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TENNIS: ZWEITE BUNDESLIGA SÜD, MÄNNER
Ein Spanier mit Glamour-Faktor
Der Blick geht für Albert Montanés immer nach oben. Der Spanier verstärkt den Kader des TC Weiß-Blau Würzburg in der Zweiten Bundesliga an der Spitzenposition.
Foto: Kirsten Mittelsteiner | Der Blick geht für Albert Montanés immer nach oben. Der Spanier verstärkt den Kader des TC Weiß-Blau Würzburg in der Zweiten Bundesliga an der Spitzenposition.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:23 Uhr

TC Weiß-Blau Würzburg – TC Wolfsberg-Pforzheim 1 (Sonntag, 30. Juli 2017, 11 Uhr, Anlage an der Mergentheimer Straße)

Wie aus der Pistole geschossen zählt Albert Montanés die Stationen seiner Tenniskarriere auf, begleitet dies mit einem charmanten Lächeln und weiß intuitiv schon, was die Fragestellerin als Nächstes wissen möchte. Daran wird deutlich, dass der Spanier auf diesem Terrain wahrlich kein Neuling ist. Wie auch, nach 20 Jahren als Tennisprofi auf der Tour. Keine Frage, die Nummer 22 der Weltrangliste von 2010 ist einer, der den Glamour großer Turniere noch bis Mitte August auf die Anlage des TC Weiß-Blau Würzburg bringt. Als Nummer eins im Team der Zweiten Bundesliga. Erstmals ist Montanés in Deutschland in dieser Spielklasse unterwegs. Bisher bewegte er sich mehrere Jahre in Folge in erlauchteren Kreisen der Bundesliga: beim bekannten Rochusclub Düsseldorf. Priorität hatte für die heutige Nummer 312 der Weltrangliste allerdings immer die Profikarriere.

Da ist die Liste seiner bekannten Gegner lang. Es reihen sich dort Namen von Tennisgrößen vergangener Tage wie Michael Chang, Gustavo Kuerten, Alexander Popp oder Juan Carlos Ferrero aneinander. Aber auch den Tennishelden von heute stand der Sandplatzspezialist gegenüber: Djokovic, Nadal, Ferrer, mit dem er eng befreundet ist, und viele mehr. Und natürlich dem für ihn unbenommenen König über die gelbe Filzkugel: Roger Federer. Nicht so vielen ist es beschieden, diesen Ausnahmespieler im Halbfinale eines ATP-Turniers besiegt zu haben. Montanés hat genau das geschafft.

Sieg über Federer

Als wäre es gestern gewesen erinnert sich der 36-Jährige an die Runde der letzten Vier 2010 beim ATP-Turnier in Estoril (Portugal). Federer, damals Führender der Weltrangliste, musste sich dem an diesem Tag grandios aufspielenden Montanés mit 6:2, 7:6 beugen. Der brüllte nach verwandeltem Matchball seine ganze Freude und Anspannung heraus, sank auf die Knie und streckte die Arme gen Himmel. Ein großer Moment. Der größte in seiner fast 20 Jahre andauernden Profikarriere. „Das war unbeschreiblich“, sagt er. Bilder im Internet zeugen davon. Noch heute drückt der Blick aus den dunklen Augen bei diesen Worten Staunen aus, das erreicht zu haben. Von diesem Sieg beflügelt gewann er anschließend das Turnier.

„2010 war mein bestes Jahr“, erinnert sich Montanés. Beinahe in gleichem Atemzug trug er sich – wie bei weiteren vier ATP-Turnieren im Lauf seiner Karriere – in die Siegerliste des prestigeträchtigen ATP-Turniers in Stuttgart ein. Der Einzug ins Achtelfinale der US Open im selben Jahr war ein weiterer Höhepunkt ebenso wie bei den French Open im Jahr darauf. Sympathisch wirkt der 1,75 Meter große Spanier, wenn er die Höhepunkte seiner Karriere beschreibt. Keineswegs abgehoben, wie man nach dem Gewinn von insgesamt knapp sechs Millionen Euro Preisgeld erwarten könnte. „Die bleiben ja nicht eins zu eins“, stellt er die Verhältnisse klar. Die Reisen verschlangen einen Großteil davon ebenso wie die zu zahlenden Steuern.

Das Ende einer Profikarriere

Heutzutage bäckt Montanés kleinere Brötchen – „dem Alter angemessen“ – wie er mit verschmitztem Grinsen sagt. Ende April beendete er in seiner derzeitigen Heimatstadt Barcelona seine Tenniskarriere als Profi. „Ich bin müde“, sagt einer, der sich seit seinem 16. Lebensjahr acht Stunden pro Tag auf dem Tennisplatz geschunden hat, „ich kann keinen Flughafen mehr sehen“.

Nachvollziehbar, nach all den Reisen rund um den Erdball. 15 mal Australien Open, 15 mal Roland Garros, 15 mal Wimbledon und 15 mal US Open – alles als Top-100-Spieler. Allein diese Bilanz beeindruckt. Hinzu kamen gut 22 weitere ATP-Turniere pro Jahr.

Oberste Priorität hat die Familie

Die Prioritäten haben sich spätestens seit Geburt der Tochter vor drei Jahren verschoben. Dass der Spanier durch und durch ein Familienmensch ist, beweist die Tätowierung am rechten Unterarm. Tief in die Haut geritzt ist dort der Name von Töchterchen Valeria. „Ich will zu Hause sein und das Leben genießen“, betont er. Was aber nicht mit Satt sein gleichzusetzen ist. Montanés bleibt dem Tennissport durchaus treu. Ab September steht der Aufbau der „Academy Albert Montanés“ gemeinsam mit seinem ebenso tennisaffinen Bruder an. Das allerdings nicht in Barcelona, sondern in seinem rund 200 Kilometer weit entfernten Geburtsort Sant Carles de la Rapita.

Bis der Startschuss fällt, gilt es seinen Beitrag für den Klassenerhalt des Weiß-Blau-Teams in der Zweiten Bundesliga zu leisten. Gar nicht so leicht, wie er am eigenen Leib schon erfahren musste. „Die Liga ist stark“, bescheinigt Montanés ein hohes Niveau. Eine gute Gelegenheit, noch einmal das beste Tennis auszupacken, bevor der neue Lebensabschnitt beginnt.

 
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