Der Klub
Ins insgesamt elfte Erstliga-Jahr, das sechste seit dem Wiederaufstieg 2014, geht die BG Göttingen. In den vergangenen fünf Spielzeiten glückte den Süd-Niedersachsen mal mehr, mal weniger souverän der Klassenerhalt. Die abgelaufene Saison schlossen sie auf Rang 14 mit elf Siegen und 23 Niederlagen ab. Die goldenen Zeiten hatte der Klub während seines ersten Gastspiels in der Basketball-Bundesliga (BBL) von 2007 bis 2012. Dreimal in Folge – 2009, 2010 und 2011 – erreichten die „Veilchen“ unter der sportlichen Federführung des späteren Baskets-Cheftrainer John Patrick die Play-offs, gewann zudem als einer von bislang erst vier deutschen Klubs 2010 mit dem „Fiba EuroChallenge“-Wettbewerb einen europäischen Titel. Das Ziel für die Saison 2019/20? „Wir wollen ein Team hinter uns lassen“, sagt Trainer Johan Roijakkers bescheiden. Würde zum Liga-Verbleib reichen bei nur einem Absteiger in dieser Saison.
Der Trainer
Bereits in seiner achten Saison trägt der Niederländer Johan Roijakkers die sportliche Verantwortung in der Universitätsstadt – und ist damit der dienstälteste Cheftrainer bei einem BBL-Verein. Der 39-Jährige, der Interviews gerne in einem niederländisch-deutsch-englisch-Kauderwelsch zum Besten gibt, gilt als Mann klarer Worte. So tadelte er seinen US-Neuzugang und Spielmacher Kyan Anderson gegen Ende der Vorbereitung: „Man merkt Kyan an, dass er keinen Spaß hat. Ob er bei uns bleibt oder geht, muss allein er entscheiden. Hat er keine Lust bei uns? Ich habe 100 andere Spieler für diese Position!“ Anderson gab die Antwort auf dem Parkett und war mit 20 Punkten maßgeblich am 77:74- Sieg im Pokal-Achtelfinal in Frankfurt beteiligt.
Der Schlüsselspieler
Neben dem Ex-Bayreuther Anderson als Ersatz für den nach Frankreich gewechselten Michael Stockton, den besten Vorlagengeber der abgelaufenen Saison, soll Flügelspieler Terry Allen viel Verantwortung übernehmen. Der 2,03 Meter große US-Amerikaner überzeugte als einer der wenigen Göttinger bei der 77:96-Auftaktniederlage gegen Braunschweig mit 20 Punkten und sechs Rebounds. Einen starken Eindruck hinterließ bislang auch Youngster Bennet Hundt (21), der bei Alba Berlin ausgebildet wurde und als Anderson-Back-up im Niedersachsen-Duell starke 18 Zähler erzielte und vier Assists verteilte.
Die Bilanz
Sechs von zehn Aufeinandertreffen entschieden die Korbjäger von s. Oliver Würzburg für sich, darunter alle fünf bisherigen Heimspiele. Vergangene Saison setzten sich die Baskets in der s. Oliver Arena mit 88:71 (44:38) durch. US-Guard Jordan Hulls mit fünf Dreiern im ersten Viertel binnen 144 Sekunden und am Ende 26 Punkten war der überragende Spieler auf dem Parkett. Der 92:60-Sieg der Baskets über die BG Göttingen am 12. November 2011 ist übrigens bis heute der höchste Würzburger Erfolg überhaupt in der BBL-Historie.
Das Besondere
Mächtig strecken musste sich die BG Göttingen, um die verschärften Mindest-Anforderungen zur Teilnahme am Spielbetrieb zu erfüllen. Drei Millionen Euro Mindest-Etat fordert die Liga von den Klubs, das aktuelle Budget der „Veilchen“ beträgt dank erhöhter Sponsoren-Einnahmen nun rund 3,2 Millionen Euro. „Unsere Stärke ist, dass wir so viele kleine Sponsoren haben, unsere Schwäche ist, dass wir so wenige große haben“, sagte BG-Geschäftsführer Frank Meinertshagen bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz: „Wir müssen mehr tun, um öffentlich wahrgenommen werden.“ Zu diesem Zweck wurden 15 000 Bierdeckel mit dem neuen BG-Slogan „Wir sind Göttingen“ produziert. (Sam)