Die 10 ist im Fußball, da gibt's gar keine Frage, nicht irgendeine Rückennummer. Wer sie trägt, ist nicht selten das Herz einer Mannschaft. Die 10 steht für Spielintelligenz und Ideenreichtum. Sie zu tragen ist eine Ehre und manchmal auch eine Last. In der vergangenen Saison war es bei Fußball-Drittligist Würzburger KickersSimon Skarlatidis, bei dem die Nummer auf dem Trikot stand. Nun spielt der Deutsch-Grieche beim Liga-Rivalen in Kaiserslautern und die Kickers haben einen neuen Zehner: Albion Vrenezi. Der 25-Jährige ist von Zweitligist Jahn Regensburg ausgeliehen.
"Eigentlich war immer die 7 meine Nummer." Die ist bei den Kickers an Fabio Kaufmann vergeben. Die 10 aber war frei, und Vrenezi griff zu. Er hat sich einiges vorgenommen für die kommende Saison. "Ich sehe den Wechsel nicht als Rückschritt", sagt der Kosovare, der in München aufgewachsen ist: "Das kann ein richtig gutes Jahr werden, in dem ich viel spiele und dem Verein helfe, eine gute Rolle in eine starken Liga zu spielen. Und wenn das klappt, dann kann ich danach ja immer noch in der zweiten Liga voll angreifen."
Verenzi ist ein Spätstarter
Verenzi weiß, dass man im Fußball nichts überstürzen sollte. Er ist ohnehin ein Spätstarter. 22 Jahre war er bereits alt, als er aus der Bayernliga vom FC Unterföhring zur Zweitvertretung des FC Augsburg in die Regionalliga wechselte. Als Kind und Jugendlicher sei er etwas zu schmächtig gewesen, um bei den ganz großen Klubs für Interesse zu sorgen. "Ich habe viel beim Spielen auf der Straße, im Hof gelernt", erzählt er. Ein Kicker der Marke Straßenfußballer. "Ich möchte Tore schießen und vorbereiten." So wie in der Regionalliga beim FC Augsburg, als er in 64 Partien an 28 Toren beteiligt war. So soll's in Würzburg wieder werden. Über den Umweg Sandhausen, wo Vrenezi aber nur einige Wochen unter Vertrag gestanden hatte, war er schließlich 2017 in Regensburg gelandet. Seither war er beim Zweitligisten aber nicht mehr als ein Ergänzungsspieler. Einer mit unübersehbaren Qualitäten aber. "Ich habe, wenn ich gespielt habe, auch viele Standards geschossen", erzählt er und wirkt dabei gar nicht so, wie man sich einen Fußballprofi vorstellt. Bei den Kickers hat er schon während der Vorbereitung gezeigt, dass er der kreative Kopf im Mittelfeld werden kann. Und torgefährlich ist Vrenezi auch noch. Drei Treffer sind ihm in den Testspielen gelungen.
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Bedächtig und ruhig spricht Vrenezi. Er ist kein Sprücheklopfer. Aber er glaubt an seine Fähigkeiten. Und er glaubt nun genau an der richtigen Stelle zu sein. Als er mit Regensburg im Frühjahr ein Testspiel gegen die Kickers absolvierte, sei ihm gleich aufgefallen, wie gepflegt das Schiele-Team Fußball spielt. Nun ist er also erst einmal für ein Jahr Teil dieser Mannschaft, da mache es auch keinen Unterschied, dass er derzeit auf Leihbasis nach Würzburg gewechselt ist. "Für mich spielt das keine Rolle. Ich bin nun Teil dieses Vereins. Ich fühle mich sehr wohl dabei. Würzburg ist eine schöne Stadt. Ich identifiziere mich mit meiner Aufgabe. Und im Fußballgeschäft kann man nun ohnehin nicht sagen, was in einem Jahr los ist."
Er könne auch spielen wie ein klassischer Zehner, im Zentrum des Spiels, so Vrenezi: "Aber meine Lieblingsposition ist die Außenbahn. Vom Flügel zu kommen, Zweikämpfe zu suchen, das liegt mir." Und so hofft der Profifußball-Spätstarter auf eine erfolgreiche Drittliga-Saison: "Wir wollen möglichst schnell nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Und dann schauen wir einmal, was möglich ist", so Vrenezi.
Der älteste unter den 13 Neuzugängen könnte der Königstransfer der Kickers sein. Doch ausgerechnet beim Saisonauftakt gegen den FC Bayern München II an diesem Samstag müssen die Rothosen womöglich ohne ihre neue Nummer 10 auskommen. Als sich das Würzburger Team am Freitagnachmittag in Randersacker zum Abschlusstraining getroffen hatte, stand Vrenezi nicht mit auf dem Platz. Sein Fehlen wäre ein herber Verlust.