So, wie die Handballer der DJK Rimpar Wölfe Anfang Juni ihre fünfte Saison in der Zweiten Bundesliga beendet hatten, sind sie 83 Tage später in ihre sechste Spielzeit gestartet: mit einer Niederlage. Aber was für einer! Sie verloren am Freitagabend beim TuSEM Essen mit 26:34 (11:14), nachdem sie zwischenzeitlich sogar mit elf Toren zurückgelegen waren, und haben damit gleich zwei wichtige Punkte gegen einen mutmaßlichen Mitstreiter um einen einstelligen Tabellenplatz liegen lassen. Doch das dürfte bei Weitem nicht ihre größte Sorge sein.
„Die Geschichte ist schnell erzählt“, sagte DJK-Trainer Matthias Obinger auf der Pressekonferenz: „Wir hatten keine Chance heute. Wenn man so ein mangelndes Zweikampfverhalten an den Tag legt, kann man kein Spiel gewinnen, erst recht nicht gegen einen so guten, cleveren Gegner.“ Sein TuSEM-Kollege Jaron Siewert, mit 24 Jahren jüngster Coach in der Handball-Bundesliga, war vor allem mit dem „Drang zum Tor“ seiner Mannschaft „sehr zufrieden“.
Hiobsbotschaft vor der Abfahrt
Während Klassenkonkurrent Balingen-Weilstetten auf dem Weg aus dem südlichsten in den nördlichsten Spielort der Liga, wo das Team von Ex-Wölfe-Coach Jens Bürkle an diesem Samstag in Lübeck gastiert, einen Zwischenstopp in der Marktgemeinde machte und in der DJK-Halle trainierte, brachen die Rimparer am Freitagmittag mit einem Mann weniger Richtung Ruhrpott auf. Der neue Kreisläufer Michael Schulz musste wegen Magen-Darm-Problemen passen. Obinger, dem sein kleiner Kader ohnehin Bauchschmerzen bereitet, sah sich eine Woche nach dem überraschenden Einzug ins DHB-Pokal-Achtelfinale folglich gleich mit einem ersten Ernstfall konfrontiert.
Ernst war seine Miene auch, allerdings aus ganz anderen Gründen, als er am Abend nach elf gespielten Minuten in der innogy Sporthalle in Mühlheim seine erste Auszeit nahm (2:5) und nach nur weiteren sechs Minuten bereits seine zweite. Oder solle man besser sagen erzürnt? Zu dem Zeitpunkt lag Rimpar mit 5:10 zurück – und nichts, aber auch nichts erinnerte an die Mannschaft, die nur sechs Tage zuvor Bundesligist Stuttgart besiegt und aus dem Pokalwettbewerb geworfen hatte. „Wir waren heute viel zu verkopft“, haderte Kreisläufer Patrick Gempp, der wahrlich nicht als Einziger einen schwarzen Tag erwischt hatte. In der Abwehr traf das auf den kompletten Innenblock und die meisten Nebenleute zu.
Abwehr- und Abschlussschwäche
Doch auch im Angriff fanden die Gäste kaum ein Mittel gegen die agile Abwehr der Gastgeber. Dazu kamen überhastete, unkonzentrierte und unplatzierte Abschlüsse, oft des TuSEM-Torwarts fette Beute. So leitete Sebastian Bliss nicht zuletzt zwei der drei Konter ein, die seinem Team einen 3:0-Lauf ermöglichten und Essen eben die 10:5-Führung einbrachten. Erst nach etwa 20 Minuten und dem zwischenzeitlichen Austausch des kompletten Rückraums fanden die Wölfe über eine Steigerung in der Deckung etwas besser ins Spiel. Bis zur Halbzeit verkürzten sie ihren Rückstand dadurch und durch die Treffsicherheit von Spielmacher Benjamin Herth vom Siebenmeter auf drei Tore (11:14).
Doch auch nach dem Seitenwechsel blieben die Nordrhein-Westfalen das deutlich bessere Team, lagen nach 40 Minuten erstmals mit sieben Toren vorn (21:14), nach 48 mit zehn (27:17), nach 53 mit elf (30:19). Und die Unterfranken? Bekamen gar keinen Zugriff mehr. In der Abwehr kamen ihnen Abstimmung und Aggressivität völlig abhanden, im Angriff blieb nicht nur ihre Chancenverwertung mangelhaft.
So hatten es die Essener einfach, weiter ihr Tempospiel aufzuziehen, aber auch im Eins gegen Eins trafen sie kaum noch auf Gegenwehr. „Wir haben fast 30 Tore aus der Nahdistanz kassiert“, rechnete Obinger später vor. „Zudem hatten wir von allen Positionen eine schlechte Wurfquote.“ Mitte der zweiten Halbzeit nahm das Unheil für Rimpar endültig seinen Lauf.
Viel Arbeit bis zum Frankenderby
Nach dem kurzen Höhenflug im Pokalwettbewerb sind die Wölfe damit auf dem harten Boden des Liga-Alltags angekommen. Unsanfter hätte die Landung kaum ausfallen können. Es bleibt viel Arbeit für sie in den nächsten zwei Wochen und über ihr spielfreies Wochenende, um im Unterfrankenderby beim TV Großwallstadt am 8. September nicht ähnlich unterzugehen. „Meine Spieler bekommen noch heute Nacht eine Analyse“, kündigte der Coach vor der Heimfahrt an. „Wir müssen diese Niederlage emotionslos und sachlich aufarbeiten.“
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.- 42.), Wieser (43.-60.) – Böhm 2, Gempp 5, Schmidt 3, Kaufmann 4, Siegler 4, Meyer, Bauer, Backs, Brielmeier 1, Herth 6/5, Sauer 1.
Spielfilm: 2:0 (5.), 5:2 (9.), 7:5 (13.), 10:5 (17.), 12:6 (20.), 12:8 (24.), 14:11 (HZ), 17:12 (34.), 21:14 (40.), 27:17 (48.) 30:19 (53.), 34:26 (Endstand).
Siebenmeter: 2/3 : 5/6.
Zeitstrafen: 4:3.
Schiedsrichter: Dauben/Rohmer (Köln).
Zuschauer: 1587.