Für den Fußball-Regionalligisten Würzburger Kickers hat die neue Saison mit der ersten Trainingseinheit der Vorbereitung begonnen – einstweilen zwar ohne neue Gesichter, doch mit durchaus mit großen Ambitionen. "Wenn du in einer Saison 80 Punkte holst und 103 Tore schießt – welches Ziel willst du dir danach setzen", fragt Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann und gibt selbst die Antwort: "Wir wollen eine noch bessere Saison spielen." Er braucht die Worte Meisterschaft und Aufstieg gar nicht selbst in den Mund nehmen. Das Ziel erklärt sich von selbst. Die Konkurrenz? "Bayern München II und die SpVgg Bayreuth", glaubt Neumann.
Kickers-Trainer Marco Wildersinn spricht nicht von einem Neuanfang
Wer da auf dem Rasen stand, war in den vergangenen Jahren stets ein gar nicht so leichtes Ratespiel gewesen bei den ersten Trainingseinheiten der Kickers, bei denen der stete Wandel im wilden Hin und Her zwischen den Spielklassen längst zum Alltag geworden war. Die Anzahl der Zu- und Abgänge lag letztlich immer deutlich im zweistelligen Bereich. Diesmal gab es noch nicht einmal das übliche Foto mit Trainern und Neuzugängen. Mangels auch nur eines neuen Spieler. "Es ist kein Neuanfang. Es ist ein Weitermachen", sagte Trainer Marco Wildersinn am Mittwochmittag.
Okay, der Ort ist ein neuer. Der Trainingsplatz auf der Sieboldshöhe präsentierte sich in saftigem Grün. Manch ein Spieler fand ihn sogar angenehmer zu bespielen als den bisherigen in Randersacker. Der Umzug auf das vereinseigene Gelände scheint innerhalb des Teams kaum für Gesprächsstoff zu sorgen. Und Wildersinn verspürte bei seinen Schützlingen bereits den nötigen Ehrgeiz: "Hier lehnt sich keiner zurück. Wir wollen noch besser sein als in der vergangenen Saison", sagte er nach der ersten, gut zweistündigen Trainingseinheit: "Wir fangen jetzt nicht bei null an, sondern haben uns schon etwas erarbeitet."
16 Spieler stehen zum Trainingsauftakt bei den Kickers auf dem Rasen
Insgesamt 16 Spieler standen am Mittwoch auf dem Feld. Mittelfeldspieler Ivan Franjic trainierte dabei nach seiner Knieoperation im Mai noch am Rand ohne Ball. Um ihn und seinen Kollegen Maximilian Zaiser rankte sich so manches Gerücht. Über ein vermeintliches Interesse höherklassiger Klubs wurde spekuliert. "Bei mir hat sich keiner gemeldet", berichtete Sportdirektor Neumann und bestätigte Informationen dieser Redaktion, nach denen Franjic den Klub zu einer festgeschriebenen Ablöse hätte verlassen können. Nur sei diese Option vor wenigen Tagen ausgelaufen. Sprich: Wenn ein Klub Franjic verpflichten will, müsste er nun mit den Kickers über die Ablösesumme verhandeln. Stand jetzt scheint es so, als ob der Kern des Rothosen-Teams zusammenbleibt.
Noch keine Unterschrift von Dominik Meisel unter einen neuen Vertrag
Dazu gehört auch Dominik Meisel, der am Mittwoch aber noch fehlte. Er hat noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Doch Neumann ist optimistisch, dass dies bald, womöglich noch in dieser Woche, passiert. "Diese Personalie hat bei mir derzeit die höchste Priorität", sagt der Sportdirektor: "Seinen Wert hat man gesehen, als er nicht dabei war." Als die Kickers zu Jahresbeginn 2023 viermal in Serie ohne Sieg geblieben waren, hatte Meisel aufgrund einer Bänderverletzung nicht in der Startelf gestanden.
"Der Plan war, das erste Jahr zu nutzen, um den freien Fall zu stoppen und sich zusammenzufinden. Und dann mit sinnvollen Ergänzungen eine bessere Saison zu spielen", gibt Neumann einen Einblick in seine Gedankenspiele vor einem Jahr. Der erste Schritt sei gelungen, nun soll der zweite folgen. Neuzugänge sollen in eigentlich allen Mannschaftsteilen folgen; nach dem Fortgang von Franz Helmer auch im Sturm. "Ich hätte ihn gerne behalten. Aber er hat sich für mehr Spielzeit entschieden", so Neumann über den zum FV Illertissen abgewanderten Angreifer.
Suche nach Kandidaten: Kickers haben derzeit keinen Torwarttrainer
Aber nicht nur auf dem Spielermarkt schauen sich die Kickers derzeit um. Auch im Trainerteam ist derzeit ein Posten unbesetzt. Es fehlte am Mittwoch ein Torwarttrainer. Mit Daniel Bernhardt, der diese Position in der vergangenen Saison ausübte, sei man sich nicht einig geworden. "Wir müssen finanzielle Abstriche machen. Das muss jedem bewusst sein", sagt Neumann. Der Gesprächsfaden mit Bernhardt, mit dem Neumann einst beim VfR Aalen zusammenspielte, sei noch nicht abgerissen. Aber man schaue sich auch nach möglichen Kandidaten um.
Apropos Torwart. Dass die Kickers mit Vincent Friedsam als Nummer eins in die neue Saison gehen, steht nach dessen Vertragsverlängerung so gut wie fest. Marc Richter fehlte nach seiner Schulteroperation im Winter auch beim Trainingsauftakt im Sommer. Ob die einstige Nummer eins als Friedsam-Vertreter zurückkehrt oder es im Torwartteam noch weitere Veränderungen gibt, ist eine der offenen Personalfragen bei den Kickers. Eric Verstappen, der in der vergangenen Saison als Aushilfskeeper eingesprungen war, besuchte die Einheit seines Ex-Teams als Zaungast.