Am Ende konnte man getrost rätseln, ob die Würzburger Kickers nun mit dem 0:0 bei Türkgücü zufrieden sein können oder nicht. Nach dem Torrausch der vergangenen Spiele, stotterte der Angriffsmotor diesmal. Während sich die vermeintlichen Rivalen im Meisterschaftskampf in der Fußball-Regionalliga Bayern Unterhaching und Bayern München II im direkten Duell mit einem 1:1-Remis trennten, schaffte Aufsteiger DJK Vilzing mit dem 2:1 gegen Aubstadt den Sprung auf Platz eins. Die Oberpfälzer sind am Freitag Gast am Dallenberg.
Marco Wildersinn hatte es ja geahnt. Der Trainer der Kickers hatte vor dem Auswärtsspiel seines Teams bei Türkgücü München von "einem schweren Spiel" gesprochen. Auch weil man sich vom aktuellen Tabellenstand des Rivalen vor der Partie schnell hätte täuschen lassen können. Schließlich hatte die völlig neu zusammengewürfelte Münchner Mannschaft in den ersten vier Liga-Spielen zwar zwei Niederlagen kassiert. Die waren gegen den FC Bayern München II (2:3) und Wacker Burghausen (1:2) aber knapp ausgefallen. Und überhaupt waren es eben Gegner aus dem oberen Regionalliga-Regal gewesen, mit denen es Türkgücü zu tun hatte. Am vergangenen Wochenende hatte es ein 1:1 beim TSV Aubstadt gegeben.
Fehlende Präzision
Es war tatsächlich eine äußerst zähe Angelegenheit, diese Partie gegen die durchaus ambitioniert zusammengestellte Mannschaft des Vereins, der in der vergangenen Saison noch wegen Finanzproblemen den Spielbetrieb in der 3. Liga komplett eingestellt hatte. Das torlose Remis war am Ende das logische Resultat einer intensiv geführten Partie, in der die Gäste zwar Feldvorteile hatten, letztlich daraus aber zu wenig Torgefahr entwickelten. "Wir wissen, jetzt wo wir uns verbessern müssen", sagte auch Angreifer Saliou Sané: "Es fehlte die Präzision. Es gibt solche Tage, manchmal reicht es trotzdem zum Sieg. Den einen Punkt nehmen wir mit." Wirklich geknickt wirkte er nicht.
"Wir haben heute eher zwei Punkte verloren, als einen gewonnen", legte Trainer Wildersinn, der sein Team im Vergleich zum 7:1 gegen Ansbach unverändert aufs Feld geschickt hatte, zwar den Finger in die Wunde, mochte aber nicht zu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gehen: "Wir hatten in der Anfangsphase einige Chancen und haben in den gesamten 90 Minuten keinen Schuss direkt auf das Tor zugelassen", resümierte er.
"Nicht klar genug, nicht präzise genug und auch nicht einfach genug"
Tatsächlich schien es zu Beginn so, als könnten die Kickers den Schwung aus der vergangenen Woche, als den Rothosen in drei Ligaspielen 16 Tore gelungen waren, mitnehmen. Die Würzburger setzten die Hausherren von Beginn an unter Druck und hatten bei einem Schuss von Dardan Karimani (8.), einem Kopfball von Peter Kurzweg nach der anschließenden Ecke (9.) und einem Versuch von Sané, den Türkgücü-Keeper Johann Hipper stark entschärfte (12.) gute Gelegenheiten. "Nach der 20. Minute hatte sich Türkgücü besser auf uns eingestellt. Danach hatten wir nicht mehr so viele Balleroberungen", analysierte Wildersinn. Die Partie wurde zäher und mühseliger für die Kickers und sie blieb es bis zum Ende. "Nicht klar genug, nicht präzise genug und auch nicht einfach genug" - so beschrieb der Kickers-Cheftrainer am Ende die Bemühungen seiner Elf. Nach der guten Anfangsphase war der Schwung verpufft. Die Kickers bissen sich am Türkgücü-Team die Zähne aus. Ein Selbstläufer wird diese Saison nicht werden, aber das war trotz der letzten erfolgreichen Wochen allen bei den Kickers klar gewesen.
Dass auch Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann nach der Partie nicht unzufrieden war, lag daran, dass die Kickers bei allen Problemen am gegnerischen Strafraum Gefahr zu erzeugen, die defensive Ordnung nie verloren hatten. Als der bislang erfolgreichste Türkgücü-Torschütze Jordi Woudstra einmal frei aufs Würzburger Tor zulaufen wollte, kam ihm Rothosen-Kapitän Peter Kurzweg mit einem tollen Sprint noch in die Quere (48.). Viel gefährlicher wurde es für den Kickers-Kasten nicht mehr. Beide Teams hatten sich im Kampf förmlich ineinander verhakt, der Spielfluss kam zwischenzeitlich fast vollständig zum erliegen. "Das Gefühl, dass es 0:0 ausgehen würde, war in der zweiten Halbzeit irgendwann da. Trotzdem muss man dann weiter gut organisiert sein. Das ist uns gelungen."
Auch im turbulenten Schlussakt der Partie behielten die Kickers Nerven. Was man nicht von allen Beteiligten auf Seiten der Hausherren sagen kann: Schiedsrichter Markus Huber zeigte dem Videoanalysten auf der Münchner Bank die Rote Karte. Sekunden zuvor hatte Türkgücü-Akteur Sascha Hingerl Gelb-Rot gesehen, weil er die Ausführung eines Freistoßes verzögert hatte. Unmittelbar nach dem sich daraus entwickelnden kleinen Tumult beendete der Referee die Partie. Auch wenn fast die gesamte angezeigte Nachspielzeit für Diskussionen drauf gegangen war. "Ich hätte gerne noch zwei, drei Minuten mit einem Mann mehr gespielt, aber er wollte wohl nicht", sagte Wildersinn.
Würzburg: Richter – Haas, Wegmann, Hägele, Kurzweg – Franjic, Zaiser, Karimani (57. Meisel) – Junge-Abiol, Sané, Caciel (57. Montcheu).
Anton Sahlender, Leseranwalt
Anton Sahlender, Leseranwalt
Im übrigen halte ich Ihre Selbstermächtigung zum Leseranwalt für sehr ambitioniert.
Zumindest ich bevorzuge es, für mich selbst zu sprechen.
Anton Sahlender, Leseranwalt
streichen wir das „0:0“ und die Überschrift ist nicht sinnlos. Frank Kranewitter hatte eben die guten Kickerschancen der ersten Halbzeit im Hinterkopf. Gnade für einen Lapsus nach einem Match in zehrender Hitze.🫢
Anton Sahlender, Leseranwalt
Das erwidere ich mit Respekt vor ihrer juristischen Erfahrung, Anton Sahlender, Leseranwalt