Seit dem 21. Februar trägt Bernd Hollerbach bereits dieselbe Armbanduhr. Der ein bisschen abergläubische Trainer der Kickers tauscht seine Zeiteisen nur nach einer Niederlage aus, hat er neulich erst wieder gestanden. 17 Pflichtspiele ist das nun also her, und nach diesem erstaunlichen jüngsten Vierteljahr ist eine neue Zeitrechnung angebrochen am Würzburger Dallenberg. Der überraschende Erfolg beschert dem Neu-Zweitligisten nach all der Freude auch zahlreiche Baustellen. Es gilt, sowohl Spielstätte als auch die Mannschaft zweitligatauglich zu machen.
Das Gesicht des Teams wird sich erneut grundlegend verändern (müssen). Zwar hat Hollerbach stets betont, dass er „den Kern“ seines Drittliga-Kaders auch für höhere Aufgaben für fähig hält, aber wie bereits nach dem Sprung von der Regional- in die Dritte Liga wird er frisches Personal anheuern in nicht unerheblichem Maße. Das Karussell hat auch schon kräftig Fahrt aufgenommen: Die Verträge mit Ersatztorwart Dominik Brunnhübner, Mittelfeldmann Joannis Karsanidis sowie Linksverteidiger Peter Kurzweg wurden bis 2018 verlängert beziehungsweise so angepasst, dass sie auch für die zweite Liga gelten. Marco Haller durfte für ein weiteres Jahr unterschreiben.
Demirtas in den Trainerstab
Dafür müssen neun Spieler, deren Verträge ausgelaufen sind oder keine Gültigkeit für die zweite Liga besaßen, ihre Bündel packen. Der überwiegende Teil von ihnen verbrachte zuletzt die meiste Zeit auf der Bank oder stand gar nicht mehr im Kader. Noch am Samstagabend nach dem Gewinn des Toto-Pokals wurden im Vereinsheim Christopher Bieber und Liridon Vocaj, die beide zum Drittligisten RW Erfurt wechseln, Nico Herzig, Lukas Billick, Paul Thomik, Daniele Bruno, Adam Jabiri, Niklas Weißenberger sowie Nico Gutjahr verabschiedet. „Solche Entscheidungen fallen nicht leicht, bringt aber die Natur der Sache mit sich“, sagte Daniel Sauer, Vorstandsvorsitzender der Kickers AG. Und Hollerbach bedankte sich „bei allen, die in den vergangenen beiden Jahren alles für den Verein gegeben haben und mit ihren jeweiligen Rollen in der Mannschaft absolut professionell umgegangen sind“.
Natürlich weiß er, dass jeder, der am Aufschwung der Rothosen beteiligt war, seinen Marktwert gesteigert hat. In Hollerbachs Worten klingt das so: „Ich bin mir sicher, dass alle, die bei diesem spannenden Projekt aktiv dabei waren und mitgeholfen haben, es nach vorne zu bringen, auch jetzt davon profitieren und interessante Klubs finden werden.“ Christian Demirtas, der zehnte Akteur aus dem Drittliga-Kader, der in der zweiten Liga nicht mehr mittun darf, wechselt in den Trainerstab des Aufsteigers. Alle anderen im 28-Mann-Kader haben noch gültige Verträge.
Es wird interessant sein zu beobachten, ob Hollerbach erneut so ein geschicktes Händchen bei der Personalauswahl beweisen kann wie zuletzt: Alle Neuzugänge kamen ablösefrei und einige, die im Winter dazustießen – wie der Torschütze vom Dienst, Elia Soriano, oder Emanuel Taffertshofer, der emsige Abräumer im Mittelfeld – haben eine Entwicklung hingelegt, von der selbst kühnste Optimisten überrascht sein dürfen.
Ob auch das Umfeld mithalten kann mit dem rasanten sportlichen Fortschritt, wird sich zeigen müssen. Die Rasenheizung wird bereits eingebaut, und Aufsichtsrat Sebastian Herkert hat der Rhein-Neckar-Zeitung schon mal verraten, dass der Klub nun „hauptamtliche Sicherheits- und Fanbeauftragte“ braucht. „Außerdem hat uns die DFL im ersten Schritt die Auflage gemacht, die Kapazität von 10 006 auf 12 416 Zuschauer zu erhöhen“, sagte das Kickers-Vorstandsmitglied. Dafür soll – wie man hört – offenbar unter anderem der gesperrte, noch nicht überdachte ganz linke Teil der Haupttribüne, den zuletzt eine Plane schmückte, mit Sitzschalen ausstaffiert und der recht luxuriös bemessene Bereich für die Gäste-Fans etwas eingedampft werden. Auch Arbeitsbereiche für die Medien müssen erweitert werden.
Spannend wird auch, was mit dem Provisorium wird, in dem die besonders wichtigen Zuschauer vor und nach den Partien und in der Pause verköstigt werden. Die Stadt Würzburg hat das VIP-Zelt bis zum Ende der abgelaufenen Saison genehmigt. Eigentlich müsste es nun abgerissen werden. Auf die Schnelle ein neues Asyl für die besonders zahlungswillige Kundschaft hinzuzimmern, erscheint allerdings ein wenig utopisch.
Es werden also noch aufregende Zeiten am Dallenberg. Die Uhr tickt.