
Den FIT/One Würzburg Baskets ist ein erfolgreicher Auftakt in die neue Basketball-Bundesliga-Saison verwehrt geblieben. In der Neuauflage der Play-off-Viertelfinal-Serie der vergangenen Saison gegen ratiopharm Ulm unterlagen die Unterfranken am Samstagabend trotz einer starken kämpferischen Leistung vor 5728 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Arena in Neu-Ulm mit 76:85 (30:34).
"So ein erstes Saisonspiel ist immer etwas anderes als Vorbereitung. Der Druck ist ein anderer, und wir haben zu viele Fehler gemacht und uns 19 Ballverluste erlaubt. Aber das ist normal, wir sind eine neue Mannschaft, die Spieler müssen die Systeme noch verinnerlichen. Ich habe keine schlechten Gefühle, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns", resümierte Baskets-Cheftrainer Sasa Filipovski am Sonntagvormittag, schon wieder auf dem Weg ins klubeigene Trainingszentrum.
Revanche. Der Begriff fehlte fast in keiner öffentlichen Verlautbarung, wenn die Ulmer in den vergangenen Wochen für ihr erstes Saison-Heimspiel am Samstagabend gegen die Würzburger getrommelt hatten. Der Stachel der Enttäuschung saß offensichtlich auch gut fünf Monate nach dem sensationellen Ausscheiden im Play-off-Viertelfinale gegen die Mainfranken noch tief. "Gerade mit den verbliebenen Spielern aus den letzten Play-offs haben wir noch eine Rechnung offen. Dass das mit den Würzburgern noch nicht erledigt ist, haben wir auch unseren Neuzugängen vermittelt", sagte Ulm-Center Philipp Herkenhoff im Vorfeld der Partie mit markiger Wortwahl.
Als amtierender Meister und klar favorisiert waren die Ulmer in die entscheidende Meisterschaftsphase gestartet, um dann nach vier Partien mit 1:3 den Kürzeren gezogen zu haben gegen einen dezimierten Kontrahenten, der ab dem zweiten Spiel verletzungsbedingt ohne seinen zum besten Offensiv- und wertvollsten Spieler (MVP) gewählten US-Aufbauspieler Otis Livingston II auskommen musste.

Doch die Play-off-Serie ist ebenso Vergangenheit wie Livingston II im Baskets-Trikot. Den Spielmacher zog es bekanntermaßen in die Türkei zu Galatasaray Istanbul, ebenso wie den Defensiv-Spieler des Jahres Javon Bess (Turk Telekom Ankara). Auch die Ulmer hatten im Sommer den Abgang einiger Leistungsträger sowie ihres Trainers Anton Gavel nach Bamberg verkraften müssen. Das neuerliche Aufeinandertreffen war somit weniger eine Fortsetzung der Play-offs als vielmehr eine echte Standortbestimmung unter neuen Rahmenbedingungen für beide Klubs.
Und am Ende glückte den Gastgebern die erhoffte Wiedergutmachung, weil sie sich in den entscheidenden Schussminuten als etwas abgeklärter und weniger fehleranfällig erwiesen. "Wir waren zwischenzeitlich weder im Angriff noch in der Verteidigung aggressiv genug. Daraus müssen wir lernen und es gegen Holon am Dienstag besser machen", resümierte der neue Spielmacher Jhivvan Jackson, der mit 20 Punkten, sechs Rebounds und vier Korbvorlagen ein starkes Debüt als Livingston-Nachfolger feierte. Der die letzten 105 Sekunden der Partie aber nach einem umstrittenen Pfiff nach seinem fünften Foul nur noch von der Bank verfolgen konnte.
