Ist es nur eine vorläufige Absage mit Verlegung - oder gar eine endgültige mit Saisonaus? Das vermag zum jetzigen Zeitpunkt noch keiner zu sagen. Klar ist aktuell nur: Das für Samstag, 14. März (19.30 Uhr), terminierte Handball-Zweitligaspiel der SG BBM Bietigheim gegen die DJK Rimpar Wölfe findet nicht wie geplant statt und wird auch nicht nur vor 1000 zugelassenen Zuschauern ausgetragen.
Der gastgebende Verein reagierte am Mittwoch auf die aktuellen Coronavirus-Entwicklungen und fasste in Abstimmung mit den örtlichen Behörden, der Handball-Bundesliga (HBL) und dem Gästeklub diesen Entschluss. Das gab er auf seiner Homepage bekannt. "Die Gesundheit der Bevölkerung und damit auch aller Handball-Fans hat oberste Priorität", wird SG-Geschäftsführer Bastian Spahlinger zitiert.
In Rimpar hat die Absage sowohl Bedauern als auch Verständnis ausgelöst: "Aus sportlicher Sicht ist diese Maßnahme sicherlich sehr schade, doch die Wölfe können diese Entscheidung sehr gut nachvollziehen, denn die Gesundheit sollte immer Vorrang behalten", heißt es in einer Pressemitteilung.
Klatt warnt vor unabsehbaren Spätfolgen
"Vernünftig" nennt Ceven Klatt den Beschluss - "sowohl aus gesellschaftlicher Sicht als auch zum Schutz der Sportler". Der kommt dem DJK-Coach in der Debatte rund um die Verbreitung des Coronavirus "zu kurz". "Die Diskussion ist mir zu roh. Es wird fast ausschließlich darüber gesprochen, dass ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen geschützt werden müssen. Das ist natürlich wichtig. Aber auch Athleten gehören geschützt, und davon spricht kaum einer."
Dabei seien gerade auch Handballer in ständigem Kontakt miteinander und tauschten Körperflüssigkeiten wie Schweiß aus. "Wenn sich ein Spieler infiziert, dann hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich die ganze Mannschaft - und am Wochenende wird die Ansteckung dann in Spielen potenziert." Klatt betont: "Am Ende muss der Sport hinter der Gesundheit und dem Allgemeinwohl zurückstehen, auch wenn manche davon leben."
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Der 36-Jährige selbst ist als Profitrainer einer davon. Und er sieht schwierige Zeiten nicht nur auf seinen Klub mit dem ohnehin stets auf Kante genähten Etat zukommen. "Die Gelder, die nun durch Zuschauereinnahmen verloren gehen, werden noch nicht absehbare Spätfolgen nach sich ziehen. Im Prinzip müsste die ganze Lizenzierung für die nächste Saison noch mal gemacht werden, denn die Löcher, die jetzt aufklaffen, haben ja Auswirkungen auf die Etats der neuen Runde."
Wird die Zweitliga-Saison vorzeitig beendet?
Doch erst mal muss auf der außerordentlichen Sitzung der HBL am Montag (16. März) in Köln geklärt werden, ob die aktuelle Runde überhaupt bis zum Schluss ausgespielt wird oder vorzeigt beendet wie in der Deutschen Eishockey-Liga. Hinter verschlossenen Türen ist das offenbar ein mögliches Szenario, auch wenn darüber offen noch nicht diskutiert wird und es von Seiten der HBL am Dienstag noch hieß, es bleibe "vorrangiges Ziel, alle Entscheidungen bzgl. Auf- und Abstieg bis zum Saisonende unter gleichen Voraussetzungen für alle Zweitligisten im sportlichen Wettbewerb zu ermitteln".
"Ich habe mit vielen Trainerkollegen über die Situation gesprochen", berichtet Klatt. "Eine gerechte Lösung gibt es nicht, auch wenn 80 Prozent der Liga mit ihrem jetzigen Tabellenstand wahrscheinlich leben könnten." So wie Rimpar als aktueller Siebter. Am härtesten treffen würde es wohl den TV Emsdetten, der derzeit als 17. auf dem zweiten Abstiegsrang steht sowie Bietigheim, den VfL Gummersbach und den ASV Hamm-Westfalen die auf den Plätzen drei bis fünf noch realistische Chancen auf den Aufstieg hätten. Der HSC 2000 Coburg führt vor dem TuSEM Essen die Tabelle an und würde Stand jetzt aufsteigen. "Fände ich gerechtfertigt. Beide standen den Großteil der Saison ganz oben", meint Klatt.
Wölfe-Chef Sauer will keine Geisterspiele
Er trainiert mit seiner Mannschaft bisher ganz normal weiter. "Es wird ohne Spiele vielleicht nicht ganz einfach mit der Motivation und könnte durchaus eine gewisse Leere auslösen, wenn weitere Absagen kommen. Aber das ist dann auch mein Job, da auf die Spieler einzugehen. Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist."
Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer will auf der Ligaversammlung am Montag "dafür einstehen, dass keine Geisterspiele ausgetragen werden sollen", heißt es in der Pressemitteilung. Dieser Konsens sei am Dienstagabend intern getroffen worden. Der Rimparer Plan ist es bisher, 1000 Zuschauer zum nächsten Heimspiel am 22. März gegen Hamm-Westfalen zuzulassen.
Die erworbenen Tickets für das Spiel in Bietigheim behalten vorerst ihre Gültigkeit, lässt die SG BBM wissen. Ein möglicher unverbindlicher Ausweichtermin sei für den 19. April angedacht.