Dass Leroy Kwadwo, Linksverteidiger der Würzburger Kickers, bei seinem Besuch im Sportstudio des ZDF mit zwei blitzsauberen Treffern – einem unten und einem oben – das abschließende Torwandschießen noch vor Erstliga-Torjäger Florian Niederlechner vom FC Augsburg (ein Treffer) gewann, war passend und irgendwie auch logisch. So traurig diese Geschichte auch ist, so unerklärlich dumm die rassistischen Beschimpfungen, die der 24-Jährige beim 0:0 im Fußball-Drittliga-Spiel der Würzburger Kickers bei Preußen Münster kurz vor Ende der Partie über sich ergehen lassen musste, auch waren – am Ende stand Kwadwo dann doch als Gewinner, als starke Persönlichkeit da. Weil schon am Freitagabend die Münsteraner Zuschauer im Stadion sofort deutlich machten, wo sie stehen, nämlich an der Seite von Kwadwo, obwohl der das Trikot des Gegners trug. Und weil Kwadwo Gesicht zeigt gegen Rassismus und deutliche Worte dafür fand, wie man mit solchen Situationen umgehen sollte.
"Ich bin hier stellvertretend für alle, denen so etwas widerfahren ist", sagte Kwadwo gleich zu Beginn seines Auftritts im ZDF. Es geht ihm nicht nur um diesen einen Vorfall in Münster, sondern um mehr, um die rassistischen Ausfälle, bei denen die Umstehenden vielleicht nicht so deutlich und schnell reagierten wie am Freitagabend, als vielstimmig "Nazis raus" durch das Stadion schallte.
Zuvor hatte ein Zuschauer, laut Medienberichten ein 29-jähriger Mann, mit Affenlauten beleidigt. Andere Stadionbesucher halfen sofort den Täter zu identifizieren. Als er schließlich von der Polizei abgeführt wurde, gab es tosenden Applaus. "Das war fast eine Genugtuung", sagt Kwadwo im Gespräch mit Sportstudio-Moderator Jochen Breyer zu den Reaktionen des Publikums: "Noch einmal Dank an die Fans von Preußen Münster, die da schnell und gut gehandelt haben." Den Täter erwartet nun ein Verfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
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Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan habe nach den Beschimpfungen in Münster das Spielfeld verlassen wollen, berichtete Kwadwo im Sportstudio: "Ich hätte das mit durchgezogen." Am Ende habe aber auch Schiedsrichterin Katrin Rafalski das Sagen auf dem Rasen. Und die hielt sich an die vom europäischen Fußballverband UEFA für solche Fälle vorgegebene Drei-Stufen-Regel. Zuerst soll das Spiel kurz unterbrochen werden und dann mit einer Stadiondurchsage auf das Publikum eingewirkt werden.
In Münster reichte das tatsächlich, weil die Zuschauer sofort Haltung zeigten. Ganz grundsätzlich sollten die Spieler aber öfter ein Zeichen setzen, stellte Kwadwo klar, und bei rassistischen Vorfällen auf den Rängen nicht mehr weiterspielen. "Der Fußball hat eine große Macht. Wir sollten in solchen Fällen zusammenrücken und sagen: So geht es nicht weiter. Dann spielen wir nicht."
Zuspruch hatte der in Herten geborene Kwadwo, dessen Eltern aus Ghana stammen, schon vor dem Sportstudio-Auftritt viel bekommen. Auch Nationalspieler Antonio Rüdiger, derzeit bei Chelsea London tätig und in England auch schon Opfer von rassistischen Ausfällen, hatte sich im Sozialen Netzwerk "Twitter" gemeldet. Kwadwo selbst erinnerte indes an das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland: "Die Welt zu Gast bei Freunden. Das sollten wir alle leben."