
Auf der Homepage der Basketball-Bundesliga prangte am Samstagabend noch groß das Bild von der Mannschaft des Mitteldeutschen BC, die den Sieg gegen die MHP Riesen Ludwigsburg vom vergangenen Mittwoch bejubelte. Gut, dass sich auch die FIT/One Würzburg Baskets am Samstag nach dem verdienten 86:76 (39:38)-Erfolg gegen den bisherigen Tabellenfünften zum Teamfoto trafen. Die Domstädter hatten sich einem Spiel, das bisweilen Play-off-Intensität bot, verdient durchgesetzt. Und auch wenn Sasa Filipovski natürlich immer Möglichkeiten zur Verbesserung sieht, ließ er sich dazu verleiten, vom bisher besten Saisonspiel seiner Mannschaft zu sprechen.
Würzburg gegen Weißenfels war in den letzten Jahren eigentlich nie ein Spitzenspiel, weil meist mindestens eine von beiden Mannschaften um den Klassenerhalt kämpfte. Das ist dieses Jahr anders. Die Sachsen-Anhaltiner sind eines der Überraschungsteams. Unter ihrem neuen lettischen Trainer Janis Gailitis haben die Wölfe nicht nur eine positive Bilanz, sondern haben auch schon den FC Bayern München in eigener Halle bezwungen. Der europäisch erfahrene Coach hat ein Team zusammengestellt, das die beste Offensive der Liga spielt und die zweitbeste Dreierquote in der bisherigen Saison aufweisen kann.
Würzburg nimmt Reaves aus dem Spiel
Nachdem beide Teams am Mittwoch zuletzt hart erkämpfte Siege feiern konnte, verlief das erste Viertel ruhig. Bis zum 15:15 nach zehn Minuten mussten sich beide Teams zurechtfinden. Es überzeugten die Verteidigungsreihen. Im zweiten Viertel nahm die Partie dann Fahrt auf und nach dem zweiten Dreier von Zac Seljaas führten die Baskets mit 29:23, auch weil der Weißenfelser Topscorer Spencer Reaves, Bruder von NBA-Star Austin Reaves, noch gar nicht im Spiel war. 15,5 Punkte erzielte der Deutsch-Amerikaner bisher pro Partie. Dieses Mal waren es auch wegen der Sonderbewachung durch Lukas Wank nur sechs Zähler bei schwacher Wurfquote.
Aus der soliden Verteidigung erspielten sich die Würzburger offensiv immer wieder freie Würfe auf dem Flügel oder gute Abschlüsse am Korb. Besonders das Schneiden entlang der Baseline funktionierte immer wieder hervorragend. Außerdem lieferte Maximilian Ugrai mit sieben Punkten in ebenso vielen Minuten bis zur Pause seine bisher beste Saisonleistung. Und dann war da ja noch Tyrese Williams. Der US-Amerikaner, der im Sommer als zu gut für das ProB-Team befunden wurde, sich dann aber lange mit der Rolle als siebter und damit überschüssiger ausländischer Spieler abfinden musste, sorgte für den Höhepunkt der bisherigen Saison.
Williams sorgt für den Höhepunkt
Hatte sich Williams im ersten Viertel noch beim Dunking leicht überschätzt, sorgte er gegen Ende des zweiten Viertels für kollektives Ausrasten in der ausverkauften tectake Arena. Selten fassten sich so viele Menschen gleichzeitig an den Kopf, nachdem er den Pass von Jhivvan Jackson in der Luft gefangen und trotz des Fouls über die ausgestreckten Arme von Michael Devoe in den Korb gehämmert hatte.

Trotz dieser spektakulären Szene brachte der 36-jährige US-Amerikaner Tyren Johnson die Wölfe nach der Pause erneut in Führung. Vor allem die Abschlüsse aus dem Zweipunktebereich trafen die Baskets bis zur Pause nicht effektiv genug. Zum Problem wurde, je länger das Spiel dauerte, auch, dass der bisherige Baskets-Topscorer Jackson kaum erfolgreich ins Spiel eingriff. Der Puerto-Ricaner führte zwar klug Regie und verteilte insgesamt sieben direkte Vorlagen, doch selbst kam er fast nur von der Freiwurflinie zu Zählbarem (13/13).
Seljaas sorgt für die Entscheidung
Mit einem 14:0-Lauf gegen Ende des dritten Abschnitts erspielten sich die Baskets ein kleines Polster fürs Schlussviertel, dass die Mitteldeutschen natürlich prompt ausglichen. Die Partie wurde zum offenen Schlagabtausch mit dem besseren Ende für die Würzburger. Bezeichnend für die Leistungssteigerung der Würzburger war dabei folgende Szene. Aufbauspieler Jackson wurde von den Gästen gedoppelt und fand den freien Owen Klassen auf Höhe der Freiwurflinie. An der Grundlinie bot sich wieder der starke Nelson Philipps an, doch der kanadische Center wusste, wo der Ball an diesem Abend und in dieser Situation hin muss: zu Kapitän Seljaas.
Der dreifache Familienvater, der vorher die Zuschauer schon mehrfach zum Anfeuern animiert hatte, stand frei an der Dreierlinie und schickte den Dreier ohne Ringberührung durch den Korb. Animation war in diesem Moment nicht mehr nötig, denn die Baskets gingen durch den Seljaas-Dreier mit 49 Sekunden vor Schluss mit 79:74 in Führung. Die Vorentscheidung in einem hochklassigen Bundesliga-Spiel.
Basketball: Bundesliga, Männer
FIT/One Würzburg Baskets – Mitteldeutscher BC 86:76 (15:15, 24:23, 25:20, 22:18)
Würzburg: Seljaas 20, Jackson 15, Williams 12, Philipps 11, Lewis II 10, Ugrai 9, Klassen 6, Steinbach 2, Wank 1, Kone, Belcek (beide nicht eingesetzt).
Weißenfels: Johnson 15, Devoe 15, Brewer 12, Callison 12, Breunig 11, Reaves 6, Tkachenko 5, Kovacevic, Bryant, Otto (nicht eingesetzt).
Rebounds: 40 – 30. Vorlagen: 17 – 18. Ballverluste: 16 – 14. Treffer aus dem Feld: 25/59 (42%) – 29/64 (45%). Dreier: 8/24 (33%) – 14/27 (52%). Freiwürfe: 27/31 (87%) – 10/13 (77%). Zuschauende: 3140.