Man konnte bei den Würzburger Kickers in den letzten Wochen fast vergessen, was den Fußball eigentlich ausmacht, warum er gespielt wird und Fans dabei zu schauen. Es geht oder sollte zumindest um Spaß gehen. Und Spaß hatten die Kickers an den Regionalliga-Spieltagen seit der Winterpause nur selten. Selbst die wenigen Erfolgserlebnisse waren eher erarbeitet, man könnte sogar "ergurkt" sagen.
Dass nun ausgerechnet beim 3:1 (1:0)-Sieg in Augsburg wieder mehr Spaß am Spiel zu spüren war, mag ein Zufall gewesen, passte aber ins Umfeld dieses an sich wolkenverhangenen Samstags. Denn das Gastspiel mit dem FC Augsburg II besitzt aufgrund der langjährigen Freundschaft zwischen den Anhängern beider Klubs einen besonderen Charakter. Vor und nach der Partie traf man sich am Stadion in der Rosenau, während der Partie gab es auf den Rängen Dauergesang.
Letztlich lag dann auch vieles, was den Fußballsport so sehenswert macht, in dieser einen Szene, als Ivan Franjic im vollen Lauf zunächst einen Gegenspieler düpierte und dann den Ball zum 2:0 für die Kickers in den Winkel des FCA-Kastens beförderte. Ein Treffer wie ein Gemälde, wie man ihn in der Regionalliga selten sieht. "Wie er das in diesem Tempo macht, das ist verrückt", sagte Trainer Marco Wildersinn und lobte den Freigeist im Kickers-Mittelfeld ob seiner guten Vorstellung weiter: "Er kommt immer besser in Form und zeigt absolut, dass er unbedingt gewinnen will", sagte der Trainer und dachte dabei auch daran, wie Franjic in der ersten Hälfte nach einem ganz langen Sprint nach hinten am eigenen Strafraum eine Augsburger Konterchance vereiltelte.
Zwei Treffer nach Standardsituationen
Auch Franjic steckte nach der Winterpause in einem Leistungstief, hatte nicht an seine Form vom Herbst anknüpfen können. Letztlich ist es nicht zuletzt seine Klasse, die den Tabellen-Zweiten von vielen anderen Klubs in der Liga abhebt. Mit einem starken Franjic kamen die Kickers am Samstag zumindest streckenweise an die starke Herbstform heran, auch wenn das Konstrukt bisweilen noch etwas wacklig wirkte. Umso wichtiger, dass die Kickers es wieder einmal schafften, mit zwei Standardtoren durch Peter Kurzweg per Kopf nach einer Ecke (11.) und Maximilian Zaiser nach einem gewitzten Freistoßtrick (67.) zu treffen. Nach ruhenden Bällen war den Würzburgern zuletzt nur wenig gelungen.
Wenn die einfachen Dinge funktionieren, klappt vieles andere von ganz alleine, so auch die Botschaft von Wildersinn nach dem Spiel, der sein Team zuvorderst für die engagierte Verteidigungsarbeit in der ersten Halbzeit lobte. "Wenn es nicht so gut läuft, muss man sich durch einzelne gute Aktionen aus dem Loch herausarbeiten", so der Kickers-Trainer. Ein erster Schritt scheint einmal wieder gemacht und womöglich kommt die Pflchtaufgabe gegen Schlusslicht Heimstetten am kommenden Wochenende gerade recht auf der Suche nach der alten Leichtigkeit.