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Fußball im Wandel
Die WM im Wohnzimmer oder Party-Keller: 4 Spiele-Tipps für Fußball-Fans während der Übertragungen aus Katar
Die Weltmeisterschaft in Katar boykottieren? Oder den Fernseher im Hintergrund laufen lassen und lieber Spaß mit Freunden haben? Vier lustige Fußball-Spiele - und dazu Snacks und Getränke.
Fußball im Fernsehen? Oder doch lieber selbst 'Fußball' spielen? Die Sportredaktion hat (von links) Jürgen Sterzbach, Daniel Rathgeber, Michi Bauer und Dominik Großpietsch in einen Partykeller geschickt und vier unterhaltsame Alternativen ausprobieren lassen. Offenbar hat's richtig viel Spaß gemacht.
Foto: Christoph Weiss | Fußball im Fernsehen? Oder doch lieber selbst "Fußball" spielen? Die Sportredaktion hat (von links) Jürgen Sterzbach, Daniel Rathgeber, Michi Bauer und Dominik Großpietsch in einen Partykeller geschickt und vier ...
Daniel Rathgeber
,  Dominik Großpietsch
,  Jürgen Sterzbach
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 27.11.2022 02:41 Uhr

Keinen Bock auf Katar und Fußball-WM im Spätherbst? Nicht wenige Fans wollen die am 20. November im Wüstenstaat beginnende Weltmeisterschaft boykottieren. Ob nun wegen der menschenrechtlichen oder klimatischen Sünden. Andere wollen gucken, aber nicht wie gebannt und jede Szene akribisch analysieren – sondern einfach Spaß haben. Für die einen wie die anderen haben wir unterhaltsame Alternativ-Programme abseits des üblichen Public Viewings: Essen und trinken mit Freunden, lustige Spiele spielen – die unbedingt etwas mit Fußball zu tun haben müssen. Also Deutschland-Fähnchen aufhängen, Trikots anziehen und ein bisschen Stadion-Atmosphäre ins Wohnzimmer oder den Partykeller zaubern – und die Live-Bilder flimmern allenfalls im Hintergrund.

Wie bei den Kolleginnen und Kollegen der Sportredaktion. Zumindest, so lange sie nicht in der Redaktion sitzen und von Berufs wegen WM-Seiten füllen. Also haben wir mal in unseren Spiele-Kisten gekramt und geschaut, womit sich die Partien aus Katar nachspielen oder eigene Turniere organisieren lassen können oder sich einfach nur ein bisschen Angeber-Wissen abfragen lässt. Gefunden haben wir Spiele, die alle Fußball-Fans noch im Schrank liegen haben dürften, oder zumindest nicht teuer und überall zu haben sind. Eines hat ein kreativer Kollege ("mehr als Zettel und Stifte habe ich nicht zu Hause") gar "erfunden".

Und natürlich fahren wir kulinarisch schon etwas mehr auf als Chips, Salzletten, Cola und Bier – gleichwohl diese Kombi natürlich immer geht.

1. Kurbeln erlaubt: Der Mini-Tisch-Kicker

Tischfußball auf dem Kleinfeld mit dem Mini-Kicker.
Foto: Christoph Weiss | Tischfußball auf dem Kleinfeld mit dem Mini-Kicker.

Think big. Mag unternehmerisch passen, beim Spielen ist's Humbug. Klein, aber fein kommt ein hölzerner Miniatur-Tischkicker ums Eck: Vier Stangen und damit auf jeder Seite nur zwei Handgriffe, an der hinteren Stange ein von zwei Verteidigern flankierter Torwart, an der vorderen drei Stürmer – das alles passt auf 50 mal 30 Zentimeter und kostet um die 20 Euro. Und damit auf jeden Wohnzimmertisch. Quasi kickern auf dem Kleinfeld, für zwei Spielende – je einen hüben und drüben. Wer's kuschlig mag, kann Zwei gegen Zwei spielen. 

