Am Wochenende startet für die Würzburger Kickers die erste Saison als offizielles Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum. Die U-13-, U-14- und U-15-Junioren spielen bereits in der jeweils höchstmöglichen Klasse ihres Jahrgangs. Der U 19 und U 17 soll dieser Schritt in den nächsten drei Jahren gelingen. Das wünschen sich Jochen Seuling und Ralf Santelli (51). Die Beiden haben die sportliche Leitung des NLZ inne, auf das der Drittligist große Hoffnungen setzt.
Spieler an den Drittliga-Kader heranführen
„Wir wollen und müssen ein Ausbildungsverein werden“, sagt Seuling, der seit vier Jahren bei den Kickers mit dem Nachwuchs betraut ist. „Konkret bedeutet dies, dass wir jedes Jahr zwei bis drei Spieler an den Drittliga-Kader heranführen möchten.“ Santelli, der erst im Juli zu den Rothosen gewechselt ist, spricht von mindestens einem Talent pro Saison, dass den Sprung nach oben schaffen muss. „Das sollte der Anspruch sein, wenn man diesen ganzen Aufwand betreibt“, erklärt der 51-Jährige.
Vereine in der Verantwortung
Santelli, der 2010 den Fußballlehrer in Köln gemacht hat, ist viel herumgekommen. Er war Co-Trainer und Scout bei Bundesligisten, vorübergehend Coach von Wacker Burghausen und unterklassigen Klubs wie zuletzt des Kreisligisten SV Hohenlinden (Lkr. Ebersberg). Auch im Jugendbereich von 1860 Rosenheim oder Red Bull Salzburg war der Deutsch-Italiener schon aktiv.
Die Chancen, sagt er, dass ein junger Fußballer heute Profi werde, seien zuletzt noch kleiner geworden. „Das liegt daran, dass die Anzahl, die oben in den Fördertrichter reinkommt, größer geworden ist.“ Es habe aber auch damit zu tun, dass sich viele Vereine mittlerweile in der Verantwortung sähen, weiß Santelli, dass sich die jungen Leute ein zweites Standbein durch eine gute Schulausbildung aufbauen. Darauf würden auch die Kickers großen Wert legen.
„Von klein auf bis zur U 15 wollen wir die besten Talente aus der Region zu uns holen – und zwar aus allen Ecken, von denen man noch in einer guten dreiviertel Stunde zum Training hierhergefahren ist“, bekräftigt Seuling. Bei den älteren Jahrgängen könne sich der Radius dann vergrößern. So wechselten in diesem Sommer einige Akteure von Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Nürnberg – von dort kam etwa der Ex-WFV-ler Andre Rumpel – dem FC Ingolstadt oder den Stuttgarter Kickers zur U 19 an den Dallenberg, die zum Großteil aus der letztjährigen U 17 besteht. Sie ist erstmals in die eingleisige Bayernliga vorgestoßen – also dorthin, wo die A-Jugend schon spielt.
Bozesan und Süßmeier weiter verantwortlich
Verantwortet werden beide Mannschaften weiterhin von Claudiu Bozesan (U 19) und Andreas Süßmeier (U 17). Ihnen stehen – wie den anderen NLZ-Teams auch – jeweils zwei Co-Trainer und ein Funktionsteam zur Seite. Während der älteste Kickers-Jahrgang am Samstag mit einem Auswärtsduell in Burghausen in die Saison startet, beginnt die U 17 tags darauf mit einem Heimspiel gegen die SpVgg Ansbach (12.30 Uhr, KRE Sportpark Sieboldshöhe).
Für die jüngeren Mannschaften ab der U 15 abwärts geht es nach den Ferien los. Bis auf die Partie der U 16, die als Neu-Landesligist erstmals an diesem Sonntag auf dem Kunstrasen in der Flyeralarm Arena spielt, werden alle Heimspiele auf der Sieboldshöhe ausgetragen. „Wir haben durch die Abmeldung unserer U 23 nicht nur finanzielle Ressourcen gewonnen, sondern auch Platz zum Trainieren und Spielen“, betont Seuling.
Kooperationen ausbauen
Ein Anliegen ist dem Volkacher auch das Netzwerk nach außen. Es soll von festen Kooperationen getragen werden. Nach dem TSV Aubstadt ist Eintracht Bamberg als Partner hinzugekommen. Außerdem schweben Seuling und Santelli Kooperationen mit einem Verein aus der Main-Spessart-Gegend und einem aus der badisch-schwäbischen Region vor. „Wichtig ist, dass die Schwerpunkte jeweils woanders liegen“, unterstreicht der NLZ-Leiter. Und natürlich, dass die Kooperationen mit Leben gefüllt würden. So könne er sich gut vorstellen, dass schon im nächsten Jahr ein 2001er-Jahrgang von der A-Jugend nach Aubstadt in die Regionalliga wechsle – und es womöglich über diesen Weg in den Profikader schafft. Zwei junge Talente haben die Rothosen zuletzt allerdings verloren: Aaron Zehnter und Fabian Wagner – beide Jahrgang 2004 – sind zu den Bundesligaschmieden von Augsburg und Hoffenheim gewechselt (wir berichteten).
Seuling und Santelli gehen damit gelassen um; sie hoffen auf ein Drehkreuz. „Natürlich hätten wir sie gerne behalten. Doch vielleicht kommen sie ja eines Tages zurück“, sagt Seuling. Und Santelli findet, dass es eine Auszeichnung für die schon geleistete Jugendarbeit bei den Kickers sei. Er selbst sehe es als seine Aufgabe an, für die Nachwuchstrainer da zu sein und an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. Und dann hat Santelli auch noch Südbayern als Scout im Blick, befindet sich seine Heimat doch bei Bad Aibling.