Die traurige Nachricht verbreiteten die Würzburger Kickers am Tag nach dem 2:5 (2:2) beim neuen Spitzenreiter Eintracht Braunschweig. Da hatten die Untersuchungen Gewissheit gebracht, dass an Dominic Baumanns Sprunggelenk tatsächlich etwas kaputt gegangen ist, als er in der 83. Spielminute mit dem linken Fuß im Rasen hängen geblieben war. Bruch des Außenknöchels, so lautete die Diagnose. Die Kickers werden ohne Baumann auskommen müssen in den nächsten Monaten. „Bis auf Weiteres“ muss der 24-Jährige aussetzen, heißt es im offiziellen Statement des Vereins.
Es war ganz einfach ein bitteres Wochenende für die Würzburger Drittliga-Fußballer. Nicht, dass eine Niederlage beim neuen Spitzenreiter nun gänzlich überraschend kam. Die Eintracht ist richtig gut drauf derzeit und die Stimmung im Stadionrund an der Hamburger Straße war am Samstag auch entsprechend begeistert. Eine solche Atmosphäre kann ein Team auch einmal förmlich tragen. Letztlich war für die Höhe des Resultats aber weniger das Ergebnis Braunschweiger Spielfreude als das von Würzburger Unzulänglichkeiten. Die fünf Gegentreffer am Samstag, die schon 19 kassierten Tore in dieser Saison, die Tatsache, dass die Kickers in keinem Pflichtspiel, auch nicht in den Pokalwettbewerben, ihren Kasten sauber halten konnten – all das ist kein Zufall.
Sorgen mache er sich angesichts dieser Bilanz nicht. Kickers-Mittelfeldmann Patrick Sontheimer verneinte das auf Nachfrage. „Ich glaube nicht, dass wir die schlechtere Mannschaft waren“, sagte er. Die fußballerisch schlechtere Mannschaft vielleicht nicht. Die naivere, unreifere aber in jedem Fall. Zwei Gegentore nach Standardsitutionen jeweils in der Startphase beider Halbzeiten offenbarten deutliche Konzentrationsmängel. Nick Proschwitz (7.) und Robin Becker (48.) trafen jeweils per Kopf nach Freistößen. „Vielleicht sind wir da immer im Sekundenschlaf“, rätselte Sontheimer. Da nutzten dann auch die eigenen Tore von Fabio Kaufmann (26.) und Luke Hemmerich (36.) nichts. Nur vier Minuten nach dem 2:1-Führungstreffer liefen die Kickers bei einer flinken Braunschweiger Kombination nur nebenher, Proschwitz traf aus kurzer Distanz (40.). „Zu ängstlich“ fand Trainer Michael Schiele das Spiel seines Teams.
Ob das wirklich das Problem war? Tatsächlich taten sich speziell im Mittelfeld immer wieder ungewöhnlich große Lücken auf. Räume, in denen die Kickers nicht präsent waren, in denen sie die Braunschweiger gewähren ließen. Regelmäßig nutzten die Hausherren das zu schnellen Gegenzügen. Zwei dieser Konter führten auch zu den Braunschweiger Toren Nummer vier (Marcel Bär, 56.) und fünf (Martin Kobylansli, 68.).
„Wir brauchen eine bessere Absicherung“, stellte Robert Herrmann fest. Der Leihspieler aus Aue hatte sein Punktspieldebüt gegeben und mit einem überflüssigen Foulspiel jenen Freistoß verursacht, der kurz nach der Pause zum 3:2 für die Hausherren führte. „Man wünscht sich natürlich eine bessere Premiere“, sagte er. Tatsächlich waren sowohl Herrmanns linke als auch Hemmerichs rechte Außenbahn nie so richtig dicht gewesen. Es gab Zeiten, da benutzte man für ein solches Abwehrverhalten immer wieder das gleiche einfache Bild: offen wie ein Scheunentor.
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Ein Umstand, der auch Schiele nicht entgangen war. Der diskutierte nach der Partie mit den Fans in der Kurve. Im Anschluss an die Pressekonferenz wirkte er dann schon wieder recht aufgeräumt und entschlossen. Ob er angesichts der Abwehrschwächen nicht auch über weitere Neuverpflichtungen nachdenkt? Auf diese Frage wollte er am Samstag nicht antworten. Bis 2. September hat der Transfermarkt noch offen. Gut möglich, dass die Kickers sich da noch einmal genauer umschauen.