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FUSSBALL
Fifa 21: Interview mit dem schlechtesten deutschen Spieler
Der mit 49 am schlechtesten bewertete deutsche Spieler bei "Fifa 21" ist der 19-jährige Torwart Nico Purtscher. Er spielte kurz bei den Würzburger Kickers, etwas länger beim TSV Aubstadt.
Sein bisheriger Karrierehöhepunkt: Nico Purtscher stand beim Toto-Pokal gegen die Würzburger Kickers für den TSV Aubstadt zwischen den Pfosten. Luca Pfeiffer (links) bezwang den damals 18-Jährigen drei Mal.
Foto: Frank Scheuring | Sein bisheriger Karrierehöhepunkt: Nico Purtscher stand beim Toto-Pokal gegen die Würzburger Kickers für den TSV Aubstadt zwischen den Pfosten. Luca Pfeiffer (links) bezwang den damals 18-Jährigen drei Mal.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:25 Uhr

Jahr für Jahr bringt der Videospiel-Hersteller "Electronic Arts" eine neue Version der Fußball-Simulation "Fifa" heraus. Jahr für Jahr debattieren Zocker und Fans, welcher Spieler welche Bewertung, welches "Rating" haben sollte. Das Maximum: 99 Punkte. Das erreicht niemand. Bester Feldspieler ist in diesem Jahr Lionel Messi vom FC Barcelona mit 93 Punkten, bester Torhüter Jan Oblak von Atletico Madrid mit 91. Die Werte bestimmen, wie gut das virtuelle Spielverhalten des jeweiligen Spielers ist.

Ganz am Ende der Nahrungskette stehen meist Spieler der Zweiten und Dritten Ligen. Auch in diesem Jahr: Der mit 49 am schlechtesten bewertete deutsche Spieler bei "Fifa 21" ist der 19-jährige Torwart Nico Purtscher. Der kam im vergangenen Jahr vom VfR Aalen kurzzeitig zu den Würzburger Kickers, um dann auf Leihbasis für den TSV Aubstadt in der Regionalliga zu spielen. Aktuell ist er vereinslos und hält sich zu Hause im baden-württembergischen Stimpfach fit. Ein Gespräch über seine Zeit im Grabfeld, weiße Fußballschuhe und Fifa.

Herr Purtscher, Sie sind der am schlechtesten bewertete Spieler beim Videospiel Fifa. Wissen Sie das?

Nico Purtscher: Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass ich überhaupt eine Fifa-Karte habe, also Teil des Spiels bin. Damit habe ich als Nummer drei oder vier bei den Würzburger Kickers nicht gerechnet. Das war eine echte Überraschung.

Ihr Wert: 49. Vermutlich eine eher unangenehme Überraschung.

Purtscher: Nein, gar nicht. Gerade in der Zweiten Liga werden die Attribute der Spieler gefühlt schon sehr willkürlich vergeben. Aber ich finde das überhaupt nicht schlimm. Ich bin glücklich und auch irgendwie stolz, überhaupt dabei zu sein. Das ist doch irgendwo der Kindheitstraum eines jeden Fußballers. Das Rating ist mir ziemlich egal.

Den Kumpels sicher nicht.

Purtscher: Ich glaube, das ist ganz normal, dass man sich dann den ein oder anderen blöden Spruch anhören muss. Das nehme ich mit Humor (lacht).

Beim Attribut "Geschwindigkeit" werden Sie mit 29 von 99 Punkten geführt. Sind Sie wirklich so langsam?

Purtscher: So langsam bin ich wirklich nicht. Torhüter werden immer langsam eingestuft, damit man sie auch als Torhüter erkennt. Aber in Wirklichkeit bin ich schon mindestens halb so schnell wie Ronaldo (lacht).

Fabian Giefer, aktuelle Nummer eins der Kickers, hat eine 37.

Purtscher: Sehen Sie! Dann ist meine 29 ja noch ganz ok.

Haben Sie sich schon einmal selbst auf der Konsole gespielt?

Purtscher: Klar. Neulich habe ich einen Elfmeter gegen Haaland gehalten, da habe ich natürlich das ganze Haus zusammengeschrien.

Und mit Ihrem Erscheinungsbild im Spiel sind Sie zufrieden?

Purtscher: Meine Haare sind in Wirklichkeit ein bisschen schöner, würde ich sagen. Aber ansonsten passt es schon. Und eigentlich ist es mir recht egal.

Viele Fußballer sind da recht eitel, vor allem was Frisuren und Fußballschuhe angeht.