Regeln? Überbewertet. Der Ball muss ins Tor, Kurbeln ist ausdrücklich erlaubt. Das reicht. Ach ja: Wer zuerst zehn Tore geschossen hat, gewinnt. Zur WM freilich bietet sich, genug Freundinnen und Freunde in der Bude vorausgesetzt, ein Turniermodus an. Und weil nicht alle so schnell sind mit dem Toreschießen, empfiehlt sich eine Zeitvorgabe: Dann gewinnt, wer bei Ablauf mehr Tore erzielt hat als die Gegenseite. Wichtiger Warn-Hinweis: Der Mini-Kicker ist ein Leichtgewicht; wird allzu eifrig an den Stängchen gerüttelt, bringt das umstehende Snack-Schalen und Flaschen (nein, weder Spielende noch Zuschauende) unnötig in Gefahr. Deswegen die Kulinarik lieber auf einem Beistell-Tischchen verstauen.

Und auch wenn die Figürchen auf dem Spielfeld in Gelb und Rot gewandet sind, muss nicht jede Partie Brasilien gegen Spanien lauten. Klar auch, dass nicht Alle Deutschland vertreten können (oder wollen). Unser Tipp: Alle Anwesenden ziehen vor dem Turnier einen Zettel mit einem WM-Team. Und müssen dann ihre Liebe für dieses Land entdecken. Für noch mehr Spaßfaktor: Pausierende die Partien launig kommentieren lassen – dann kann die Lautstärke des Fernsehers getrost auf Null bleiben.

Snack & Getränk: Das sportlichste unserer vier Spiele verlangt nach sportlicher Verpflegung: Schwarzbrot-Ecken mit drei verschiedenen Cremes auf Quark-Basis, gemixt mit Thunfisch, Lachs und Fetakäse sowie jeweils reichlich Kräutern. Zum Trinken gibt's einen "Ginginger"-Cocktail (pro Person 2 cl Gin, 4 Teelöffel Aroniasirup, ein Stückchen Ingwer und 3 Esslöffel Crushed Ice), der mit Tonic Water aufgefüllt wird; für die alkoholfreie Variante ersetzt Ginger-Ale den Gin.

2. Zwei WM-Tore, sticht! Das Fußball-Quartett

Costa Rica, Deutschland, Japan und Spanien - das Quartett der WM-Vorrunden-Gruppe 3.
Foto: Christoph Weiss | Costa Rica, Deutschland, Japan und Spanien - das Quartett der WM-Vorrunden-Gruppe 3.

Hach, das gute, alte Quartett. Ein Kartenspiel, 32 Blatt und jede Menge Varianten. Spielt man es klassisch, dauert es mit vier Spielern knapp eine Viertelstunde und eignet es sich perfekt für eine Halbzeitpause. Schließlich gilt es, konzentriert die entscheidenden Fragen zu stellen: "Hast du die A1? Ja? Und hast du auch die A4? Wirklich nicht?" Nach einem "Nein" darf der nächste in der Reihe einen beliebigen Mitspielenden ausforschen.

Hat jemand ein Quartett, also zum Beispiel alle A-Karten, gesammelt, wird es abgelegt. Es gewinnt, wer die meisten Quartette gehortet hat. Zu Beginn des Spiels kann ein bisschen Glück nicht schaden, später steht die Strategie im Mittelpunkt. Wie beim Fußball halt. Mit demselben Kartensatz lässt sich auch die Trumpf-Variante spielen. Die dauert deutlich länger. Wenn auch nicht für alle Mitspielenden: Wer ausgeschieden ist, dem bleibt die Zuschauerrolle. Siegerin oder Sieger ist, wer durch geschicktes Taktieren alle 32 Karten in Besitz bringt. In dieser Variante werden die Karten hintereinander gesteckt, es kommt nur auf die vorderste auf der Hand an.

Wer dran ist, sucht sich einen Wert seiner Karte aus und liest ihn vor. Die anderen sagen den Wert auf ihrer Karte an. Wessen Karte die beste Zahl oder Statistik aufweist, übertrumpft die anderen und darf die geschlagenen Blätter dem eigenen Stapel einverleiben. Echte Profis plärren ihrem Wert immer ein atemloses "sticht!" hinterher. Hierbei gilt: Wer als Erstes ruft, gewinnt bei Gleichstand den Stich. Damit es nicht langweilig wird und weil es ja bekanntlich keine kleinen Gegner mehr gibt: Das Umschaltspiel macht auch Spaß. Dabei setzt sich der geringste Kartenwert durch: "Zwei WM-Tore, sticht!"

