Endlich ist es soweit. Nach über sieben Wochen darf Bayern seit Montag wieder Freiluftsport im Verein betreiben. Doch ausgerechnet der erste Tag ist der beschissenste seit langem, was das Wetter angeht. Es gießt in Strömen, das Thermometer zeigt unter 10 Grad Celsius. Den Rasenplätzen tut das richtig gut, dem menschlichen Wohlbefinden eher nicht. Nur einige Hartgesottene wagen sich zum Sport ins Freie.
Wo Sportanlagen öffnen: Freizeitsport: Was ab Montag erlaubt ist
Das ändert sich einen Tag später schlagartig. Jetzt lacht die Sonne wieder über Unterfrankens Sportanlagen – wie so häufig in letzter Zeit. Doch nun dürfen sie viele Vereinsmitglieder wieder betreten, um ihren Hobbys nachzugehen.
Auch beim Würzburger Reit- und Fahrsportverein an der Mergentheimer Straße ist das Leben zurückgekehrt. Junge Reitschülerinnen schwingen sich auf die Pferde. Knapp 300 Mitglieder hat der Verein, mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. "Es war und ist eine harte Zeit für uns. Die Pferde mussten ja weiter versorgt und bewegt werden", sagt der Vorsitzende Jochen Klingler und betont: "Wir leben von den Einnahmen aus den Reitstunden. Diese sind zuletzt komplett weggebrochen und auch nicht wieder aufzuholen. Trotzdem sind wir natürlich alle froh, dass es jetzt wieder losgehen kann."
Der professionelle Reitlehrer Lars Niebuhr empfängt zum Aufgalopp täglich drei Gruppen à vier Schüler. Ende der Woche wird noch eine vierte Einheit hinzukommen. "Mehr geht aufgrund der vielen Auflagen einfach noch nicht", erklärt Niebuhr. Sechser-Teams seien derzeit genauso wenig möglich wie Anfängerkurse. "Da kommt man sich zu nahe." Nach jeder Stunde müsse er unter anderem die Zügel und Teile des Sattels desinfizieren, erklärt der Reitlehrer: "Wenn Alkohol auf Leder trifft, ist das nicht gut fürs Material."
Da haben es die Tennisspieler gegenüber leichter. Sowohl beim TC Weiß-Blau Würzburg als auch auf der Anlage der TG Würzburg fliegt die gelbe Filzkugel hin und her. Fast alle Plätze sind an diesem Nachmittag belegt. Die meisten spielen Einzel, manche auch Doppel. Man ist im Glauben, dass dies im Training erlaubt sei. Bei der TGW, deren Tennisplätze einen Steinwurf entfernt liegen, wird der Nachwuchs von einem Trainer in Kleingruppen angeleitet. Die Stimmung ist gut.
Eine weitere traditionsreiche Sportart an der Mergentheimer Straße ist das Rudern. An den Bootshäusern und auf dem Wasser ist nicht allzu viel los. Unweit des neuen Gebäudes des Würzburger Rudervereins Bayern (WRVB) wagen sich zwei junge Frauen auf den Main. Erst im November haben sie mit dem Rudern begonnen. "Dann kam der Winter und Corona. Bestimmt haben wir jetzt alles verlernt", befürchten die beiden.
Dass sie schnell wieder auf Vordermann kommen, dafür sorgt ihr Trainer Wolfgang Bogner. Er darf wegen der Hygieneauflagen allerdings nicht zu den beiden ins Boot steigen. Grundsätzlich ist sogar nur Einer möglich. Weil die Studentinnen aber in einer Wohngemeinschaft leben, dürfen sie zusammen rudern – wohlgemerkt mit Mundschutz. Bogner setzt im Einser hinterher und schon kann die Übungsstunde beginnen.
Am meisten Betrieb herrscht an diesem Nachmittag auf der Höhe. Das Golfen boomt seit einiger Zeit in Würzburg. So haben die rund 950 Mitglieder des Golf Club Würzburg die Wiederaufnahme ihres Sports längst herbeigesehnt. Weil Golf keine Kontaktsportart ist und man im Freien ausreichend Abstand halten kann, hielt sich das Verständnis für die lange Pause doch sehr in Grenzen – zumal das Wetter oftmals blendend war.
Nun ist eine regelrechte Aufbruchstimmung zu spüren. Jörg Falckenberg wagt sich in bunter Hose auf den Platz. Der Veranstalter des Würzburger Sport- und Medienballs hat Anfang März als einer der ersten in der Region eine Veranstaltung abgesagt. Mittlerweile hält er viele Maßnahmen für überzogen. Jetzt dürfen Falckenberg und die anderen Mitglieder auf den riesigen Rasen zurückkehren – sogar in einer Vierergruppe.
"Lediglich auf den Abstand muss man achten. Ansonsten kann man wieder ganz normal golfen", sagt Präsident Bernhard May. Das Personal hat während des Corona-Lockdowns nicht geschlafen. Der Zustand des Platzes ist einwandfrei. "Die Kommunikation mit den Mitgliedern war uns in den vergangenen Wochen sehr wichtig. Daher haben wir umfassend in einem Blog berichtet, beispielsweise über die Arbeit der Greenkeeper", unterstreicht May. Die Zugriffszahlen seien überwältigend gewesen.
Auch das Freigelände an der Feggrube in der hinteren Sanderau ist wieder geöffnet. Einfach so betreten darf man es allerdings nicht. Eine Anmeldung in der TGW-Geschäftsstelle ist erforderlich – vor allem deshalb, damit es zu keiner Überbelegung kommt. Deren Leiter Raimund Schäfer berichtet, dass die Nachfrage bei den Abteilungen zunächst noch etwas verhalten gewesen sei. Doch das ändere sich gerade.
So haben bis Mitte der Woche bereits sechs TGW-Abteilungen einzelne Gruppen angemeldet, um entsprechend der Vorgaben zu trainieren. Ein Leichtathlet ist am Mittwochnachmittag auf der Tartanbahn zwar nicht zu sehen, dafür bewegen sich aber TGW-Basketballerinnen auf dem Hartplatz unter Anleitung von Coach Janet Fowler-Michel.
"Unsere Sport- und Fitnesskurse beginnen möglicherweise nächste Woche in einem zweiten Schritt", so Schäfer. Hier müsse man die Auslastung des Freigeländes abwarten. Auch andere Vereine dürfen dort trainieren. Derzeit liegt eine Anfrage der Triathleten des SV 05 Würzburg und einer Klettersektion des Deutsche Alpenvereins vor.
Von den beiden städtischen Außensportanlagen ist in dieser ersten Woche nur die Feggrube geöffnet. Am Montag kommt auch der Sanderrasen hinzu. Er wird werktags von 12 bis 20 Uhr offenstehen. Die Hygiene- und Abstandsregeln müssen selbstverständlich auch dort eingehalten werden.