Wenn von Peter Deißenberger die Rede ist, dann geht es meistens um den 29. September 2000. Jenen Tag, als der Würzburger 33 Spielminuten in der Bundesliga gesammelt hat, weil der damalige Frankfurt-Trainer Felix Magath den heute 47-Jährigen im Spiel gegen Borussia Dortmund einwechselte. Dabei hat Deißenberger in seiner Karriere als Fußball-Profi viel mehr erlebt. Nicht zuletzt rund 130 Spiele in der Regionalliga, der damals dritthöchsten Spielklasse.
Die damalige Zeit weiß Deißenberger zu schätzen. "Wenn du dein Hobby für eine gewisse Zeit zu deinem Beruf machen kannst, gibt es nichts Schöneres. Da ist es egal, ob du in der ersten, zweiten oder dritten Liga spielst", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Letztlich sei es auch egal, welche Station man sich anschaut – jede einzelne habe etwas Schönes gehabt. "Und ich durfte das, bis ich 30 war, auch beruflich machen. Das war eine tolle Zeit mit tollen Erfahrungen: andere Städte, tolle Stadien."
Früher war es einfacher, Profi zu sein
Deißenberger hat seine Profi-Karriere beendet, gerade bevor es langsam losging mit den Sozialen Medien. Ein Punkt, der die heutige Zeit seiner Ansicht nach ganz extrem von der damaligen unterscheidet. "Klar war ich Profi. Aber ich vergleiche mich nicht mit einem Bayern-Profi, der überall gefilmt und egal, was er tut, überall gezeigt wird", weiß er um die Veränderung in den zurückliegenden Jahren. "Das ist viel gravierender geworden."
Deißenberger betont: "Es gibt eine Grenze, die man setzen sollte. Sie haben auch ihr Privatleben. Und das sollte man ihnen auch lassen." Zwar wolle er sich wirklich nicht mit den ganz Großen vergleichen, sagt er nochmal und lacht. "Es war nicht so, dass die Leute Schlange standen." Aber mit Sicherheit sei es früher angenehmer gewesen, Profi zu sein. "Heutzutage hat jeder sein Handy dabei. Da bist du sofort drauf auf Bildern und Videos. Das war vor 20, 30 Jahren nicht der Fall."
Selbst schnürt Deißenberger die Fußballschuhe aufgrund von Knieproblemen inzwischen nicht mehr regelmäßig. Das ist allerdings erst seit wenigen Jahren der Fall. Noch mit 45 konnte der Mittelfeldspieler durchaus mithalten im kleinen Fußball. "Ich hatte Glück mit Verletzungen", sagt er bescheiden. Mal hatte er einen Bänderriss am Knöchel, "aber nichts Gravierendes. Ich hatte in meinem Leben auch noch nie eine Zerrung. Muskelfaserriss – kenne ich nur vom Hörensagen", schmunzelt er.
Aufgrund der wenigen Verletzungen konnte Deißenberger auch meistens regelmäßig trainieren. "Das ging ganz gut und ich konnte mich körperlich weiterhin fit halten. Ich war auch Spielertrainer, da trainierst du natürlich mit", sagt er. Und doch habe er die letzten zwei, drei Jahre gemerkt, wenn er gegen einen 20-Jährigen antreten musste. "Egal in welcher Liga, dann ist es halt mal so weit."
Deißenberger wünscht den Würzburger Kickers den Aufstieg
Den Würzburger Fußball verfolgt Deißenberger weiterhin. Als Würzburger schaue er immer, wie die Kickers oder der Würzburger FV gespielt haben, sagt er. Außerdem spiele sein Sohn in der U19 des WFV. Den Saisonstart der Blauen bezeichnet Deißenberger als "ordentlich", vor allem im Vergleich zu den vorherigen Saisons. "Sie haben Neuzugänge, die schon höherklassig gespielt haben. Finanziell ist es beim WFV immer etwas klamm, von daher wird es jedes Jahr ein gewisser Kampf sein, die Klasse zu halten", sagt er. Aber er glaube, dass die Mannschaft das in dieser Spielzeit ohne den Umweg über Relegation schaffen kann, "wenn sie ihren Weg so weitergeht".
Dem verpassten Aufstieg der Kickers in Liga drei trauert Deißenberger indes noch immer etwas nach: "Für Würzburg wäre es allgemein schön gewesen, einen Drittliga-Verein zu haben. Deswegen war es wirklich schade, dass sie es nicht geschafft haben." Dieses Jahr werde es schwierig, prophezeit der 47-Jährige. Schließlich seien der Trainer und die Mannschaft neu. Und aufgrund dessen, dass der Meister der Regionalliga Bayern direkt aufsteigt, werde die Konkurrenz größer. "Das wird mit Sicherheit eine heiße Kiste bis zum Schluss."