Purtscher: Oh! Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, welche Schuhe ich in dem Spiel trage. Darauf habe ich noch gar nicht geachtet.

Sie sind 19 Jahre alt. Vermutlich ein knallpinkes Modell?

Purtscher: Ich hoffe nicht!

Sie neigen also zu klassisch schwarzen Tretern.

Purtscher: Nein, ich trage immer weiße Schuhe! Mit weißen Schuhen sieht es immer aus, als würdest du kicken können (lacht).

Sie haben die Jugendmannschaften beim VfR Aalen durchlaufen, auch Ex-Kickers-Trainer Michael Schiele war da beim Verein. Kannten sie sich schon von damals?

Purtscher: Nein. Damals war ich noch in der U15, Micha im Herrenbereich. Da hab ich noch hoch geguckt zu denen.

Trotzdem hat er Sie zu den Würzburger Kickers geholt, über Umwege ging es zum TSV Aubstadt. Wie kam's?

Purtscher: Eigentlich war geplant, dass ich in die U23 der Kickers komme. Die wurde leider kurzfristig aufgelöst, aus meinem Vertrag wurde nichts. Aber der TSV Aubstadt hat kurzfristig einen Torwart gesucht, weil sich deren Nummer eins verletzt hatte.

Und da wurde der TSV Aubstadt als Kooperationspartner der Kickers auf Sie aufmerksam?

Purtscher: Wulle (Robert Wulnikowski, Torwarttrainer der Kickers, Anm. d. Redaktion) hat mir empfohlen, mich dort anzubieten. Er hat mir damals schon großes Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich ihm immer noch sehr dankbar. Dass er mir das zugetraut hat, mit 18 Jahren Regionalliga zu spielen. Das war ein riesiger Schritt, vom Jugendbereich zu den Herren, alleine schon körperlich etwas ganz anderes. Wulle meinte aber, dass er mir das zutraut. Im Training beim TSV habe ich mich dann durchgesetzt und gespielt, bis ich mich verletzt habe.

Was ist passiert?

Purtscher: Ich habe mir die Mittelhand gebrochen. Das war in der ersten Trainingswoche, als ich mit der Hand gegen die Latte geknallt bin. Ich hab mich dann aber direkt wieder zurückgekämpft und meinen Stammplatz zurückerobert. Das hat mir extrem viel bedeutet und war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere, mich mit 18 Jahren da durchzusetzen.

Sie bereuen ihre Regionalliga-Zeit in Aubstadt also nicht?

Purtscher: Auf keinen Fall, Aubstadt werde ich nie vergessen. Das war meine erste Station im Herrenbereich. Einfach mal ab ins kalte Wasser.

Da strahlt einer: Nico Purtscher nach seinem Punktspieldebüt für den TSV Aubstadt.
Foto: Rudi Dümpert | Da strahlt einer: Nico Purtscher nach seinem Punktspieldebüt für den TSV Aubstadt.
Welche Momente sind besonders hängen geblieben?

Purtscher: In erster Linie das Toto-Pokalspiel gegen die Würzburger Kickers. Das war das bisherige Highlight meiner ganzen Karriere. Gut, die ist noch recht kurz. Aber trotzdem. Auch wenn wir das Spiel 1:3 verloren zu haben.

Drei Mal Luca Pfeiffer.

Purtscher: Drei Mal Pfeiffer, genau. Luca, der Hund (lacht).

Sie haben das Interview kurzfristig wegen eines Kundentermins verschoben. Was machen Sie zur Zeit? Aktuell werden sie als "vereinslos" geführt.

Purtscher: Ich mache eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Ich will irgendwann mal den elterlichen Betrieb übernehmen.

Außer es klappt doch noch mit der Fußballkarriere. Oder haben sie die abgeschrieben?

Purtscher: Nein, auf keinen Fall. Ich halte mich aktuell bei einem Verein hier in der Umgebung fit und will auf jeden Fall wieder angreifen. Aber momentan mache ich mir da keinen Stress. Ich genieße das auch, mal ein paar Wochen frei zu haben. Das kenne ich so gar nicht. Normalerweise ist jedes Wochenende voll mit Fußball.

Zeit für Familie und Freunde zu haben?

Purtscher: Genau. Jetzt habe ich endlich mal Zeit für meine Freundin, die genießt das gerade natürlich auch. Und ich bin viel bei meiner Familie. Opa und Oma freuen sich riesig, dass ich etwas mehr Zeit habe.

Sie spielen also nicht andauernd Fifa.

Purtscher: Nein, nein! Hauptsächlich, aber nicht immer (lacht).

 
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