Mike Lewis erzielt zehn der ersten 13 Punkte für Würzburg
Die Würzburger waren in ihrem ersten Saisonspiel gut in die Partie gekommen, vor allem Jackson-Backup Mike Lewis II war schnell auf Betriebstemperatur und hatte mit zehn Punkten maßgeblich Anteil an der frühen 13:5-Führung der Gäste. Am Ende war der US-Amerikaner mit 24 Punkten bester Baskets-Werfer der Partie. Doch mit zunehmender Spieldauer fanden die Ulmer in ihrem bereits dritten Saisonspiel immer besser in die Partie und gingen mit einer knappen 34:30-Führung in die Halbzeit.
"Die Defensive steht stabil, aber wir müssen unsere Systeme besser durchlaufen", mahnte Baskets-Cheftrainer Sasa Filipovski im Halbzeitinterview an. Das angesprochene Manko war eines, das sich durch die gesamten 40 Minuten ziehen sollte. Die Abstimmung auf dem Feld passte noch nicht, zu selten wurden die angesagten Spielzüge konsequent zu Ende gespielt.
Dass das neue Guard-Trio Jackson, Lewis II und Mike Davis Jr. am Ende 62 der 76 Punkte erzielt hatte, deutet auf die große individuelle Qualität der drei Spieler hin. "Aber wir müssen unsere Großen viel besser ins Spiel einbinden, den Ball besser bewegen, einfach mehr Balance in unsere Angriffe bekommen", legte Filipovski treffend den Finger in die Wunde.

Doch eines deutete die neu formierte Mannschaft schon bei ihrem ersten Pflichtspiel-Auftritt an, was die der Vorsaison auch ausgezeichnet hatte: ein großes Kämpferherz: Als die Ulmer im dritten Viertel nach einem 14:0-Lauf zum 61:43 (29. Minute) scheinbar uneinholbar enteilt waren, zeigten die Baskets Moral. Punkt um Punkt verkürzten sie den Rückstand und glichen durch Lewis 3:21 Minuten vor Ende zum 72:72 aus. Fünf Zähler in Folge des überragenden Ulmers Justinian Jessup (28 Punkte) waren dann aber nicht mehr aufholbar für die Gäste, die nicht nur in den entscheidenden Spielsequenzen mit einigen Pfiffen des Schiedsrichter-Trios haderten.
Diskutable Entscheidungen gegen Baskets-Kapitän Zac Seljaas
Gleich dreimal kassierten sie ein technisches Foul wegen vermeintlichen Floppings, analog einer Schwalbe im Fußball. Vor allem die beiden Pfiffe gegen Kapitän Zac Seljaas waren diskutabel. "Ich werde nichts über die Refs sagen, nur dass ich nicht glücklich mit einigen Entscheidungen war. Wir werden ein paar Video-Clips zusammenschneiden und an die Liga schicken", sagte Filipovski.
Bereits an diesem Dienstag geht es für die Baskets weiter, dann auf internationalem Parkett und erstmals vor den heimischen Fans. In der Champions League empfangen die Würzburger in der tectake-Arena um 18.30 Uhr den israelischen Vertreter Hapoel Holon.
Basketball: Bundesliga Männer
Ratiopharm Ulm – FIT/One Würzburg Baskets 85:76 (13:15, 21:15, 28:21, 23:25)
Ulm: Jessup 28/5 Dreier, Weidemann 16/2, Herkenhoff 12/1, Plummer 9/3, Klepeisz 5/1, Saraf 5/1, Roby 4, Essengue 4, Bretzel 2, Santos, Jensen, Anigbata.
Würzburg: Lewis II 24/3, Jackson 20/3, Davis Jr. 18/3, Seljaas 4/1, Klassen 4, Steinbach 4, Williams 2, Ugrai, Bleck, Wank, Kone (nicht eingesetzt).
Rebounds: 30 – 39. Vorlagen: 19 – 13. Ballverluste: 9 – 18. Treffer aus dem Feld: 26/59 (44%) – 26/58 (45%). Dreier: 13/32 (41%) – 10/29 (34%). Freiwürfe: 20/27 (74%) – 14/17 (82%). Zuschauende: 5728.