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Fußball
Ein Fußball-Romantiker hat in der Zellerau sein Glück gefunden
Der Kleinrinderfelder Dennie Michel gilt beim Würzburger FV als Leistungsträger. Was sein Trainer über ihn denkt und wie ein neues Fahrrad seiner Fitness geholfen hat.
Er sitzt nur für das Foto auf der Bank, denn beim Würzburger FV ist er ein Leistungsträger: Mittelfeldspieler Dennie Michel sagt über sich selbst: 'Ich bin schon so etwas wie ein Fußball-Romantiker.'
Foto: Jörg Rieger | Er sitzt nur für das Foto auf der Bank, denn beim Würzburger FV ist er ein Leistungsträger: Mittelfeldspieler Dennie Michel sagt über sich selbst: "Ich bin schon so etwas wie ein Fußball-Romantiker."
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:03 Uhr

Fußball, Bayernliga Nord
Würzburger FV – 1. FC Sand
(Sonntag, 14.30 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage)

Dennie Michel kennt die Wälder, Wiesen und Felder rund um Kleinrinderfeld seit diesem Sommer in- und auswendig. Der Ort im südlichen Landkreis Würzburg ist die Heimat des Fußballers, der nun seit fast vier Jahren für den Würzburger FV (7./34) spielt.

In den vergangenen Wochen ist Michel seinen Kontrahenten regelmäßig davongelaufen – und das wiederum hängt mit der Corona-Pause zusammen. "Ich bin da etwas anders vorgegangen als der Normalfall. Nach dem Shutdown habe ich zunächst zwei Wochen lang nur die Beine hochgelegt", erinnert sich Michel vor dem Heimspiel gegen den FC Sand (15./21).

"Danach habe ich mich dann fast täglich intensiv im Freien fit gehalten", berichtet er. Dafür habe er sich ein neues Fahrrad gekauft. "Als dann das Training Ende Juli wieder begonnen hat, habe ich schnell gemerkt, dass ich gut drauf bin. Das hat mir irgendwann auch der Coach bestätigt", sagt der 28-Jährige mit einem Lächeln.

Freistoßtore gegen Großbardorf

Michel ist mittlerweile nach Stürmer Alexandru Dan der zweitälteste Spieler im jungen Kader, hat aber von seiner jugendlichen Leichtigkeit nichts verloren. Das konnte man im vorherigen Heimspiel gegen Großbardorf eindrucksvoll feststellen. Zunächst drosch der Vater einer fast einjährigen Tochter einen Freistoß von der Strafraumkante zum 2:1 in den Torgiebel (54.). Als wäre das nicht schon genug, ließ Michel noch einen Geniestreich folgen.

Aus gut und gerne 40 Metern erzielte er eine Viertelstunde vor Schluss über den verdutzten Bardorfer Torhüter hinweg das 3:1, das zum Sieg reichte. Auf Bewegtbildern könnte man den Eindruck gewinnen, dass Michel diesen Freistoß eigentlich zu einem Mitspieler lenken wollte.

Das aber bestreitet der Kleinrinderfelder, der mit seinem Heimatverein 2012 sogar bis in die Bayernliga aufgestiegen war: "Ich habe bewusst erstmal langsam gemacht und nach links geschaut, damit der Torwart nicht merkt, was ich vorhabe. Dann habe ich es einfach versucht. Dass so etwas dann klappt, dazu gehört natürlich auch Glück", gesteht der Rechtsaußen, dem sein erstes Freistoßtor mehr bedeutet hat: "Eine solche Situation übt man häufig im Training. Insofern war das Tor dann ein schönes Ergebnis dieses Aufwands."

Michel will noch Fünfter werden

Der bekennende Fan des 1. FC Nürnberg hat bei den Zellerauern sein Glück gefunden. "Ich bin schon so etwas wie ein Fußball-Romantiker. Und der WFV hat in der Region einfach einen hohen Stellenwert und ein tolles Publikum." Michel wechselte in der Winterpause der Saison 2016/17 ausgerechnet vom Stadtrivalen Würzburger Kickers an die Mainau. Der Grund war ein kurioser: Denn bei der damaligen Reserve der Rothosen war plötzlich aufgefallen, dass mehr als drei Spieler über 23 Jahren eingesetzt worden waren, darunter Michel.

Es folgte ein Punktabzug und Michel fand sich fortan auf der Bank wieder. So kam er schließlich zu den Blauen um ihren damaligen Trainer Marc Reitmaier, dessen Eltern wiederum Michels Nachbarn in Kleinrinderfeld sind. Auch Reitmaiers Nachfolger Berthold Göbel weiß, was er an ihm hat: "Dennie führt zurzeit den WFV mit seiner Leistung, aber auch mit seinem Auftreten an. Es macht wahnsinnigen Spaß, ihm im Training und bei den Spielen zuzuschauen." Obwohl die Zellerauer in dieser in die Länge gezogenen Saison nicht mehr ganz oben angreifen können, sprudelt Michel nur so vor Ehrgeiz. "Ich will am Ende Fünfter werden. Das ist möglich."

Froh um jedes Spiel, das stattfindet

Und dann gibt es noch die beiden Pokalwettbewerbe, an deren Ende ein Regionalliga-Platz (Ligapokal) oder die erste Hauptrunde im DFB-Pokal (Totopokal) winken. "Beides wäre natürlich ein Traum. Aber daran verschwende ich noch keinen Gedanken", sagt Michel, der bei der Stadt Würzburg angestellt ist: "Irgendwie ist es auch schade. Denn normalerweise ist es ja so, dass immer mehr Zuschauer kommen, je weiter man im Pokal vorstößt." Das aber sei momentan nicht möglich. "Wir können derzeit um jedes Spiel froh sein, das ausgetragen wird."

Das Gastspiel in Abtswind war am vergangenen Samstag wegen eines Corona-Falls im dortigen Mannschaftsumfeld abgesagt worden. Nun kommt es an diesem Sonntag zum Heimspiel gegen den FC Sand. Im September bezwang der Würzburger FV die Korbstädter in der Qualifikation zum Toto-Pokal mit 4:1. Michel traf in der Nachspielzeit.

"Ich bin schon so etwas wie ein Fußballromantiker." Dennie Michel, Mittelfeldspieler des Würzburger FV.
Foto: Jörg Rieger | "Ich bin schon so etwas wie ein Fußballromantiker." Dennie Michel, Mittelfeldspieler des Würzburger FV.
 
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