Snack & Getränk: Was passt besser als Weltmeister-Brot oder -Brötchen? Das ist eine seit 1990 angebotene Brotsorte, zurückgehend auf eine Werbeaktion des Bäckerhandwerks mit dem Nationalspieler und gelernten Bäcker Jürgen Klinsmann anlässlich der WM 1990 in Italien. Gibts in (fast) jeder Bäckerei, lässt sich aber auch selbst herstellen. Dazu: ein Quartett Aufstrich - vegan oder wurstig, ganz wie es gefällt.  Zum Spülen: Cuba Libre, natürlich mit Eis und Limetten. Variieren lässt sich der Geschmack über die Cola-Marke und die Art des Rums: weiß oder braun. Alkoholfrei erfrischt Eistee - mit oder ohne Zucker, Zitrone und Minze.

3. Wer kennt nicht nur Jogi Löw? Stadt-Land-F(l)ußball 

Ein Anfangsbuchstabe, sechs Rubriken - jetzt braucht's Antworten beim Stadt-Land-Fußball.
Foto: Christoph Weiss | Ein Anfangsbuchstabe, sechs Rubriken - jetzt braucht's Antworten beim Stadt-Land-Fußball.

"Leeeeeute! Das ist zu einfach!" Selten hat dieser Satz, den irgendwie jeder Kreisliga-Trainer schon einmal gesagt hat, besser gepasst. Für ein Spielchen, für das es weniger eines flinken Händchens als eines hellen Köpfchens bedarf. "Högschde Konzentration!" Den Namen dieses Trainers, der für diese zwei dialektalen Worte steht, werden wir bestimmt gleich brauchen. Bei: Stadt-Land-Flu... – äh, Fußball! Die Ausgangslage ist klar: Sechs Kategorien (Klub, Spieler beziehungsweise Spielerin, Trainer oder Trainerin, Nationalspieler und Nationalspielerin, Torjäger/Torjägerin sowie Stadion) gilt es auf dem gerasterten Zettel zu füllen - daneben steht die Spalte für die Punkte.

Nun braucht es eine klare Ansage: Jemand geht leise das ABC durch, jemand ruft "Stopp!" Schon gibt es einen Anfangsbuchstaben. Nun werden die Stifte geschnappt – los geht's. Nach diesen Regeln: Hat man als Einzige oder Einziger einen passenden Begriff in einer Kategorie, gibt's dafür 20 Punkte; sobald noch jemand ebenfalls etwas Richtiges gefunden hat, werden es je zehn – und haben mehrere der nicht von vornherein begrenzten Mitspielenden beim Buchstaben L den Trainer Jogi Löw auserkoren, lediglich fünf. Bleibt das Feld leer oder ist ein Fehler unterlaufen, gibt's nix. 

Nun können sich die echten Experten beweisen. Nur wer sich richtig gut auskennt (vor allem mit den an irgendwelche Drei-Buchstaben-Unternehmen verkauften Stadion-Namensrechten), wird hier etwas erben. Wir wollen ja schließlich nicht, dass der innere Kreisliga-Trainer noch rauskommt.

Snack & Getränk: Wo spielt man Fußball? Auf der grünen Wiese – die können wir tatsächlich trinken. Kein Scherz: Den Cocktail "Grüne Wiese" gibt es, in der DDR war er besonders beliebt. Man nehme Eiswürfel, 4 cl Blue Curaçao sowie 4 cl Sekt oder Wodka und zum Auffüllen Orangensaft. Alkfrei wird es mit O-Saft und nicht-alkoholischem Blue-Curaçao-Sirup. Zum Knabbern: Bierstangen. Wer sie selbst machen will, baucht für rund 20 Stängchen: 350 g Mehl, 1 Würfel Hefe (oder 1 Päckchen Trockenhefe), 1/8 Liter lauwarme Milch, 150 g zerlassene Butter, 1 TL Muskat, etwas Salz und Pfeffer, 1 Eigelb; zum Bestreuen Kümmel, Sesam, Mohn oder getrocknete Kräuter. Bei 200 Grad 10 bis 15 Minuten backen.

4. Das Eckige muss ins noch Eckigere: Tipp-Kick

Die Farbe der Hose entscheidet, wer den Ball beim klassischen Tipp-Kick spielen darf. 
Foto: Christoph Weiss | Die Farbe der Hose entscheidet, wer den Ball beim klassischen Tipp-Kick spielen darf. 

