Es stand aus Sicht der Würzburger Kickers erst 0:1, als Sportvorstand Sebastian Schuppan von dem übertragenden Pay-TV-Sender gebeten, wurde, den bisherigen Auftritt der Rothosen einzuordnen. Schuppan hatte genug Zeit gehabt, sich die Worte zurechtzulegen, hatte bereits etwas drunten auf dem Rasen gewartet, ehe die Schaltung ins Ruhrstadion stand. Was folgte, war Klartext. "Derjenige, der den Ball hat, ist bei uns die ärmste Sau", fand Schuppan und stellte fest: "So werden wir uns nicht hinten raus arbeiten."
Es war ein Kickers-Auftritt, der nach den letzten, Mut machenden Leistungen und dem 3:2-Sensationserfolg gegen den vermeintlichen Fußball-Zweitliga-Riesen Hamburger SV, viele Hoffnungen wieder zunichte machte. Diesmal wirkte der Tabellenletzte schlichtweg überfordert. Mit dem 0:3 (0:1) waren die Kickers am Ende noch gut bedient.
Die Punkte gegen den Abstieg müssen die Kickers, das ist klar, gegen andere Gegner als den VfL, der am Samstag an die Tabellenspitze sprang, holen. Wenn die Rothosen so wie in Bochum auftreten, nämlich wie ein Tabellenletzter, dann wird es damit aber kaum etwas werden. Vom neuen Schwung, den man in den letzten Wochen verspürte, war am Samstagmittag jedenfalls wenig zu spüren. "Wir haben heute nichts von dem gezeigt, was wir uns vorgenommen hatten", stellte Kapitän Arne Feick fest.
Trares ärgert sich über die Gegentore
Dabei hatte Kickers-Coach Bernhard Trares zum fünften Mal in Folge die gleiche Startelf aufgeboten. Ohne Änderungen wollten die Kickers nach dem HSV auch Verfolger Bochum ärgern. Doch der aus Wertheim stammende Bochumer Trainer Thomas Reis hatte offenbar genau hingeschaut. Der VfL legte vom Start weg viele Schwächen der Rothosen offen. Die Gastgeber bauten immer wieder über ihre Außenverteidiger Luna Gamboa auf rechts und vor allem Danilo Soares über links auf. Weil im Kickers-System die Außenpositionen im Mittelfeld nicht besetzt sind, taten sich hier immer wieder Lücken auf. Hinzu kam: Die Rothosen luden den Gegner immer wieder selbst ein. "Wir haben die Bälle oft viel zu schnell verloren", ärgerte sich Trainer Trares.
Auch den ersten Treffer des Nachmittags begünstigten die Kickers durch eigene Patzer. Zunächst ließ Christian Strohdiek auf der Außenbahn Gerrit Holtmann ziehen, dann spielte der zurückgeeilte Daniel Hägele beim Versuch, die Hereingabe zu klären, Robert Zulj den Ball in die Füße. Der Ex-Fürther blieb eiskalt und traf zur Bochumer Führung (21.). Es war die erste echte Torgelegenheit für die Gastgeber. Die Kickers indes blieben offensiv komplett harmlos und mussten froh sein, dass Zulj bei einem Konter nach einem kapitalen Fehlpass von Patrick Sontheimer nicht bereits kurz vor der Halbzeitpause zum 2:0 traf (45.).
Trares reagierte in der Pause brachte mit Rajiv van la Parra und David Kopacz für Marvin Pieringer und Mitja Lotric zwei frische Kräfte. Kopacz war es dann auch, der mit einem Schuss von der Strafraumkante VfL-Torhüter Manuel Riemann zu einer starken Parade zwang (47.). Es sollte bis zum Schlusspfiff der einzige, wirklich gefährliche Torabschluss der Rothosen bleiben.
Bonmann bemängelt fehlenden Mut
"Uns haben der Mut und die Ruhe gefehlt, um die Räume, die wir durchaus hatten, auch zu nutzen", ärgerte sich Kickers-Keeper Hendrik Bonmann nach der Partie. Tatsächlich schafften es die Kickers zu keiner Phase, wirklich Druck aufzubauen, weil scheinbar leichtsinnige Ballverluste das Angriffsspiel immer wieder bremsten. Von Konzentrationsmängeln wollte Trares hernach aber nichts wissen. Vielmehr sei "eine Unruhe" in den Aktionen gewesen, die den Kickers an diesem Nachmittag nicht gut tat.
"Mit dem 0:2 war klar, dass es sehr schwer wird", so Trares. In der 62. Minute spielte Simon Zoller einen punktgenauen Pass in den Lauf von Danny Blum. Rolf Feltscher kam dem einstigen Frankfurter und Nürnberger nicht hinterher. Blum überwand Bonmann und das Spiel schien bereits zu diesem Zeitpunkt für die Kickers gelaufen zu sein.
Ihrem Torwart hatten es die Würzburger zu verdanken, dass am Schluss nicht noch mehr Treffer fielen. Gegen Zoller (68.) und Zulj (79.) parierte er hervorragend, beim Bochumer 3:0 durch Holtmann (81.) sahen sowohl der Keeper als auch Abwehrmann Strohdiek freilich nicht gut aus. "Bochum war heute eine Spur zu stark", stellte Bonmann fest. Letztlich hätten es die Kickers den Hausherren aber zu leicht gemacht, ärgerte sich Kapitän Feick: "Wir schenken alle drei Tore einfach her. Genau das wollten wir vermeiden."
zwei richtige Sätze "unfallfrei" hintereinander platzieren können! Die Kickers hatten jetzt 5 gute Mannschaften als Gegner und dabei 6 Bonuspunkte geholt, das ist aller ehren wert. Ab kommenden Freitag gegen Heidenheim zählt es und dann wird man sehen, ob der "Rucksack" der "miserabligen" Vorrunde (das waren nicht die Spieler, sondern das gruselige Management) vielleicht doch zu schwer ist. Nach den nächsten 3 spielen wissen wir alle mehr, ganz egal ob Kickers-Fans oder "Kickers-Feinde"!
Ab nächster Woche zählt es.
Da kommen die Mannschaften aus dem Tabellenkeller.
Jetzt gibt es dann keine Ausreden mehr!
Wieder der Schiedsricher, die Assistenten oder der Video-Schiedsrichter? Oder diesmal das Wetter, die lange Anreise, der viele Verkehr auf der Autobahn oder der böse Gegner?
Vielleicht auch die bald bevorstehende Zeitumstellung?
Sucht Euch was raus, an den Kickers, diesem Stadtteil-Verein wird es sicherlich wieder nicht gelegen haben.
Kann man als Kickersfan wirklich so realitätsfremd sein wie Sie?