigen Kulmbacher gegenüber, bekommt man schnell den Eindruck von einem sehr aufgeräumt wirkenden Jungprofi. Wohl überlegt, sachte formuliert und nur ganz selten mit Dialekt eingefärbt sind die Sätze, die er von sich gibt. Meisel ist keiner, der auf den Putz haut. Üblicherweise folgt nun der Satz, dass derjenige lieber mit Taten auf dem Rasen beeindruckt. Das Knifflige im Fall des 1,79-Meter-Manns ist jedoch, dass er da auch nicht allzu oft auffällt. Das weiß er selbst: "Ich bin nicht so der spektakuläre Typ. Ich bin eher der, der einfach seinen Job macht."

Als erstes wirklich zu schätzen wusste das Bernhard Trares. Der Ex-Coach berief Meisel gleich bei seiner ersten Partie als Rothosen-Trainer in der vergangenen Zweitligasaison in die Startelf. Unter den Vorgängern Marco Antwerpen und Michael Schiele fand Meisel nur selten Beachtung, auch in der Aufstiegssaison kam er meist nur für ein paar Minuten von der Bank. "Da war ich schon ziemlich überrascht", sagt Meisel rückblickend über die Situation vor seiner ersten Partie in Liga zwei. Er nutzte seine Gelegenheit, die Kickers schlugen Hannover 96 zu Hause mit 2:1. Seitdem, und vor allem in dieser Saison, ist er fester Bestandteil der Mannschaft - egal, wie die Trainer hießen. "Deswegen bin ich auch mit in die 3. Liga gegangen. Um zu spielen."

Ausgelassenes Feiern nach dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga: Der Ex-Würzburger Fabio Kaufmann (links) übergießt Domnik Meisel mit Champagner.
Foto: HMB Media/ Julien Becker | Ausgelassenes Feiern nach dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga: Der Ex-Würzburger Fabio Kaufmann (links) übergießt Domnik Meisel mit Champagner.

Dass er das überhaupt als Profi tut, war nicht von vornherein absehbar gewesen. In der Jugend wechselte Meisel von Bayern Hof ins Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg. Ein großer Schritt, der bedeutete, dass von da an alles dem Fußball untergeordnet sein würde. Schule in Kulmbach, vier bis fünf Mal pro Woche zum Training nach Nürnberg. "Ich habe für meinen Traum alles hinten angestellt."

Herber Dämpfer nach der U17

Nach der U17 wurde er aussortiert. Zu klein, zu langsam, können wir nicht brauchen, hieß es damals. "Das war wie ein Schlag ins Gesicht", sagt er heute. Ein herber Dämpfer für einen, dessen Karriere noch gar nicht begonnen hatte. Die Reaktion des damals 17-Jährigen: zurück zum alten Verein, ins gewohnte Umfeld, Prioritäten setzen. Meisel machte sein Abitur, kickte nebenher wieder in Hof. Freunde und Familie hätten ihn damals aufgefangen, sagt er. Ein positives Umfeld sei in einer solchen Situation unglaublich wichtig. Noch heute wohnt er nicht alleine, sondern zusammen mit einem Kumpel in einer WG in Würzburg. "Ich habe es gerne, wenn noch jemand da ist. So bin ich auch aufgewachsen."

Vier Tage nach seinem 18. Geburtstag, das Abi frisch in der Tasche, wechselte Meisel zu den Kickers. Das war im Sommer 2017: Von den Eigengewächsen Maximilian und Louis Breunig abgesehen, ist keiner so lange im Verein wie Meisel. Vom Profifußball war zu diesem Zeitpunkt freilich noch immer keine Rede. "Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin zum Studieren nach Würzburg gegangen", sagt er. Angedacht war für ihn die Kickers-Reserve. Mit Sportwissenschaft und Pädagogik war jedoch Schluss, als Schiele ihn von der U23 weg und mit zu den Profis ins Trainingslager nach San Pedro del Pinatar genommen hatte.

September 2017: Dominik Meisel (links), da noch für die U23 der Rothosen aktiv, im Duell mit Luca Ljevsic von der DKJ Don Bosco Bamberg.
Foto: Heiko Becker | September 2017: Dominik Meisel (links), da noch für die U23 der Rothosen aktiv, im Duell mit Luca Ljevsic von der DKJ Don Bosco Bamberg.

Auf dem zweiten Bildungsweg schaffte Meisel also doch noch den Weg zum Profi. Heute, etwa vier Jahre später, hat sich der 22-Jährige seinen Platz im defensiven Mittelfeld erarbeitet. Und hat in seiner kurzen Zeit in der Branche schon einiges gesehen: "Ich habe einen Aufstieg mitgemacht, einen Abstieg mitgemacht, habe einige Trainer hier erlebt." Erfahrungen, die ihm helfen, und inzwischen auch zum Ansprechpartner der jüngeren Mannschaftskameraden machen. Er hat sein vor der Saison selbst gestecktes Ziel, sich zu einer beständigen Kraft innerhalb des Teams zu entwickeln, erreicht.

Meisels Traum ist die Bundesliga

Wohin es noch geht für ihn, lässt er offen. Dass er ehrgeizig ist und immer nach dem Maximum strebe, habe er bislang immer bewiesen, sagt er. "Ich würde lügen, würde ich sagen, mein Traum wäre es nicht, in der Bundesliga zu spielen." Die Realität lautet zunächst aber Liga drei, sollten die Kickers den Klassenerhalt schaffen. Dann ginge es in der nächsten Saison vielleicht auch gegen einen oberfränkischen Kontrahenten: Aktuell steht die SpVgg Bayreuth an der Spitze der Regionalliga Bayern. "Dass es ein Verein aus meiner Heimat in den Profifußball schafft, wäre schon sehr geil." Für die Zeit nach der aktiven Karriere hat Meisel ebenfalls einen Plan: Nebenher studiert er an einer Fernuni Sportmanagement. "Mir ist schon bewusst, dass es ein Leben nach dem Fußball gibt. Da möchte ich mich frühzeitig drum kümmern."

Noch stehen die Zeichen allerdings auf Fußball, Meisel steht fast noch am Anfang seiner Karriere. Und dass sie ihn brauchen in der aktuellen Situation, macht sein Trainer Danny Schwarz mit einem Extralob deutlich: "Er ist die Art von Spieler, die erst auffällt, wenn er fehlt. Er macht Dinge, die man nicht auf den ersten Blick erkennt. Er ist unglaublich diszipliniert. Fleißig ohne Ende. So einen Spielertyp wünschst du dir als Trainer. Er tut einfach der Mannschaft gut." Meisel wird solche Sätze gerne hören, sagen wird er dazu wahrscheinlich nichts. Das wäre nicht seine Art.

 
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