Klack. Weiß. Der Rote darf noch mal. Klack. Der Ball fliegt in die gegnerische Hälfte, hervorragende Position! Jetzt konzentrieren. Der Gelbe stellt sich mit zwei Kickerlängen Abstand flugs in den Weg. Schön aufs untere Eck geschlenzt, mit Effet an der gegnerischen Figur vorbei, doch: Klack! Der gelbe "Toni" fällt wie eine Bahnschranke zu Boden und schnippt den halb weißen, halb schwarzen Zwölfeckball zur Seite ins Aus.

Fußball-WM 2022 in Qatar? Kommt zu früh. Nicht nur, weil die Ansichten dort noch im düsteren Mittelalter stecken. Gefeiert wird erst zur Fußball-EM 2024 in Deutschland. Und zwar der König des Tischfußballs: 100 Jahre Tipp-Kick! Ein Team besteht aus Torhüter "Toni" – nach dem 1954er-Weltmeister Anton Turek benannt – und einer Zinkfigur mit beweglichem Schussbein. Wessen Hosenfarbe der Ball zeigt, darf ihn spielen. Ein Tor kann von überall erzielt werden, außer bei An- und Abstoß sowie Einwurf. Beim Schuss kommt es auf Wucht (wie stark das Knöpfchen getippt wird) und Technik (in welchem Abstand und Winkel der Fuß zum Ball steht) an. Gespielt wird laut Regelwerk zweimal fünf Minuten, das lässt sich aber nach Lust und Laune anpassen.

Die Classic-Version des Kult-Spiels kostet gut 30 Euro und kann mit Netz- statt Plastiktoren, Bande oder der Figur des Lieblingsklubs aufgehübscht werden. Muss aber nicht sein, denn letztlich liegt die Wahrheit auf dem Vlies (80 mal 47 Zentimeter) und das Eckige muss ins noch Eckigere. Unser Kick-Tipp: Den WM-Spielplan (64 Spiele) durchzocken, damit der Auslose-Quatsch der Fifa nicht umsonst war. Wer durch ist, nimmt sich Bundesliga und – hier wird's dann rustikaler, also öfter mal abziehen – die zweite Liga (jeweils 306 Spiele) vor. Die Mannschaften können unter allen Mitspielenden aufgeteilt werden. Und: Immer Ersatzbälle parat haben.

Snack & Getränk: Obacht: Sind die Finger zu fettig, flutscht die Figur weg. Obendrein: Konzentration und Kondition sind gefragt. Ergo: Höherprozentiges könnte sich negativ die Zielgenauigkeit auswirken. Außerdem ist ja jedes Spiel ein Endspiel und der schwierigste Gegner könnte der nächste sein. Also: Kiba (Kirsch-Bananen-Saft) mit Fruchtgehalt 100 Prozent bringt Vitamine mit und Nüsse im Studentenfutter geben dem Gehirn als Omega-3-Lieferanten Energie.

 
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    Protest, um in D als Verband mit Problembewusstsein wahrgenommen zu werden, aber nicht zu viel Protest, um Katar nicht zu verprellen. Schließlich geht es um den Sport. Wer‘s glaubt …
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  • Zeeder
    Ein dreifaches Hoch auf die Heuchelei!
    Was bringt es denn, wenn Fußballfans auf die WM verzichten? Das wirkt sich auf die Einschaltquoten aus und dürfte die Firmen ärgern, die Werbezeiten gekauft haben, weil deren Reichweite sinkt. In Katar ändert sich dadurch nichts. Und diejenigen, die sich so bitter beschweren, besonders die öffentlich-rechtlichen Sender, schicken wieder Heerscharen zur Berichterstattung nach Katar und haben der korrupten FIFA die Gelder aus Rundfunkgebühren für die Übertragungsrechte schon überwiesen. Schon vor Katar schien es ja nicht unüblich zu sein, dass WM-Austragungen käuflich waren. Und wenn ein Robert Habeck in Katar einen Bückling macht, um für D um verflüssigtes Erdgas zu betteln, Gas, das um 30 Prozent klimaschädlicher ist als Pipelinegas, ist das natürlich große Staatskunst und keine „klimatische Sünde“. Die Menschenrechtslage lässt man dann auch lieber unerwähnt. Und der DFB heuchelt mit der entstellten Regenbogenarmbinde munter mit: So viel
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